Diese Freistempel stammen größtenteils von Leipziger Unternehmen. Sie dienten als Werbung und verweisen auf die angebotenen Produkte und teils auf die Adresse der Firma.
Vielen Dank für die freundliche Bereitstellung der gescannten Stempel an Angelika Förster.
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Freistempel sind von einer Frankiermaschine erzeugte Stempelabdrucke mit Wertzeichencharakter, die zur Freimachung von Postsendungen dienen. Unterschieden wird im Allgemeinen nach Standort des verwendeten Freistemplers zwischen Postfreistempel(von der Post gestempelt) und Absenderfreistempel(vom Absender, z. B. einer Firma gestempelt). In der Gestaltung zeigen sich Freistempelabdrucke sehr variabel, bestehen in der Regel jedoch aus dem eigentlichen Wertstempel mit der Angabe des entrichteten Portos (sowie der Landesbezeichnung oder dem Namen der Postanstalt, welche die Sendung befördern sollte) und einem Orts- bzw. Datumsstempel. Beim Absenderfreistempel findet sich darüber hinaus ein Bereich, der für Absenderangaben und Werbung zur Verfügung steht. Gemäß Bestimmungen des Weltpostvereins war für den Freistempelabdruck – zumindest im internationalen Verkehr – die Stempelfarbe Rot vorgeschrieben, seit Beginn des 21. Jahrhunderts wird aber häufig auch die Farbe Blau verwendet, die sich durch bessere Lesbarkeit auszeichnet und so der maschinellen Postverarbeitung dienlicher ist. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Freistempel#Absenderfreistempel
Aktienbrauerei Gohlis
Adresse:
Georg-Schumann-Straße 105, 04155 Leipzig
Ortsteil:
Gohlis-Süd
Adresse historisch:
Hallesche Straße, später Hallische Straße (bis 1945)
Gemarkung und Flurstück:
221/3, 221/5
Firmen-Bezeichnung:
1872 Gohliser Actien-Brauerei 1950 Aktienbierbrauerei Gohlis 1952 VEB Brauerei Gohlis 1964 VEB Sachsenbräu Leipzig , Werk III Gohlis 1991 Sachsenbräu AG und Schließung des Betriebes 2006 Abbruch 2010 Stadtteilzentrum Gohlis mit Bibliothek und Einkaufszentrum
Datierung:
Erbaut 1871
Industriezweig/Branche:
Getränkeherstellung
Objektgröße:
ca. 20 000 m² im Jahr 1944
Denkmalstatus:
Objekt-Dokument-Nr.: 0926421 (Kelleranlage, Toreinfahrt und Pförtnerhaus)
Bau- und Unternehmensgeschichte
Die Gohliser Actien-Brauerei wird ab 1871 an der damaligen Halleschen Straße erbaut. 1872 erfolgt der Eintrag in das Firmenregister und der Braubetrieb beginnt. Das Grundstück umfasste zur Zeit größten Ausdehnung das Areal von der Halleschen Straße und Hohe Straße (heute Georg-Schumann-Straße und Breitenfelder Straße), im Süden bis zur Lange Straße (heute Eisenacher Straße) sowie östlich bis zur Georgstraße (heute Natonekstraße).
Aktienbierbrauerei Gohlis um 1872 | Quelle: Wikipedia Media Datei, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gohliser_Aktienbrauerei_1872.jpg
Das Hauptgebäude der Brauerei zog sich in Nord-Süd-Richtung über das Gelände und bestand aus der Mälzerei mit Getreideböden sowie Büro- und Aufenthaltsräumen, der Darre (Trocknung des Grünmalzes) und dem Sudhaus mit anschließendem Maschinenhaus. Die jeweilige Nutzung war gut an den unterschiedlichen Fenstergrößen erkennbar. Nachträglich kommt ein eingeschossiger Vorbau zur Hofseite für die Kühlmaschine hinzu. Weiter südlich vom Gebäude werden zweigeschossige Gärkeller, unterirdische Lager- und Eiskeller sowie Anbauten für die Verladung und Abfüllung errichtet. Im Laufe der Zeit werden weitere Wirtschaftsgebäude und Lager hinzugefügt. An der Ecke der Halleschen und Georgstraße (heute Georg-Schumann-Straße und Natonekstraße) befindet sich ein Brauereiausschank, bekannt als Bräustübl.
Ursprünglicher Gebäudegrundriss der Gohliser Aktienbrauerei | Lageplan: Ralf Meisel, 2024
Produktpalette
Die Brauerei produziert verschiedene Biere unter der eigenen Marke Gohliser Biere, z. B. Gohliser Pilsner, Märzenbier, Lagerbier, Bockbier oder Bayrisch nach Culmbacher Art. Der Ausschank erfolgt in bekannten Leipziger Gastwirtschaften, z. B. im Kaiser Friedrich, Schillerschlößchen, Dorotheengarten und Goldenen Anker. Es werden aber auch alkoholfreie Getränke hergestellt.
Vermutlich durch den nachlassenden Bierkonsum infolge der Inflation werden offenbar nach 1920 Teile der Gär- und Lagerkeller einschließlich Eiskeller entbehrlich. Es kommt zum teilweisen Umbau für die Herstellung von Konserven sowie zur Nutzung durch eine Autowerkstatt mit Garagen (Fa. Gustav Haferkorn & Co., Breitenfelder Straße). Außerdem erfolgt eine Bebauung im südlichen Grundstücksteil mit eingeschossigen großflächigen Schuppen zur Vermietung.
