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OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik

ab 1909:

DDR:
Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, OMEGA – Metallfaden und Glühlampen; auch Omega-Werke genannt
Firma nicht mehr existent (Nutzer des Gebäudes: VEB Polygraph)
heutige Nutzung: Industrieruine
Adresse:  Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil: Leutzsch
Datierung: 1909-1910
Industriezweig/Branche: Elektrotechnik
Objektgröße: Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus: denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615

Bau- und Firmengeschichte:

Nach 1900 musste die Firma Körting und Mathiesen den Niedergang des Bedarfes an elektrischen Bogenlampen feststellen. Aus Gründen der Markterweiterung in Großbritannien wurde eine Vertriebsfirma gegründet, gemeinsam mit den Allgemeinen Deutschen Elektricitäts Werken. Im Jahre 1909 gründete Körting und Mathiesen gemeinsam mit Wiener Westinghouse Gesellschaft eine Firma zur Herstellung von Metallfadenlampen, Bestandteilen von sowie vollständigen Beleuchtungskörpern. Ab 1910 lag die Tagesproduktion bei 5000 Lampen. Das Investment entwickelte sich nicht wie erhofft. Es wurden nur rote Zahlen erwirtschaftet.

Ab 1915 wurde der Betrieb wegen der dauernden Verluste eingestellt. Anschließend wurden die Anlagen und Sachwerte allmählich verkauft. Inwieweit die Situation im Zusammenhang mit dem seit 1914 begonnen 1. Weltkrieg in Relation stand, ist nicht bekannt.  

Das Fabrikgebäude wurde ab 1929 durch die Firma Hoh und Hahne übernommen.

Historische Postkarte mit Ansicht der Werke, um 1914

Objektbeschreibung

Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185 in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut. Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar.

1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude. Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt.

Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915
Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915 | Quelle: Fotothek des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig (Inv.-Nr.: F/9408/2005)

Mittlerweile ist ein Teil der Fabrikgebäude abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Im Jahr 2012 wurde das Gebäude zwangsversteigert. Es wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll (Stand 2020).

Quellen/Literatur/Links:

  • Antje Hagen: Deutsche Direktinvestitionen in Großbritannien, 1871 – 1918. Reihe Beiträge zur Unternehmensgeschichte, Franz Steiner Verlag 1997. Pkt. 6.4.2.1 Anstrich 53
  • Dr. David Blumenthal: Die Bedeutung der deutschen elektrotechnischen Spezialfabriken für Starkstrom-Erzeugnisse und ihre Stellung in der Elektro-Industrie. Springer Berlin (Verlag) 1915
  • Monika Kirst: Leutzsch: erlebt, erkundet, zugehört. 2. Band (Böhlitzer Hefte), Creativ Werbeagentur Kolb 2017
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Hoh_%26_Hahne (letzter Aufruf: 16.09.2023)
  • http://www.kandemlampen.de/index.php?seite=geschichte (letzter Aufruf: 06.10.2023)

Autor/in:        Frank Heyme

Datum:           2.4.2020

Bearbeitung: Corinna Klußmann, 16.09.2023




J.G. Schöne & Sohn Maschinenfabrik

ab 1850:
– ab 1857:
– ab 1859:
ab 1862:
– ab 1921:
– ab 1928
nach 1945 / DDR:
heute:
Mühlen- und Maschinenbau-Werkstatt F. M. Fritzsch
Fritzsch & Großer
Schöne & Großer
J.G. Schöne & Sohn
Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Hansa Karl Jurisch 
Auto-Werkstatt & -Handel Karl Wirth
Auto-Reparatur-Werkstatt, Wäscherei und andere kleine Firmen
Nutzung eines Restteils als Kultureinrichtung Garage-Ost
Adresse:  Hermann-Liebmann-Str. 67 (früher: Konradstraße 36-38), 04317 Leipzig
Ortsteil: Neustadt-Neuschönefeld
Datierung: ab 1857; ältestes bestehendes Gebäude von 1870
Industriezweig/Branche: Werkzeug-Maschinenbau, Gießerei
Objektgröße: unbekannt (geschätzt ca. 2.000 m²)
Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr.: 09293582

Bau- und Firmengeschichte:

