Alte Messe Sowjetischer Pavillon

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Titel des Objekts: Sowjetischer Pavillon und Halle 12

Adresse: Straße des 18. Oktober 44, 04103 Leipzig

Stadtteil: Zentrum-Südost

Industriezweig/Branche/Kategorie: Messe, Technik, Wirtschaft, Verbraucher

Kurzcharakteristik: Seit 1952 erhebt sich auf der heute ehemaligen Technischen Messe der „Sowjetische Pavillon“, der als Startpunkt für die Messerundgänge der Staats- und Parteiführung diente. Mit goldener Spitze und rotem Stern ist er weithin sichtbar. Dem schließt sich die ehemalige Messehalle 12 für Werkzeugmaschinenbau an.

Datierung: 1924

Objektgröße: Pavillon ca. 5.300 m² / Halle 12 ca. 11.300 m²

Ursprüngliche Nutzung: Großsporthalle, Messehalle für Werkzeugmaschinen und Portikus als Sowjetischer Messepavillon

Heutige Nutzung: Leipziger Stadtarchiv

Bau- und Firmengeschichte: Die heutige Halle 12 auf dem Gelände der ehemaligen Technischen Messe Leipzig wurde in den Jahren 1923 bis 1924 nach Plänen von Oskar Pusch und Carl Krämer errichtet. In den 1920er Jahren wurden in vielen Städten neue Sportstätten gebaut und auch Leipzig wünschte sich eine Halle, jedoch hatte die Stadt kein Geld. Der Inhaber der Messehalle, der „Verband der Werkzeugmaschinen“ erklärte sich bereit, sie in den Wintermonaten als Sporthalle zur Verfügung zu stellen. Der „Verein Sportplatz Leipzig“ übernahm die Kosten für die Innenraumumgestaltung. Da die Halle mit den Stadien nicht mithalten konnte, bekam sie durch die beiden ausführenden Architekten einen Portikus an die Ostseite. So konnte die neue Sporthalle am 8. Oktober 1927 mit 8000 Plätzen unter den Namen „Achilleion“ eröffnet werden. Sie blieb lange Zeit die einzige Großsporthalle in Leipzig. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Sporthalle stark zerstört. Ein Jahr nach Kriegsende fand die erste Messe wieder statt. 1950 bis 1952 wurden Fassade und Innenraum des Portikus‘ nach dem Vorbild Moskauer Bauten aus den 1930er Jahren umgebaut und er erhielt eine goldene Spitze mit rotem Sowjetstern. Das Achilleion wurde 1950 als „Sowjetischer Pavillon“ wiedereröffnet. Er diente nun als Startpunkt für die Messerundgänge der Staats- und Parteiführung. Im Pavillon befanden sich nur Verwaltungs- und Repräsentationsräume der Messe- und Ausstellungs-AG und die Halle 12 diente als Ausstellungshalle für die Maschinenbauindustrie.
Seit dem Umzug der Leipziger Messe 1996 auf das neue Messegelände, stand der Sowjetische Pavillon lange Zeit leer. Er wird sehr gern für Besucher geöffnet, Ausstellungen und Shootings finden statt. Doch ein neuer Eigentümer ließ sich nicht so leicht finden. Die Landesbank Berlin hatte Interesse und wollte ein IMAX-Kino einbauen, ebenso die benachbarte BIO-CITY mit Erhaltung des Pavillons und einem Teil- bzw. Komplettabriss der Halle 12. Auch die Stiftung Deutsches Holocaust-Museum war am Pavillon interessiert, die ein nationales Dokumentations- und Informationszentrum über die Zeit und die Verbrechen des Nationalsozialismus einrichten wollten. Oder ein angeblich reicher Russe, der hier ein Eishockey-Stadion mit eigener Mannschaft etablieren wollte. Aber nichts von dem ist passiert. Im Sommer 2014 beschloss der Leipziger Stadtrat, dass das Leipziger Stadtarchiv in den Pavillon ziehen wird. Beim Abriss der ehemaligen Ruhmeshalle, in der eine überlebensgroße Stalin-Staue stand, wurden hinter Verkleidungen zwei große Mosaiken entdeckt, die Sehenswürdigkeiten aus Moskau zeigen. Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden zwei restaurierte Ausschnitte auf der Fachmesse „denkmal“ im Jahr 2016 – sie werden aber zurück nach Moskau gehen. In den oberen Räumen befindet sich ein großes Wandbild aus dem Jahr 2008, das Stalin, Putin & Co. zeigt. Über der Ruhmeshalle befand sich ein hölzerner Dachstuhl. Das neue Stadtarchiv soll Ende 2018 neueröffnet werden. In der angrenzenden Halle 12 werden die Weihnachtsmarktbuden untergestellt. Künftig ist es hier geplant, Depots für die städtischen Museen einzurichten. In direkter Nachbarschaft befindet sich auch die Deutsche Nationalbibliothek.

Objektbeschreibung: Der Sowjetische Pavillon befindet sich an der Straße des 18. Oktober, gegenüber der ehemaligen Messehalle 7 (Soccerworld). Die Halle 12 steht an der Perlick- und Puschstraße und gegenüber der ehemaligen Messehalle 11 (HIT-Markt). Der Pavillon ist mit goldener Spitze und rotem Stern von weitem sichtbar und glänzt noch heute in der Sonne. Bei der Halle 12 dagegen gibt es eingeschlagene Fenster und abfallenden Putz. An der Perlickstraße liegen zudem seit Jahren UdSSR-Buchstaben, die einst auf dem Dach montiert waren.

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Dave Tarassow

Datum: 25.02.2018

Abbildungen: Dave Tarassow, 13.12.2014