Anzeige der Aktienbrauerei Gohlis – Leipziger Tageblatt vom 6. Juni 1901 | Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=118050067
Auch die 1918 eingeführte Biersteuer hat ihre Auswirkungen. Auf der rückwärtigen Giebelwand des Bräustübl war zu lesen:
Gute Biere soll durch Steuern man dem Volke nicht verteuern. Folgt dem Rat, ihr weisen Fürsten: Laßt den armen Mann nicht dürsten!
Spruch an der Giebelwand des Bräustübl
Namenswechsel
Ab 1943 ist die Riebeck-Brauerei AG Leipzig Großaktionär der Brauerei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Brauerei 1950 in Aktienbrauerei Gohlis umbenannt und 1952 umgewandelt zum volkseigenen Betrieb unter dem Namen VEB Brauerei Gohlis. 1956 erfolgt die Angliederung an den VEB Sachsenbräu Leipzig, ab 1964 als VEB Sachsenbräu Leipzig, Werk III Gohlis. Von 1969 bis 1990 wird die Brauerei als Betriebsteil Gohlis des VEB Sachsenbräu im VEB Getränkekombinat Leipzig geführt.
“Bleichert-Eidechse”* der Actien-Bier-Brauerei Gohlis, Werbeanzeige der Firma Bleichert von 1928 | Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bleichert_Eidechse_ABG_1928.jpg
Im Jahr 1972 stellt die Firma die Bierproduktion ein und in den folgenden Jahren nur alkoholfreie Getränke, wie Lipsona-Limonade und die beliebte Club-Cola, her. Der Versuch 1991, die Brauerei als Teil der Sachsenbräu AG Leipzig – Betriebsteil Lipsona weiterzuführen, scheitert noch im selben Jahr. Auf die Einstellung der Produktion folgt Leerstand, welcher zum Verfall der Gebäude führt.
Ende 2005 erwirbt die Kaufland Stiftung & Co. KG das Areal. Wegen der massiven Schäden wird im Jahr 2006 das alte Brauereigebäude oberirdisch abgebrochen. Nach einem Brand im gleichen Jahr ist auch das Gebäude mit dem Bräustübl stark beschädigt. 2008 beginnt der Bau des heutigen Stadtteilzentrums Gohlis mit Einkaufszentrum und Bibliothek.
Ehemaliger Standort Brauerei, Breitenfelder Straße | Foto: Ralf Meisel, 2024
Ehemaliger Standort Brauereigebäude, heute Stadtteilzentrum | Foto: Ralf Meisel, 2024
Auf dem heutigen Areal erinnert nur wenig an die ehemalige Brauerei. Zu sehen sind noch das Eingangstor an der Georg-Schumann-Straße und das frühere Pförtnerhaus. An einem Pfeiler des Tores ist eine Informationstafel angebracht. Von der alten Brauerei sind Teile der denkmalgeschützten Kellergewölbe erhalten. Geplant ist, die Brauereigewölbe für Gastronomie und kulturelle Zwecke zu nutzen. Stand Januar 2024 wird noch ein interessierter Investor gesucht. Die neuen Gebäude rechts und links des Stadtteilzentrums fallen durch ihre markanten roten Klinker-Fassaden auf und könnten von ihrer Architektur her auch Brauereigebäude sein.
Mit der Errichtung des Stadtteilzentrum wird das Stadtbild und das Wohnumfeld an dieser Stelle deutlich aufgewertet, im Wesentlichen durch die Schaffung von Einrichtungen für Einkauf, Dienstleistungen und Versorgungsfunktionen einschließlich notwendiger Parkmöglichkeiten. Die Stadtteilbibliothek Erich Loest ist ein wichtiger Teil des kulturellen Angebotes in Gohlis.
Datum: Januar 2024 Abbildungen: Bild 1 – Wikipedia Media Datei Oktober 2021 – Aktienbierbrauerei Gohlis um 1872 | Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gohliser_Aktienbrauerei_1872.jpg, 21.05.2024 Bild 2 – Ursprünglicher Gebäudegrundriss der Gohliser Aktienbrauerei | Lageplan: Ralf Meisel, 2024 Bild 3 – Anzeige der Aktienbrauerei Gohlis – Leipziger Tageblatt vom 6. Juni 1901 | Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=118050067. 21.05.2024 Bild 4 – Bleichert-Eidechse der Actien-Bier-Brauerei Gohlis, Werbeanzeige der Firma Bleichert von 1928 | Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bleichert_Eidechse_ABG_1928.jpg, 21.05.2024 Bild 5 – Ehemaliger Standort Brauerei, Breitenfelder Straße | Foto: Ralf Meisel, 2024 Bild 6 – Ehemaliger Standort Brauereigebäude, heute Stadtteilzentrum | Foto: Ralf Meisel, 2024 Bild 7 – Ehemaliger Standort Brauerei, Informationstafel | Foto: Ralf Meisel, 2024 Bild 8 – Ehemaliger Standort Brauerei, früheres Pförtnerhaus | Foto: Ralf Meisel, 2024 Bild 9 – Ehemaliger Standort Brauerei, altes Eingangstor | Foto: Ralf Meisel, 2024
Bearbeitungsvermerk: Diese Objektbeschreibung stellt den derzeitigen Bearbeitungsstand dar. Berichtigungen, Ergänzungen und Hinweise sind immer willkommen.