Um das Jahr 1850 gründet F. M. Fritzsch in Volkmarsdorf, Nr. 88a, eine Mühlen- und Maschinenbau-Werkstatt. Die Werkstatt ist bald zu klein, deshalb zieht die Firma im Jahr 1857 unter dem Namen Fritzsch & Großer in die damalige Sophienstraße 129/130 der Nachbargemeinde Neuschönefeld um. Johann Gottfried Schöne, Hosenträger-Fabrikant in Großröhrsdorf bei Radeberg, kauft im September 1859 die Maschinenfabrik und führt sie unter dem neuen Firmennamen Schöne & Großer fort. Neuer Besitzer wird sein 21jähriger Sohn Gustav Otto Schöne, der aber bereits im Oktober desselben Jahres verstirbt. Carl August Großer scheidet im Jahr 1862 als Teilhaber aus. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei (ab 1860) firmiert zukünftig unter der neuen Bezeichnung J.G. Schöne & Sohn und Johann Gottfried Schöne, Fabrikant in Großröhrsdorf, und sein Sohn Samuel Ernst Schöne, in Neuschönefeld, werden als Inhaber ins Leipziger Handelsregister eingetragen.

Historische Abbildung der Maschinenfabrik J.G. Schöne & Sohn aus dem Jahr 1890 |
Quelle: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Leipzig 1892, S. 282/283

Im Juni 1863 wird eine kleine Eisen- und Messing-Gießerei und 1869/70 ein großes, etwa 36 Meter langes, dreigeschossiges Fabrikgebäude direkt an der Sophienstraße errichtet. Ab 1870 spezialisiert sich die Firma auf den Werkzeugmaschinenbau und die Herstellung von Maschinen zur Metallbearbeitung (u. a. Hobelmaschinen, Bohrmaschinen, Drehbänke, Fräsmaschinen).

Im Jahr 1873 verfügt die Werkzeugmaschinenfabrik über 110 Arbeiter und eine Dampfmaschine (30 PS). Nach dem Tod von Ernst Schöne übernimmt im Jahr 1875 seine Frau Agnes Pauline, geb. Schöne, die Firma. 1890 sind 200 Arbeiter im Unternehmen beschäftigt und es wird ein neuer Anbau an der Ecke zum Kirchweg errichtet. Die Leitung der Firma übernimmt Ingenieur Otto Müller, der zweite Ehemann von Agnes Schöne.

In den Jahren 1917 und 1920 laufen Konkursverfahren der Werkzeug-Maschinenfabrik und Gießerei J. G. Schöne & Sohn. Das Fabrikgebäude wird anschließend aufgegeben und die Firma aufgelöst.

Objektbeschreibung:

Die frühere Fabrikanlage befand sich im Gelände zwischen der früheren Kirch-, Sophien-, Rosen- und Clarastraße, das entspricht der heutigen Hermann-Liebmann-, Konradstraße und einem Teil des Freizeitparks Rabet.

In den 1950er/60er-Jahren wurde ein Großteil der Gebäude auf dem Areal abgerissen. Nur an der Ecke Hermann-Liebmann-/Konradstraße blieben ein Teil der alten Fabrikhalle aus dem Jahr 1870 sowie ein Anbau aus dem Jahr 1890 stehen. Die beiden Obergeschosse wurden 1967 abgetragen. Bis zum Jahr 2022 wurden diese beiden Restgebäude teilsaniert und sollen einer neuen soziokulturellen Nutzung zugeführt werden.  

Ecke Liebmann-/ Konradstraße | Foto: Harald Stein, Februar 2022

Quellen/Literatur/Links:

Autor/in:         Harald Stein
Datum:            30.11.2022




Kofferfabrik M. Mädler

früher:
DDR:
heute:

Adresse: 
Ortsteil:

Datierung:

Industriezweig/Branche:

Objektgröße:

Denkmalstatus:

Koffer- und Lederwarenfabrik Moritz Mädler
VEB Werkzeuge Leipzig
Wohnanlage

Luppenstraße 1, 04177 Leipzig
Lindenau

1886

Koffer- und Lederwaren, Leichtindustrie

Grundstück 4.790 m² – Nutzfläche ca. 4000 m²

Obj.-Dok.-Nr.: 09261543

Bau- und Firmengeschichte:

Carl Moritz Mädler gründete 1850 in Wurzen eine Lederwarenfabrik. Seine Söhne Paul und Anton verlagerten den Betrieb 1886 nach Lindenau bei Leipzig in die Luppenstraße 1, wo mit über 300 (später 550) Arbeitskräften Koffer und Taschen hergestellt wurden. Die Fabrik firmierte zu dieser Zeit als “Königlich Sächsische concessionirte Koffer- und Lederwaren-Fabrik Moritz Mädler”. Die hohe Qualität und Innovationen wie der Welt-Bahnkoffer machten die Firma weltbekannt.

