Bahnhof Leipzig-Schönefeld

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Adresse: nördliches Ende der Elisabeth-Schumacher-Str (Nr.35), 04328 Leipzig (früher: Bahnhofstraße)

Stadtteil: Leipzig-Schönfeld / heute Paunsdorf

Industriezweig/Branche/Kategorie: Verkehrswesen / Eisenbahn

Kurzcharakteristik: ehemals Personenbahnhof an der Strecke Leipzig-Eilenburg mit Güterabfertigung. Später Erweiterung der Gleisanlagen zur Anlage für einen Rangierbahnhof
heute: Kein Personenbahnhof mehr, Anlage wird nur noch für Güterverkehr genutzt.

Datierung (Bauzeit): ab 1888 – 1907

Objektgröße:  nicht ermittelbar

Bau- und Firmengeschichte: Die Halle-Sorau-Gubener-Eisenbahn wollte auch Leipzig an die Fernverbindung nach Cottbus anschließen und erhielt von der Sächsischen Staatsregierung am 24.12.1872 die Konzession.
Die neue Strecke wurde am 01.11.1874 eröffnet und die Gleise berührten auch die Gemeinde Schönefeld, die 1915 nach Leipzig eingemeindet wurde.
Eine Fahrkarte nach Schönefeld konnte man ab dem 01.06.1888 lösen, erst dann erhielt der Ort vor den Toren Leipzigs einen eigenen Haltepunkt für Personenverkehr. Ein erstes Empfangsgebäude wurde in dieser Zeit am nördlichen Ende der heutigen Elisabeth-Schumacher-Str. errichtet. Ab 15.07.1896 Haltestelle für Güterverkehr.
Um 1906 wurde das Empfangsgebäude um- und ausgebaut und auch ein Personentunnel errichtet. Im gleichen Jahr galt die Anlage als Bahnhof. Aber der Personenverkehr entwickelte sich nicht so wie erhofft, lag doch der Bahnhof fast 2,5 km vom namensgebenden Ort entfernt. Laut Mitteilung der Königlichen Eisenbahndirektion Halle/S. vom 07.03.1908 wird der Bahnhof „Schönefeld bei Leipzig“ ab dem 01.05.1908 umbenannt in „Schönefeld/Preußische Staatseisenbahn“
Mit Inbetriebnahme des Leipziger Hauptbahnhofes 1915, wurde der Fernverkehr dieser Strecke nach dort verlagert. Ab 16.10.1920 Umbenennung in „Leipzig-Schönefeld“.
Am 02.November 1942 konnte man die letzte Fahrkarte von/nach Leipzig Schönefeld erwerben. An diesem Tag verließ der letzte Personenzug mit Fahrtziel Taucha den Bahnhof und der Personenverkehr wurde eingestellt. Seitdem wird auch der Nahverkehr in Richtung Eilenburg über den Hauptbahnhof Leipzig geführt.
Heute ist der Bahnhof Leipzig-Schönefeld in der Bevölkerung weitgehend vergessen.
Bessere Chancen im Güterverkehr: Im Zuge der Neugestaltung der Leipziger Bahnanlagen ab 1905 kam es auch in Schönefeld zu bedeutenden Erweiterungen. Grund war die hoffnungslose Überlastung der ehemaligen Leipziger Kopfbahnhöfe und die damit verbundenen Behinderungen im Güterverkehr. Es wurde ein beispielhafter Güterring für die wachsende Stadt Leipzig geplant. Die preußische Staatsbahn errichte in Leipzig-Schönefeld einen Übergabe- und Rangierbahnhof. Strecken nach Wahren, errichtet von der Preußischen Staatsbahn. Weitere Verbindungen nach Engelsdorf und Stötteritz, gebaut von der Sächsischen Staatseisenbahn, gingen am 01.Mai 1906 in Betrieb und verwirklichen Teile vom östlichen Leipziger Güterring.