* Die “Bleichert-Eidechse” ist ein elektrischer “Karren” den die Firma Bleichert seit den 1920er Jahren produzierte. “In Leipzig bringt die Firma Bleichert, ein Hersteller von Seilbahnen von Weltrang, Anfang der 1920er Jahre ihr erstes Elektromobil auf die Straße: die Bleichert-Eidechse. Der kleine, wendige Transporter wird in engen Werkshallen eingesetzt und transportiert Gepäck auf dem Leipziger Hauptbahnhof.” https://www.mdr.de/geschichte/mitteldeutschland/orte/leipzig/bleichert-eidechse-e-autos-elektroauto-100.html(Zuletzt aufgerufen am 16.06.2024)
Julius Ferdinand Blüthner beginnt am 7. November 1853 mit zunächst drei Mitarbeitern die Fertigung von Flügeln in einer gemieteten Werkstatt in der Westvorstadt, Ecke Plagwitzer/Weststraße (heute Ecke Friedrich-Ebert-/Käthe-Kollwitz-Straße). Zuvor lernte er als Tischler in einer Pianofabrik, stimmte und reparierte Klaviere und Pianos. Den ersten Flügel verkauft Julius Blüthner im Februar 1854. In den folgenden Monaten produziert die Firma einen Flügel pro Monat. Im selben Jahr erhält ein Blüthner-Flügel eine Auszeichnung und die Nachfrage steigt, so dass Blüthner 1855 bereits zehn Mitarbeiter hat.
Julius Blüthner geb. 11. März 1824 – gest. 13. April 1910 | Abb.: aus Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur 75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928.
Blüthner entwickelt die „Blüthner-Patentmechanik“, eine neue Repetitionsmechanik, welche durch Einfachheit zu größtmöglicher Klangschönheit aber auch zu längerer Haltbarkeit führen soll. Diese Variation der Stoßzungenmechanik ohne Repetierschenkel, auch „englische Mechanik“ genannt, wird 1856 patentiert. Sie wird in den folgenden Jahrzehnten in vielen Flügeln, auch von anderen Instrumentenbauern, neben der herkömmlichen Doppelrepetitionsmechanik (mit Repetierschenkel) verwendet.
Frühe Erfolge
Ab 1860 steht ein Blüthner-Flügel im Gewandhaus und wird bespielt. Das 500. Instrument wird im Jahr 1862 fertiggestellt. Die gemieteten Räumlichkeiten sind bald zu klein, obwohl inzwischen auch die oberen Stockwerke mitbenutzt werden. Zwischen 1859 und 1864 kauft Julius Blüthner das Grundstück auf dem die Werkstatt liegt und baut eine Fabrik für bis zu 100 Arbeiter, deren Grundriss er selbst entwirft. Auf dem rechtsstehenden Grundriss sieht man die verschiedenen Grundstücke. Die Kennzeichnung der Gebäude finden sich teils in Klammern (z. B. [M]) im Text wieder.
1864 beginnt die industrielle Fertigung mit zunächst 37 Arbeitern, die sich jedoch schnell auf die eingeplanten 100 Mitarbeiter erhöhen.
Grundriss der Fabrik | Quelle: Oscar Laffert: K. S. Hof-Pianoforte-Fabrik von Julius Blüthner in Leipzig. Leipzig 1876.
Die Blüthner-Fabrikate werden 1867 nicht nur auf der Weltausstellung in Paris, sondern auch auf der Industrieausstellung Chemnitz ausgezeichnet: „wegen vorzüglicher Ausführung seiner Flügel und Pianos besonders aber für selbstständige Construction der Flügel und vorzüglicher Spielart und Tonschönheit derselben“, so die Begründung. Die Ausstellungen bringen den Blüthner-Produkten große Aufmerksamkeit, die Nachfrage steigt.
Damit wird die Steigerung der Produktionszahlen notwendig, was wiederum zur mehrfachen Vergrößerung der Fabrikanlagen zwischen 1868 und 1870 führt sowie die Inbetriebnahme einer Dampfmaschine als Hauptantriebsquelle. Zur Fabrik gehört jetzt auch ein Holztrocken-Speicher [GI] mit mehreren Stockwerken, in dem die Hölzer nach mehrjähriger Lagerung im Freien als Vorbereitung auf die Verarbeitung sechs Monate gelagert werden. Die Fabrik beschäftigt inzwischen 300 Mitarbeiter. Das Fabrikgebäude wird um einen dritten Flügel erweitert sowie um ein Gebäude für eine große Säge zum Schneiden der Stämme und weiterer kleinerer Sägen. Zudem wird ein eigener „Concertsaal“ eingerichtet. Einige Werkstätten müssen im Laufe der Zeit ausgelagert und außerhalb des Fabrikgeländes untergebracht werden.
Die Neu-Entwicklung: Der Aliquot-Flügel
Mitte der 1870er Jahre entwickelt Julius Blüthner einen neuen Flügel-Typ, den Aliquot-Flügel. Das Besondere ist die zusätzliche, gedämpfte Saite pro Ton, die eine Oktave höher gestimmt ist und ab der oberen Mittellage mitschwingt und damit die Hörbarkeit der Obertöne, Aliquoten genannt, verstärkt. So entsteht eine besondere Tonfülle und ein schöner Gesamtklang. 1876 meldet Blüthner das Patent an und entwickelt im Laufe der Jahre verschiedene Varianten dieses Typus.