Der eigentliche Durchbruch zum Weltruhm erfolgte 1894 nach der Patentierung eines Verfahrens zur Herstellung des Rohrplattengewebes (Patentschrift Nr. 85676). Die Rohrgewebsplatte bestand aus Rohrstäben, welche in Flachssegeltuch eingewebt waren. Durch dieses Verfahren war es möglich, leichte wasserdichte Koffer, Schrankkoffer und Hutkoffer herzustellen. Der Verkauf erfolgte zunächst ausschließlich über die firmeneigenen Filialen, ab etwa 1900 auch per Versand. Um die Jahrhundertwende wurde das Sortiment um Damentaschen erweitert, später kamen staub- und wasserdichte Autokoffer hinzu.

Der Bau eines Messehauses mit mondäner Passage über Auerbachs Keller (1912–1914) machte Anton Mädler über die Stadtgrenzen Leipzigs hinaus bekannt. In Leutzsch steht die Fabrikantenvilla, bekannt als Mädler-Villa, und bildet einen imposanten Gebäudekomplex.

Mädler-Villa in Leutzsch |
Quelle: https://www.leipzig-days.de/madler-villa-in-leutzsc/

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma nach Offenbach in Westdeutschland und in die Schweiz verlagert. Im Jahr 1984 meldete sie Konkurs an.

Objektbeschreibung:

Die historische Lederwaren- und Kofferfabrik Moritz Mädler wurde 1886 in Lindenau in Betrieb genommen. Das denkmalgeschützte Bauwerk ist in der damals fortschrittlichen Stahlbetonskelett-Bauweise errichtet worden. Es hatte einschließlich der Nebengebäude etwa 4.000 m² Nutzfläche, bei einer Grundstücksfläche von 4.790 m².

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in Lindenau stark beschädigt. In den nutzbaren Räumen residierte in der DDR der VEB Werkzeuge Leipzig und produzierte unter anderem Druckluftnagler. Ab 1990 erfolgte eine Zwischennutzung durch das neu gegründete Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO). 2012 begann die Sanierung des Gebäudekomplexes und der Umbau zu einer Wohnanlage.

Quellen/Literatur/Links:

https://www.deutsche-biographie.de/sfz126734.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_M%C3%A4dler
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:M%C3%A4dler_kofferfabrik_Leipzig.jpg
https://digiboard5.htwk-leipzig.de/ausstellung/aussteller/beispiele/koffer-und-taschenfabrik-moritz-maedler/

Autor/in:       Frank Heyme
Datum:          Februar 2021




Pianoforte-Mechaniken-Fabrik Flemming

vor 1945:

nach 1945:
ab 1972:
Heute:

Adresse:
Ortsteil:

Datierung:

Industriezweig/Branche:

Objektgröße:

Denkmalstatus:

Flügel- und Pianomechaniken-Fabrik Hermann Franz Flemming
bzw. Pianoforte-Mechaniken-Fabrik H. F. Flemming
H. F. Flemming KG
VEB Flügel- und Pianomechaniken, später VEB Pianounion
Ruine bzw. Industriebrache

Franz-Flemming-Straße 41, 04179 Leipzig
Leutzsch

1895

Musikinstrumentenbau, Fabrikation von Klavier- und Flügelmechaniken

Gesamtfläche des Werkes: 22.000 m²

Obj.-Dok.-Nr.: 09291930

Bau- und Firmengeschichte: 

Die Flügel- und Pianomechanikenfabrik gründete Franz Flemming im Jahr 1881. Nach kleineren Fabrikationsplätzen in Leutzsch wurde 1896 eine neue Fabrikanlage in der heutigen Franz-Flemming-Straße in Betrieb genommen.