Eine eigene Bahnmeisterei besorgte von 1905-1922 den Streckenunterhalt. Anschlussbahnen hatten von Schönefeld ihren Ausgang. Das Leipziger Arzneimittelwerk, die Akademie der Wissenschaften, Chemieanlagenbau und weitere Firmen nutzten die Bahn. Einige wenige Strecken werden noch heute bedient. So Kirow und ein Hersteller von Windenergieanlagen haben bis heute Gleisanschluss.
3 mal Elektrifiziert: Das hat nicht jeder Bahnhof erlebt. Der erste Fahrdraht ging am 01.05.1914 von Leipzig-Wahren (ebenfalls ein wichtiger Rangierbahnhof in Leipzig) nach Schönefeld in Betrieb. Da Kupfer im ersten Weltkrieg begehrt war, opferte man die Fahrleitung… Es folgt die 2. Elektrifizierung: ab 25.01.1921 ist Wahren wieder mit E-Loks erreichbar und ab 08.10.1922 Engelsdorf. Als Reparation für die damalige Sowjetunion ist am 31.03.1946 erneut Ende für den elektrischen Bahnbetrieb. (Nach vielen Mühen der Instandsetzung in Zeiten des 2. Weltkrieges). Nun ziehen wieder Dampflokomotiven die schweren Güterzüge zwischen den Leipziger Rangierbahnhöfen. Am 29.Mai 1959 kann dann die 3. Elektrifizierug eigeweiht werden und sorgt für Erleichterungen und Erhöhung der Streckendurchlassfähigkeit.
Ein Bahnhof – zwei Direktionen: Auch das gab es im Bahnhof Leipzig-Schönefeld. Mit Gründung der Deutschen Reichsbahn am 1. April 1920 gab es hier eine Infrastrukturgrenze: Die ehemals preußischen Strecken verwaltete die Reichsbahndirektion Halle/S, die ehemals sächsischen Strecken lagen in der Hand der Reichsbahndirektion Dresden. Ab 1934 war damit Schluss – die Reichsbahndirektion Halle/S verwaltete nun den gesamten Bahnhof.
Heutiger Zustand – Zukunft: Als Teil vom nördlichen Leipziger Güterring wird der Bahnhof noch heute im Ost-West-Güterverkehr um Leipzig durchfahren und genutzt. Brücken über die Permoserstr. warten noch auf ihre Auswechselung und auch 2 elektromechanische Stellwerke: Stw.I 1891 SN und Stw.II 1906 SÖ zum Teil mit Formsignalen sind (Stand Mai 2019) noch in Betrieb. Das Empfangsgebäude mit Güterschuppen, nach vielen Jahren Leerstand, verfällt langsam, auch durch Schäden am Dach. Das dazugehörige Wohngebäude wurde saniert und befindet sich in Nutzung. Der Wasserturm aus dem Jahr 1907 ist in der Nähe der Torgauer Straße noch vorhanden wie auch einige Nebengebäude und das Aborthaus. Durch Inbetriebnahme des Güterbahnhofes in Halle 2018 hat Schönefeld nur noch als Durchgangsbahnhof Bedeutung für Güterzüge.

Objektbeschreibung: Der ehemalige Personenbahnhof Leipzig-Schönefeld befindet sich in der Elisabeth-Schumacher-Str, gegenüber befindet sich eine Kleingartensparte. Die nächste Wohnbebauung ist relativ weit entfernt. An der Straßenseite ist der Treppenhausturm im oberen Teil in Fachwerk ausgeführt, was für die Leipziger Gegend relativ selten ist. Noch wäre das Empfangsgebäude mit angebauten Güterschuppen zu retten, wenn Schäden am Dach beseitigt würden und ein neuer Nutzer die Sanierung wagt. Ob jemals wieder Personenzüge den Bahnhof ansteuern, kann man nicht voraussagen. Vielleicht entwickelt sich die S-Bahn-Mitteldeutschland in den nächsten Jahrzehnten so extrem weiter und neue Verbindungen werden eingerichtet?

Quellen/Literatur/Links:

Autor + Bilder: Mathias Mann

Datum: Juni 2019