Über eine Niederlassung in London und einem weltumspannenden Vertriebsnetz werden die Instrumente in immer größerer Anzahl vertrieben. Die Arbeiterzahl beträgt Mitte der 1870er Jahre über 800 Personen. Blüthner ist ein Großbetrieb:
Abb.: Julius Blüthner, Heinrich Gretschel: Lehrbuch des Pianofortebaues. Weimar 1872.
„Nicht aber im Sinne einer geisttötenden Mechanisierung, einer schablonenmäßigen Fließarbeit, einer entseelten Massenfabrikation O nein! Wo die Schaffensfreude der Mitarbeiter gefehlt hätte, da wäre gerade bei dem feindifferenzierten Klavierbau der Rückgang besiegelt gewesen. Die hier zusammenwirkenden Intelligenzen fordern einen gewissen Spielraum, den der kluge Fabrikherr nicht einschränkte.“
Festschrift zum 75-jährigen Bestehen, 1928, S. 8
1888 baut Blüthner ein Sägewerk in Leutzsch in der heutigen Franz-Flemming-Straße mit angeschlossenem Holzlager für die benötigten Hölzer. So kann der wachsende Bedarf an zugeschnittenen Hölzern gedeckt werden. Das Stammwerk in der Plagwitzer Straße verfügt um 1890 nach mehreren Erweiterungen und Neubauten über eine Produktionsfläche von rund 55.000 m² – manche Quellen sprechen gar von 100.000 m². Die Arbeitsfläche wird innerhalb von 15 Jahren mehr als verdoppelt und Blüthners Pianofortefabrik zu einer der größten in Europa. Um die Jahrhundertwende hat die Firma rund 750 Mitarbeiter und die Jahresproduktion 1903 beträgt 3000 Stück.
Dampfsägewerk der Firma in Leutzsch | Quelle: Abb.: Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur 75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928
Hofpianofortefabrikant
Blüthner beliefert die Aristokratie und namhafte Künstler dieser Zeit mit Instrumenten, sodass er 1865 den Titel „Hofpianofortefabrikanten – königlich-sächsischer Hofpianofabrikant des König Johann von Sachsen“ verliehen bekommt. 1870/71 erhält er die Anerkennung zum königlich-sächsischen Kommerzienrat durch König Johann von Sachsen. Ab 1902 bringt die Firma Hupfeld aus Leipzig ein automatisches Klavier, auch Reproduktionsklavier genannt, ähnlich dem amerikanischen Pianola auf den Markt. Es heißt Phonola und Hupfeld wird damit in Deutschland und Europa Marktführer. Auch Blüthner-Flügel werden mit den Phonola-Systemen von Hupfeld und anderen Fabrikanten ausgestattet.
Firmengründer Julius Blüthner stirbt am 13. April 1910. Seine drei Söhne führen den Betrieb in Folge fort. Max Blüthner übernimmt die technische Leitung, Dr. Robert Blüthner die kaufmännische Leitung und Bruno Blüthner ist zuständig für die Produktion der Konzertflügel. Er übernimmt nach dem Tod seines Bruders Max 1919 die technische Leitung.
Auch an der Pianofabrikation bei Blüthner geht der Erste Weltkrieg (1914-1918) nicht spurenlos vorbei: Mitarbeiter werden zum Militärdienst einberufen, Kontakte ins Ausland gehen verloren und Musikinstrumente sind kaum gefragt. Die Fertigung wird auf Produkte für das Militär umgestellt. Nach 1919 beginnt ein schwieriger aber erfolgreicher Aufbau der alten Vertriebswege, sodass nahezu die alten Produktionszahlen wieder erreicht werden. Die Firmenleitung übernimmt 1932 Rudolph Blüthner-Haessler, der Schwieger- und Adoptivsohn von Robert Blüthner, nach dessen Tod.
1928 zum 75-jährigen Jubiläum erscheint eine Festschrift, sie endet mit den Worten: „Der Name Blüthner bleibt nach wie vor und immerdar ein Symbol, ein Begriff des zweckvoll Schönen und der beseelten Qualitätsarbeit. Er wird auch ferner in Ehren bestehen, nicht zuletzt zum Besten des deutschen Vaterlandes!“
Festschrift zum 75-jährigen Bestehen, 1928, S.28
Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen
Im Zweiten Weltkrieg wird die Fabrik am Westplatz beim Luftangriff 1943 schwer getroffen und brennt bis auf die Grundmauern nieder. Auch das gesamte Inventar wird vernichtet. Nur die Fabrikantenvilla und zwei Wohnhäuser am Rand des Geländes bleiben erhalten. Als der Zweite Weltkrieg endet, versammeln die Blüthners die noch lebenden, verstreuten Klavierbauer in Leipzig um sich und bauen die zerstörte Produktion wieder auf. Bereits 1948 beginnt auf dem Gelände des Sägewerkes in Leutzsch, Franz-Flemming-Straße 39, die Produktion von Instrumenten. Dazu werden die Gebäude in Leutzsch umgebaut, um sie zu Fertigungsräumen umzufunktionieren. Bereits 1953 ist die Nachfrage nach Blüthner-Pianos wieder hoch.