Die Fabrikationsanlage bestand aus diversen Holzschuppen, einem Holzlagerplatz, Räumen für die Holztrocknung und diversen Räumen für die Herstellung von metallischen Halbzeugen sowie dem Bau von Spezialmaschinen. Hinzu kam ein Sägewerk. Die eigentliche Produktion der Mechaniken erfolgte in den Abteilungen Leistenherstellung, Zuschnitt, Bohren und Fräsen. Der nächste Schritt erfolgte in der Garnierabteilung, in der die Holzteile mit allerhand Tuchen, Stoffen, Filzen und Ledern versehen wurden. Danach dann das Zusammenfügen der Einzelteile und schließlich die Komplettierung zu einer Klaviatur.

Zeichnung der Klaviaturmechanik
Um durch Tastendruck einen Ton auf der Saite zu erzeugen, benötigt man eine äußerst komplizierte Mechanik, die sensibel und sicher reagieren muss | Technische Zeichnung von 1896

Die Fabrikanlage bedeckte eine Fläche von circa 22.000 m². Davon waren 650 m² bebaut mit Schuppen zur Unterbringung u. a. der Holzvorräte und circa 3.000 m² mit Fabrikanlagen. 18.350 m² wurden als Lagerplatz genutzt. Diese waren mit Gleisanschluss an die Sächsisch-Thüringische Staatseisenbahn versehen. Zum Entladen der Eisenbahnwaggons war eine Rampe von 130 m Länge vorhanden. Ferner durchzogen Feldbahngleise das Areal nach allen Richtungen. Die Fabrik enthielt auf drei Stockwerken 5.000 m² Arbeitsräume und war mit allen technischen Hilfsmitteln versehen. Besonders war auf größtmögliche Feuersicherheit geachtet worden. Angestellte der Firma unterhielten auch eine eigene Fabrikfeuerwehr.

Die nötige Betriebskraft wurde durch eine 175 PS Hochdruckdampfmaschine erzeugt, für welche zwei Heizkessel den notwendigen Dampf lieferten. Ferner lieferte das Gemeindeverbands-Elektrizitätswerk Leipzig Strom für 50 PS elektromotorische Kraft. Der Abdampf wurde hauptsächlich zur Heizung der Trockenanlagen verwendet, in der kalten Jahreszeit auch zur Erwärmung der Fabrikräume. Eine eigene Lichtzentrale lieferte den elektrischen Strom zur Beleuchtung des Etablissements. Die Fabrik verwendete circa 400 Spezialmaschinen und Apparate, die zumeist der eigenen Maschinenbau-Anstalt entstammen. Das Personal bestand aus 14 kaufmännischen und technischen Angestellten, circa 40 Meistern und Vorarbeitern sowie rund 300 Arbeitern.

Etwa in der Zeit um 1914 wurde Hermann Franz Flemming der Titel eines Kommerzienrates durch den sächsischen König Friedrich August verliehen. Die Fabrikate wurden in alle Erdteile verkauft. Piano- und Flügelmechaniken gingen an die Instrumentenbauer Steinway & Sons, Grotian-Steinweg, Schimmel, August Förster, Julius Blüthner, Niendorf, Bechstein, Rönisch, Julius Feurich, Ibach und an zahllose Abnehmer in Norwegen, Schweden, Finnland, Schweiz, Sowjetunion (Russland), Polen, Österreich, England, Australien und bis zur japanischen Firma Yamaha. Die Produktion des Betriebes betrug um diese Zeit etwa 14.000 Pianomechaniken und 4.500 Flügelmechaniken.

Nach dem Ersten Weltkrieg und nach der Weltwirtschaftskrise war das Produktionsvolumen etwas geringer als zuvor, aber die Firma behielt ihre herausragende Stellung auf dem Gebiet der Herstellung von Mechaniken für Klaviere und Flügel.

Nach 1945 wurde die Produktion wieder angefahren und gegen den Widerstand der staatlichen Organe als privatwirtschaftlicher Betrieb bis 1959 mit unterschiedlichem Erfolg weitergeführt. Im Jahr 1959 wurde eine staatliche Beteiligung an der Firma aufgenommen, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Die vollständige Verstaatlichung der Firma erfolgte im Jahr 1972. Danach existierte sie als VEB Flügel- und Pianomechaniken. Später erfolgten diverse Auslagerungen der Produktion und die Eingliederung in den VEB Pianounion. Die Ausstattung an Maschinen und Werkzeugen war am Ende wegen mangelnder Instandhaltung und fehlender Neuinvestition völlig verbraucht bzw. veraltet. Die Firma Flemming existierte da nicht mehr. Nach 1990 versuchten die Alteigentümer einen Neuanfang, der aber aufgrund der Rahmenbedingungen keine Aussicht auf Erfolg hatte.

