Reclam-Karree
Reclam-Karree
Graphisches Viertel
Inselstraße 22-24
04103 Leipzig
Kurzcharakteristik:
Das Objekt Inselstraße 22 – 24 umfasst das ehemalige Druckerei- und Verwaltungsgebäude des Reclam-Verlages. Haupterwerbszweig war der Buchdruck, hier insbesondere der Druck der “Reclams Universal – Bibliothek” sowie deren weltweiten Vertrieb.
Datierung:
um 1900
Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
In dem Objekt, auch unter der Bezeichnung “Reclam Haus” oder “Reclam Karree” bekannt, war von ca.1890 bis ca. 1992 ein weltbekanntes Druckerei- und Verlagshaus beheimatet. Zwischenzeitlich von 1970 bis ca.1992 (Stilllegung) war es unter der Bezeichnung “Graphischer Großbetrieb Interdruck” das größte grahische Unternehmen der damaligen DDR.
Reclam Verlag und ca. ab 1970 bis 1989 VEB Graphischer Großbetrieb “Interdruck”
Bau- und Firmengeschichte:
Das Druckerei- und Verlagsgebäude wurde im Zeitraum 1886 bis 1905 von dem Verleger Anton-Philipp Reclam in Auftrag gegeben. Architekt der imposanten Dreiflügelanlage war Max Bösenberg. Nach Kriegszerstörungen 1943/1945 teilweise wieder instand gesetzt, wurden 1993 -1996 durch den Eigentümer die Architekten Bunk – Hartung – Partner mit der Wiederherstellung des ursprünglichen Reclam-Ensembles betraut. Nach Abschluss der Bauarbeiten ist dieses jetzt wieder ein Glanzstück der Gründerzeit-Architektur in Leipzig. Das Gebäude beherbergt heute keine graphischen Betriebe mehr. Es wurde überwiegend zu einem Büro-und Geschäftshaus umfunktioniert. Einer der Hauptmieter ist derzeit (2013) das Max-Planck Institut für Mathematik.
Das einstige Kessel- und Maschinenhaus im Grundstück Inselstraße 24 (Hofseite) wurde zu einem Wohn- und Bürohaus umgebaut und dem Gesamtbild des Gebäudekomplexes Insel-, Kreuz- und Egelstraße angepasst.
Charakterisierung:
Der imposante Gebäudekomplex, ein hellgelber, viergeschossiger Klinkerbau, mit roten Gliederungen durchsetzt, wurde auf einem Sockelgeschoß errichtet. Das flache Dach, von einer Balustrade umgeben, bekam große allegorische Figurengruppen (nicht mehr vorhanden). Der gesamte Gebäudekomplex besticht noch heute durch eine Fülle plastischer Details des Buchgewerbes, geschaffen vom Bildhauer Adolf Lehnert.
Den Blickfang von der Schauseite (Inselstraße) bildet der ganz mit hellem Sandstein verkleidete Mittelrisalit. In dessen Dreiecksgiebel wurde eine von zwei Leipziger Löwen flankierte große Uhr gesetzt – ein Element des früheren Fabrikbaues.
Im Segmentgiebel steht das Monogramm “R” für den Verlagsnamen.
Im rechten Seitenrisalit sitzt in einem Rundbogen über einem Fenster Minervas Eule mit einem Buch und Lorbeer sowie einem Greif (Minerva ist die Göttin der schönen Künste, die Eule ein Symbol für Weisheit und der Greif steht für die Druckkunst).
Zwei von Lorbeer umrankte Portraitmedaillons von Schiller und Goethe finden sich ebenfalls am rechten Seitenrisalit (Das Drucken der Klassiker, inbesondere der im Wilhelminischen Kaiserreich sehr populären Werke von Goethe und Schiller, brachte dem Reclam Verlag immensen Geschäfterfolg.).
Entlang der Inselstraße ist ein Vorgarten mit Einfriedung angelegt. Am rechten Ende befindet sich eine an den Verleger Anton Philipp erinnernde Gedenktafel (Kreuzstraße).
Objektgröße:
Das Hauptgebäude Inselstraße 22 ist ca. 22 Meter hoch und ca. 65 Meter lang. Es ragt im rechten Winkel ca. 8o Meter in die Kreuzstraße hinein.
Quellen und Literatur:
Stadtarchiv Leipzig
Architekturführer Leipzig (Wolfgang Hocquél)
Sabine Knopf: Die Buchstadt Leipzig (Sax Verlag)
Bilder:
Kathrin Töpfer (September 2020)
Autor/in:
Peter Rosenbusch (März 2013)
Aktualisierung:
Kathrin Töpfer (März 2021)