Bis 1966 bleibt die Pianofortefabrik im Besitz der Familie, dann wird sie halbstaatlich und sechs Jahre später komplett zum staatlichen Betrieb der DDR. Der Betrieb trägt bis 1990 den Namen VEB Blüthner Pianos. Aus dem Unternehmer Ingbert Blüthner-Haessler wird der VEB-Direktor. In den 1970er Jahren wird auf dem Gelände in Leutzsch ein Neubau für 100 Arbeiter erbaut.
Zum 125-jährigen Firmenjubiläum des Familienunternehmens 1978 besuchen Journalisten des Westberliner Radiosenders RIAS den VEB Blüthner Pianos. In der Mitte: Ingbert Blüthner-Haessler. | Firmenchronik Fa. Blüthner (Autorisierung Dr. Blüthner-Haessler)
Nach dem Ende der DDR wird der Betrieb reprivatisiert und wieder Eigentum der Familie Blüthner. Es gelingt an alte Kontakte anzuknüpfen und die Nachfrage wächst. 1994-1996 werden neue Produktionsanlagen in Störmthal/Großpösna bei Leipzig gebaut. Im Jahre 1995 treten Ingbert Blüthner-Haesslers Söhne, der Mediziner und Betriebswirtschaftler Dr. med. Christian Blüthner und der im väterlichen Betrieb ausgebildete Klavierbaumeister Knut Blüthner-Haessler in die Unternehmensführung ein. Dank des großen Interesses und der ständig steigenden Nachfrage nach Blüthner Instrumenten verfügt die Firma heute über ein weltweites Vertriebsnetz, mehreren Tochtergesellschaften u. a. in den USA, Großbritannien, Russland, Frankreich, den Niederlanden sowie Servicezentren im asiatischen Raum. 2003 feiert die Firma Blüthner 150-jähriges Jubiläum. Seit 1853 sind mehr als 150.000 Instrumente produziert worden.
Objektbeschreibung
Fabrikgebäude Ecke Weststraße/Plagwitzer Straße Datierung: ab 1860
Die Fabrik in der West Vorstadt, 1892 | Abb.: Eckert & Pflug [Verlag] Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Teil. Leipzig 1892.
Beschreibung des Zustandes 1876 (Buchstaben in Klammern [] beziehen sich auf den Grundriss der Fabrik weiter oben): Hufeisenförmiges, vierstöckiges Fabrikgebäude [A + B] mit 125 m langer Fassade zur Weststraße sowie 175 m Fassade zur Plagwitzer Straße. Der Bau war massiv und verfügte über einen Keller. Das freistehende Gebäude bot den Vorteil guter natürlicher Beleuchtung für alle Räume. Auch waren alle Stockwerke und Räume an die Heizung sowie Gas- und Wasserleitungen angeschlossen. Neben dem Hauptgebäude befanden sich verschiedene Nebengebäude auf dem Gelände, u.a. eine Sägerei [C], ein Trockenspeicher [G] und ein Kesselhaus [E]. An der Weststraße (Friedrich-Ebert-Straße 67) standen, mit etwas Abstand zum Fabrikgebäude, Wohnhäuser [L]. Und auf der anderen Seite der Fabrik befand sich die Villa des Fabrikbesitzers [M] mit Garten (Käthe-Kollwitz-Straße 46).
Wohngebäude Friedrich-Ebert-Straße 65/67 Datierung: um 1850, renoviert 2010-2012
Nach der Sanierung, 2013 | Foto: Hartmut Bräuninger, Bauart GmbH
Um 1850 im Zuge der Bebauung der Weststraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) wahrscheinlich als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Nutzung des Gebäudes über fünf Generationen durch die Familie Blüthner bis zur Verlagerung des Firmensitzes nach Großpösna. Das Gebäude wurde 2010 bis 2012 aufwändig restauriert und wird heute ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Renovierungen standen unter der Leitung der Bauart GmbH, Amberg-Leipzig.
Bau-Beschreibung: Vierstöckiger Bau aus der Gründerzeit mit Ziegelverblendungen und Putzelementen. Abgerundete Sprossenfenster gliedern den quadratischen Bau vertikal und horizontal symmetrisch. Aufwändige Fenstergesimse als Schmuckelemente und Kontrast zum Ziegelwerk. Stuckgesimse unterteilen die Front zwischen dem 1. und 2. sowie 3. und 4. Stockwerk, so dass die 4. Etage wie eine Mansarde wirkt. Abschluss zum Dach mit breitem Dachgesims. Zudem Unterteilung des Erdgeschosses durch einen zusätzlichen schmalen Fries. Heutige Balkone an den Seitenmauern sind nachgerüstet und dürften auch in anderer Form im Originalzustand nicht vorhanden gewesen sein. Erhalten ist zudem die wohl ehemalige Hofeinfahrt. Offensichtlich bestand hier zum Nachbarhaus noch eine Grundstücksmauer, die heute aber nicht mehr vorhanden ist. Zusammen mit Haus Nr. 65 (im ähnlichen Baustil gehalten) zeigen diese beiden Häuser die vormalige Pracht dieser Straßenbebauung.