Von der Fabrik steht nur noch die Ruine des Kopfbaus. Die Produktionsgebäude und die Nebengebäude wurden nach einem Feuer 1999 abgerissen | Foto: C. Klußmann, 2018

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Dr. Horst Siegemund und Frank Heyme

Datum: 25.02.2022




Die “Persilfrau”

Die Außenwerbung von Persil ist eines der beliebtesten Fotomotive entlang des Karl-Heine-Kanals: die sogenannte Persilfrau. Seit 1936 ziert ihr Antlitz die Giebelwand neben der König-Johann-Brücke an der Zschocherschen Straße.

Der Künstler und Plakatgestalter Kurt Heiligenstaedt entwarf die Dame in weißem Gewand für die Firma Persil im Jahr 1922. Seitdem wurden die Motive variiert, das Erscheinungsbild der Persilfrau selbst mit dem weißen Hut und dem knielangen, wehenden weißen Kleid jedoch blieb gleich.

Das Leipziger Wandbildnis ist Eigentum der Henkel AG & Co. KGaA. Sie ist die größte Außenwerbung, die die DDR-Zeit überdauert hat und wurde 1993 rekonstruiert. Dem ging eine private Initiative voraus: Der Fotograf Frank-Heinrich Müller setzte sich für den Erhalt der stark sanierungsbedürftigen Außenwerbung ein und wandte sich an die Firma Henkel, die umgehend reagierte und sich der Persilfrau am Karl-Heine-Kanal annahm. Leider wurde sie in der Zwischenzeit beschmiert, so dass sie nicht mehr in originalem Zustand zu sehen ist.

Autorin: Kathrin Töpfer, Dezember 2021

Quellen:
http://www.photographiedepot.de/content/2projekt/12_93persil.htm
https://www.persil.de/ueber-persil/history.html
(beide zuletzt aufgerufen am 20.12.2021)




Hoh & Hahne / Hohlux

ab 1899:
DDR:
Hoh & Hahne, Markenname: HOHLUX
VEB Polygraph Reprotechnik
heutige Nutzung: Hauptgebäude als Ruine, Nebengebäude z.T. abgerissen
Adresse:  Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil: Leutzsch
Datierung: 1899 gegründet, nach 1990 Stilllegung des Werke
Industriezweig/Branche: Maschinenbau, Herstellung von optischen Erzeugnissen (Fotoindustrie)
Objektgröße: Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus: denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615

Bau- und Firmengeschichte:

August Hermann Hoh und Friedrich Hahne gründeten 1899 eine Firma zur Herstellung von Repro- und Plattenkameras sowie “Lux”-Trockenplatten. Ab 1926 produzierten sie Reproduktions-Apparate unter der Marke Hohlux . Im Jahr 1929 erfolgte der Umzug in das Gebäude der OMEGA Werke in Leutzsch. Die Produktion umfasste fotomechanische Apparate und Hilfsmittel, u.a. Reproduktionskameras und Chemikalien. Die Repro-Einrichtungen erlangten wegen ihrer ausgezeichneten Funktion Weltgeltung. Die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft (KG) erfolgte 1941.

Es ist nicht dokumentiert, was während des Zweiten Weltkriegs hergestellt wurde, aber produziert wurde wohl auch für die Junkers Flugzeugwerke und die Wehrmacht. Auch ist davon auszugehen, dass Hoh & Hahne Zwangsarbeiter beschäftigte, da die Firma im Verzeichnis der NS-Zwangsarbeiterlager und -Gemeinschaftsunterkünfte aufgeführt ist.

Teile des Werkes wurden in der direkten Nachkriegszeit als Reparationsleistung von der Sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Seit 1950 stand die Firma unter treuhändischer Verwaltung und wurde 1953 ein Betrieb mit staatlicher Beteiligung, seit 1956 in der Rechtsträgerschaft der Deutschen Investitionsbank. Die Firma Hoh & Hahne wird 1962 aus dem Handelsregister gelöscht. Die Produktion und das Gebäude wurden als Omega Werke in den VEB Polygraph Reprotechnik überführt, die Druckmaschinen produzierte. Der VEB Polygraph wurde 1990 in eine GmbH umgewandelt und das Werk in Leipzig-Leutzsch stillgelegt.