Villa Blüthner, Käthe-Kollwitz-Straße 46 Datierung: 1858
Um 1888 entstand für die Firma Blüthner ein Dampfsägewerk mit angeschlossenem Holzlager. Durch den Bahnanschluss an die Sächsisch–Thüringische Eisenbahn war eine effiziente Holzversorgung für die prosperierende Pianofortefabrik möglich. Nach der Zerstörung des Hauptstandortes in der Friedrich-Ebert-Straße wurden auf dem Gelände des Sägewerkes neue Gebäude errichtet, um die gesamte Produktion an diesem Platz zu konzentrieren. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände in Leutzsch ein Gewerbepark. Das Grundstück ist Eigentum der Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH.
Quellenverzeichnis:
Julius Blüthner in Leipzig – Königlich Sächs. Hofpianofortefabrik: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Geschäftsjubiläums am 7. November; 1853–1903. Leipzig 1903.
Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur 75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928. Online abrufbar bei der SLUB, Dresden (zuletzt abgerufen: 08.03.2024)
Julius Blüthner, Heinrich Gretschel: Lehrbuch des Pianofortebaues. Weimar 1872. Reprint Frankfurt a. M. 1992, ISBN 3-923639-94-5.
Ingbert Blüthner-Haessler: 150 Jahre Pianofortebau Blüthner. Leipzig 2003, ISBN 3-910143-81-4.
Ingbert Blüthner-Haessler: Von Leipzig nach London – Blüthner und das Pianoforte. Franz Steiner Verlag 2012
Gespräch mit Dr. Christian Blüthner-Haessler – mit der Erlaubnis Texte und Bilder aus den Firmendokumenten für die vorliegende Veröffentlichung nutzen zu können.
Oscar Laffert: K. S. Hof-Pianoforte-Fabrik von Julius Blüthner in Leipzig. Leipzig 1876. Online abrufbar bei der Bayerischen Staatsbibliothek, München (zuletzt abgerufen: 08.03.2024)
Firmen-Bezeichnung: Ab 1895: DDR: Nach 1990: Heute:
Königliches Proviantamt – Heeresbäckerei VEB Backwarenkombinat Leipzig Leerstand und etappenweise Sanierung Betreutes Wohnen und Wohnanlage
Datierung:
Bau ab 1895
Industriezweig/Branche:
Herstellung von Nahrungsmitteln
Objektgröße:
Grundstück ca. 30.000 m²
Denkmalstatus:
Kulturdenkmal im Freistaat Sachsen Proviantamt und Heeresbäckerei . Obj.-Dok.-Nr.: 09261912 Sachgesamtheit Kaserne Proviantamt und Garnisonverwaltung – Obj.-Dok.-Nr.: 09306501
Bau- und Unternehmensgeschichte:
Die Gebäude zum ehemaligen Königlichen Proviantamt mit eigener Bäckerei entstanden im Zusammenhang mit dem Bau der ersten Kasernen ab 1895 an der damaligen Heerstraße, heute Olbrichtstraße. Zuerst wurden die Kasernen nördlich vom damaligen Tauchaer Weg (heute Max-Liebermann-Straße) für ein Infanterieregiment und für ein Kavallerieregiment der sächsischen Armee errichtet. Südlich davon folgte der Bau des Divisionsgerichts mit Militärgefängnis, der Garnisonsverwaltung und des Proviantamtes.
Ehemaliges Proviantamt, Ansicht vom Eingang | Foto: Ralf Meisel, 2023
Die Bäckerei des Proviantamtes versorgte die damalige Königlich Sächsische Armee in Leipzig. Wahrscheinlich kommt daher die manchmal verwendete Bezeichnung als Königliche Hofbäckerei. Ein ausgewiesener Hoflieferant war die Bäckerei aber nicht.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Kasernenkomplex weiter ausgebaut: Westlich der damaligen Heerstraße (Stadtteil Möckern) mit der Kaserne für ein Train-Bataillon[1] und östlich der Straße (Stadtteil Gohlis) mit der Kaserne für ein Artillerieregiment mit Artilleriedepot sowie einem Bekleidungsamt. Damit erweiterte sich auch die Aufgabe des Proviantamtes und der Bäckerei, die zur Versorgung aller Kasernen am Standort diente.
Zur Bäckerei gehörten große Gebäude für Backsäle, Speicher und Magazine, die später noch erweitert wurden. Nach dem Erster Weltkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wechselte die Belegung der Kasernen durch verschiedene Einheiten und Kommandos des Militärs. Seit dieser Zeit ist der Gebäudekomplex der Bäckerei unter den Namen Heeresbäckerei bekannt.
Ehemalige Heeresbäckerei, Anschlussgebäude | Foto: Ralf Meisel, 2023
Ehemalige Heeresbäckerei, Gebäudekomplex | Foto: Ralf Meisel, 2023
Der Antransport des Getreides erfolgte hauptsächlich per Bahn über einen Gleisanschluss. Je nach Verwendungszweck konnte das Getreide in einer eigenen elektrischen Mühlenanlage zu Schrot, Dunst, Grieß oder Mehl zermahlen werden. Hauptsächlich wurde Kommissbrot[2] und Zwieback gebacken. Daher auch der Name Kommissbrotbäckerei.
Nach 1945 bezog die Sowjetarmee die Kasernengebäude auf dem Nachbargelände und nutzte diese für ihre Zwecke (bekannt als Werk Motor). Die Gebäude der Heeresbäckerei übernahm der VEB Getreidehandel, der spätere VEB Backwarenkombinat Leipzig. Damit blieb die Nutzung als Großbäckerei erhalten, zum Teil auch als Spezialbäckerei für die Sowjetarmee. Der VEB Backwarenkombinat war noch bis 1990 der größte Brot- und Brötchenproduzent der Stadt Leipzig.
Nach Abzug der Sowjetarmee und Auflösung des Backwarenkombinates stand das Gebäude leer. Zum Schutz und Erhalt erfolgte die Aufnahme in die Kulturdenkmalliste.
Das Gebäude des ehemaligen Königlichen Proviantamtes wurde in den Jahren 2014/2015 umfassend und denkmalgerecht saniert und ist heute eine Einrichtung des Betreuten Wohnens. Im Jahr 2017 begann die Sanierung und der Umbau des anschließenden Gebäudekomplexes der ehemaligen Heeresbäckerei zur heutigen Wohnanlage.
Nach den erfolgten Sanierungen und der Umnutzung der Gebäude ist die ursprüngliche Architektur und unverwechselbare Charakteristika der Bauten noch sehr gut zu erkennen.
An der gelben Ziegelsteinfassade des ehemaligen Proviantamtes kann man den Zusammenhang mit dem Bau der nördlichen Kasernengebäude (Garnisonsverwaltung) sehen. Hier fallen vor allem die in gleicher Weise mit eingesetzten grün glasierten Ziegeln gestalten Fensterbögen und die Felder unterhalb der Fenster im Erdgeschoss auf.
Die ehemaligen Produktionsgebäude und Lagerhäuser der Heeresbäckerei beeindrucken nach wie vor mit den markanten roten Verblendsteinen der Außenfassade. Hier zeigen insbesondere die Fensterformen der einzelnen Etagen den Bezug zur ehemaligen Nutzung.
Königliches Proviantamt, Bäckerei in der Heerstraße (heutige Olbrichtstraße) | Foto: Atelier Hermann Walter, ca. 1915
Bearbeitungsvermerk: Diese Objektbeschreibung stellt den derzeitigen Bearbeitungsstand dar. Berichtigungen, Ergänzungen und Hinweise sind immer willkommen.
[1] „Train ([…] von franz. train „Wagenzug, Tross, Fuhrwesen“) war in der deutschen und französischen Militärsprache zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert die Bezeichnung für das militärische Transportwesen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Train_(Milit%C3%A4r) (17.12.2023) Train-Batallione waren zuständig für folgende Aufgaben: Bäckerei- und Feldbäckereiwesen, Proviant-Fuhrwesen, sog. „fliegende Pferde-Depots“, Kriegs-Kommissariat (Verwaltung), Feld-Kriegskasse sowie Feldpost. Diese Bataillone bestanden, abgesehen von Offizieren und Unteroffizieren, überwiegend aus „abkommandierten Handwerkern“. https://de.wikipedia.org/wiki/Neupreu%C3%9Fische_Trainbataillone (17.12.2023)
[2]“Kommissbrot (ab dem 16. Jahrhundert von Kommiss, im Volksmund allgemein und im umfassenden Sinne Militärdienst oder Wehrdienst) ist ein einfaches, haltbares Brot zur Versorgung von Soldaten.” https://de.wikipedia.org/wiki/Kommissbrot (17.12.2023)
OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik
ab 1909:
DDR:
Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, OMEGA – Metallfaden und Glühlampen; auch Omega-Werke genannt Firma nicht mehr existent (Nutzer des Gebäudes: VEB Polygraph)
heutige Nutzung:
Industrieruine
Adresse:
Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil:
Leutzsch
Datierung:
1909-1910
Industriezweig/Branche:
Elektrotechnik
Objektgröße:
Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus:
denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615
Bau- und Firmengeschichte:
Nach 1900 musste die Firma Körting und Mathiesen den Niedergang des Bedarfes an elektrischen Bogenlampen feststellen. Aus Gründen der Markterweiterung in Großbritannien wurde eine Vertriebsfirma gegründet, gemeinsam mit den Allgemeinen Deutschen Elektricitäts Werken. Im Jahre 1909 gründete Körting und Mathiesen gemeinsam mit Westinghouse eine Firma zur Herstellung von Metallfadenlampen, Bestandteilen von sowie vollständigen Beleuchtungskörpern. Ab 1910 lag die Tagesproduktion bei 5000 Lampen. Das Investment entwickelte sich nicht wie erhofft. Es wurden nur rote Zahlen erwirtschaftet.
Ab 1915 wurde der Betrieb wegen der dauernden Verluste eingestellt. Anschließend wurden die Anlagen und Sachwerte allmählich verkauft. Inwieweit die Situation im Zusammenhang mit dem seit 1914 begonnen 1. Weltkrieg in Relation stand, ist nicht bekannt.
Historische Postkarte mit Ansicht der Werke, um 1914
Objektbeschreibung
Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185 in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut. Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar.
1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude. Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt.
Fabrikgebäudes der Leipziger Metallfadenlampen Fabrik GmbH, 1915 | Quelle: Fotothek des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig (Inv.-Nr.: F/9408/2005)
Mittlerweile ist ein Teil der Fabrikgebäude abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Im Jahr 2012 wurde das Gebäude zwangsversteigert. Es wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll (Stand 2020).