Objektbeschreibung:

Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185 in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut. Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar. 1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude. Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt. Ein Teil der Fabrikgebäude sind mittlerweile abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Es soll unter Zwangsversteigerung stehen und wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll.

Laut Einleitung in den Bestand der Firma Hoh & Hahne im Sächsischen Staatsarchiv sind mehrere Fotoalben aus den 1930er Jahren, auch mit Aufnahmen des Fabrikgebäudes, erhalten. (Bestand: Sächsisches Staatsarchiv, 20787 Hoh & Hahne, Reproduktionstechnik, Leipzig, Nr. 015)

Quellen/Literatur/Links:

Autor/in: Frank Heyme

Datum: 26.3.2020 / Überarbeitet: November 2021 (Corinna Klußmann)




Wassertürme in Leipzig

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand durch die wachsende Bevölkerung und Industrie ein Mehrbedarf an Wasser, welcher durch die alten Wasserversorgungsanlagen nicht gedeckt werden konnte. Im Zuge dessen entstanden zahlreiche Wassertürme.

Wasserturm Böhlitz-Ehrenberg

Wasserturm Engelsdorf

Wasserturm Großzschocher

Wasserturm Liebertwolkwitz

Wasserturm Mockau

Wassertürme Möckern

Wasserturm Paunsdorf

Wasserturm Probstheida

Wasserturm Wahren




Wasserturm Großzschocher

Adresse: Wasserturmweg, 04249 Leipzig

Ortsteil: Großzschocher

Industriezweig/Branche/Kategorie: Wasserversorgung

Datierung: 1904 – 1905

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr. 09264688

Bau- und Firmengeschichte:

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand durch die wachsende Bevölkerung und Industrie ein Mehrbedarf an Wasser, welcher durch die alten Wasserversorgungsanlagen nicht gedeckt werden konnte. Im Zuge dessen entstanden zahlreiche Wassertürme.

Der 1904 errichtete Wasserturm hatte ursprünglich eine ziegelgedeckte kegelförmige Turmspitze, vier abgetreppte Zwerchhäuser und schmale Rundbogenfenster im Behältergeschoss. Nach der Eingemeindung Großzschochers musste das Fassungsvermögen von 300 auf 570 m³ erhöht werden. Der Turm wurde deshalb 1927-1928 umgebaut. Ursprünglich sollte der Turmkopf dabei einfach erhöht werden, doch man entschied sich für eine Neugestaltung – die markante äußere Form entstand!

Der Wasserturm wurde 1990 stillgelegt, der Wasserbehälter ist heute noch erhalten. Der Turm befindet sich in Privatbesitz.

Objektbeschreibung:

  • Ziegelmauerwerk mit gelber Klinkerfassade, nur am Sockel verputzt
  • Höhe: 40 Meter
  • Grundfläche: 133 m²
  • Wasserbehälter: kugelförmiger Hängebogenbehälter aus genietetem Stahlblech
  • Volumen: 570 m³
  • Stilllegung: 1990

Aus dem Denkmaltext: “Ein zweischichtiger Rundbogenfries leitet zum auskragenden Behältergeschoss über, in das in drei Reihen Lünettenfenster eingeschnitten sind. Deren Segmentbögen aus blauroten Hartbrandklinkern setzen sich wirkungsvoll von den gelben Mauerflächen aus dem gleichen Material ab. Das Motiv kehrt am Turmabschluss wieder, den drei übereinandergestellte Bogenreihen bilden, deren oberste durchbrochen ist.
Aufgrund seiner Gestalt und als Zeugnis der stadttechnischen Entwicklung besitzt das Bauwerk eine besondere landschaftsgestaltende, historische und technikgeschichtliche Bedeutung, die durch den erhaltenen Wasserbehälter noch verstärkt wird. Der Turmkopf reflektiert aktuelle architektonische Entwicklungen der 1920er Jahre und weist daher eine baugeschichtliche Relevanz auf.”

Mehr Leipziger Wassertürme gibt’s hier

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Kathrin Töpfer, Corinna Klußmann

Datum: November 2021




Wasserturm Liebertwolkwitz

Adresse: Zum Wasserturm 3, 04288 Leipzig

Ortsteil: Liebertwolkwitz

Industriezweig/Branche/Kategorie: Wasserversorgung

Datierung: 1903-1904

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr. 09259752

Bau- und Firmengeschichte:

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand durch die wachsende Bevölkerung und Industrie ein Mehrbedarf an Wasser, welcher durch die alten Wasserversorgungsanlagen nicht gedeckt werden konnte. Im Zuge dessen entstanden zahlreiche Wassertürme.

Der Wasserturm in Liebertwolkwitz wurde ab Oktober 1903 unter Leitung des königlichen Baurats und Zivilingenieurs Adolf Thiem erbaut. Das einwandfreie Grundwasser bestimmte den Standort.

2002 wurde der Wasserturm stillgelegt. Bis 2018 wurde er nach einem Eigentümerwechsel zu einem Wohngebäude umgebaut. Im Inneren des technischen Denkmals befinden sich jetzt vier Maisonette-Wohnungen, zwei davon auf 80 m², die anderen beiden auf 135 m² Fläche. Die 1,2 Millionen Euro teuren Umbaumaßnahmen beinhalteten u.a. den Einbau zusätzlicher Ebenen, Fenster und eines Aufzugs. Die ehemalige technische Ausstattung ging dabei verloren.

Objektbeschreibung:

Ziegelmauerwerk mit gelber Klinkerfassade
Höhe: 55 Meter / 52,5
Wasserbehälter: kugelförmiger Händebodenbehälter aus genietetem Stahlblech
Volumen: 300 m³

Gelbes Ziegelmauerwerk auf Beton-Fundament mit Akzenten aus roten Ziegeln an Sockel, Auskragung und den Ecken des Behältergeschosses. Auf der runden Basis des Turmes befindet sich ein oktogonales Behältergeschoss, zu dem im Inneren eine eiserne Wendeltreppe führt.

“Der Schaft des Turmes verjüngt sich von 14m am Turmfuß auf 10m unterhalb des Tambours
und leitet dann über Kragsteine zum leicht ausgestellten oktogonalen Behältergeschoss über, das wiederum
von einem spitzen Dach (Eisenkonstruktion) mit vier Walmgauben und einer durchfensterten Laterne
abgeschlossen wird.”

Mehr Leipziger Wassertürme gibt’s hier

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Kathrin Töpfer, Corinna Klußmann

Datum: November 2021




Wasserturm Wahren

Adresse: Pirolweg 7, 04159 Leipzig

Ortsteil: Wahren

Industriezweig/Branche/Kategorie: Wasserversorgung

Datierung: 1907-1909

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr. 09297740

Bau- und Firmengeschichte:

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand durch die wachsende Bevölkerung und Industrie ein Mehrbedarf an Wasser, welcher durch die alten Wasserversorgungsanlagen nicht gedeckt werden konnte. Im Zuge dessen entstanden zahlreiche Wassertürme.

Der Wahrener Wasserturm wurde zusammen mit mehreren Betriebsgebäuden für das örtliche Wasserwerk gebaut. Er ist weiterhin im Betrieb. Eigentümer sind die Kommunalen Wasserwerke.

Objektbeschreibung:

Stahlbetonbauweise
Höhe: 40 Meter
Grundfläche: 133 m²
Wasserbehälter: Stahlblech, genietet
Volumen: 570 m³

Aus dem Denkmaltext: “Charakteristisch für den Turm ist der hohe Sockel, an dem ein schmaler Eingangsvorbau angefügt wurde. Den Schaft gliedern Lisenen, die bis zur Behälterauskragung reichen. Diese wird optisch durch Konsolen abgefangen. Ein geschweiftes Dach bildet den oberen Abschluss des Turmkopfes. Gegenüber diesem wohlüberlegten Aufbau trat die sparsam angebrachte Bauornamentik zurück, die heute sehr wahrscheinlich aufgrund von Instandsetzungsmaßnahme der 1950er Jahre nicht mehr vorhanden ist. Andererseits unterstreicht diese Reduzierung die gelungene Gliederung der Baumassen. Als einem Beispiel der architektonischen Reformbemühungen nach 1900 auch und gerade bei Industrie- und stadttechnischen Bauten kommt dem Wasserturm eine baugeschichtliche Bedeutung zu […].”

Mehr Leipziger Wassertürme gibt’s hier

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Kathrin Töpfer, Corinna Klußmann

Datum: November 2021