Quellen/Literatur/Links:
Antje Hagen: Deutsche Direktinvestitionen in Großbritannien, 1871 – 1918. Reihe Beiträge zur Unternehmensgeschichte, Franz Steiner Verlag 1997. Pkt. 6.4.2.1 Anstrich 53
Dr. David Blumenthal: Die Bedeutung der deutschen elektrotechnischen Spezialfabriken für Starkstrom-Erzeugnisse und ihre Stellung in der Elektro-Industrie. Springer Berlin (Verlag) 1915
ab 1850: – ab 1857: – ab 1859: ab 1862: – ab 1921: – ab 1928 nach 1945 / DDR: heute:
Mühlen- und Maschinenbau-Werkstatt F. M. Fritzsch Fritzsch & Großer Schöne & Großer J.G. Schöne & Sohn Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Hansa Karl Jurisch Auto-Werkstatt & -Handel Karl Wirth Auto-Reparatur-Werkstatt, Wäscherei und andere kleine Firmen Nutzung eines Restteils als Kultureinrichtung Garage-Ost
Um das Jahr 1850 gründet F. M. Fritzsch in Volkmarsdorf, Nr. 88a, eine Mühlen- und Maschinenbau-Werkstatt. Die Werkstatt ist bald zu klein, deshalb zieht die Firma im Jahr 1857 unter dem Namen Fritzsch & Großer in die damalige Sophienstraße 129/130 der Nachbargemeinde Neuschönefeld um. Johann Gottfried Schöne, Hosenträger-Fabrikant in Großröhrsdorf bei Radeberg, kauft im September 1859 die Maschinenfabrik und führt sie unter dem neuen Firmennamen Schöne & Großer fort. Neuer Besitzer wird sein 21jähriger Sohn Gustav Otto Schöne, der aber bereits im Oktober desselben Jahres verstirbt. Carl August Großer scheidet im Jahr 1862 als Teilhaber aus. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei (ab 1860) firmiert zukünftig unter der neuen Bezeichnung J.G. Schöne & Sohn und Johann Gottfried Schöne, Fabrikant in Großröhrsdorf, und sein Sohn Samuel Ernst Schöne, in Neuschönefeld, werden als Inhaber ins Leipziger Handelsregister eingetragen.
Historische Abbildung der Maschinenfabrik J.G. Schöne & Sohn aus dem Jahr 1890 | Quelle: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Leipzig 1892, S. 282/283
Im Juni 1863 wird eine kleine Eisen- und Messing-Gießerei und 1869/70 ein großes, etwa 36 Meter langes, dreigeschossiges Fabrikgebäude direkt an der Sophienstraße errichtet. Ab 1870 spezialisiert sich die Firma auf den Werkzeugmaschinenbau und die Herstellung von Maschinen zur Metallbearbeitung (u. a. Hobelmaschinen, Bohrmaschinen, Drehbänke, Fräsmaschinen).
Im Jahr 1873 verfügt die Werkzeugmaschinenfabrik über 110 Arbeiter und eine Dampfmaschine (30 PS). Nach dem Tod von Ernst Schöne übernimmt im Jahr 1875 seine Frau Agnes Pauline, geb. Schöne, die Firma. 1890 sind 200 Arbeiter im Unternehmen beschäftigt und es wird ein neuer Anbau an der Ecke zum Kirchweg errichtet. Die Leitung der Firma übernimmt Ingenieur Otto Müller, der zweite Ehemann von Agnes Schöne.
In den Jahren 1917 und 1920 laufen Konkursverfahren der Werkzeug-Maschinenfabrik und Gießerei J. G. Schöne & Sohn. Das Fabrikgebäude wird anschließend aufgegeben und die Firma aufgelöst.
Objektbeschreibung:
Die frühere Fabrikanlage befand sich im Gelände zwischen der früheren Kirch-, Sophien-, Rosen- und Clarastraße, das entspricht der heutigen Hermann-Liebmann-, Konradstraße und einem Teil des Freizeitparks Rabet.
In den 1950er/60er-Jahren wurde ein Großteil der Gebäude auf dem Areal abgerissen. Nur an der Ecke Hermann-Liebmann-/Konradstraße blieben ein Teil der alten Fabrikhalle aus dem Jahr 1870 sowie ein Anbau aus dem Jahr 1890 stehen. Die beiden Obergeschosse wurden 1967 abgetragen. Bis zum Jahr 2022 wurden diese beiden Restgebäude teilsaniert und sollen einer neuen soziokulturellen Nutzung zugeführt werden.
Ecke Liebmann-/ Konradstraße | Foto: Harald Stein, Februar 2022
Quellen/Literatur/Links:
siehe Quellen- und Literaturhinweise auf den folgenden Seiten:
Koffer- und Lederwarenfabrik Moritz Mädler VEB Werkzeuge Leipzig Wohnanlage
Luppenstraße 1, 04177 Leipzig Lindenau
1886
Koffer- und Lederwaren, Leichtindustrie
Grundstück 4.790 m² – Nutzfläche ca. 4000 m²
Obj.-Dok.-Nr.: 09261543
Bau- und Firmengeschichte:
Carl Moritz Mädler gründete 1850 in Wurzen eine Lederwarenfabrik. Seine Söhne Paul und Anton verlagerten den Betrieb 1886 nach Lindenau bei Leipzig in die Luppenstraße 1, wo mit über 300 (später 550) Arbeitskräften Koffer und Taschen hergestellt wurden. Die Fabrik firmierte zu dieser Zeit als “Königlich Sächsische concessionirte Koffer- und Lederwaren-Fabrik Moritz Mädler”. Die hohe Qualität und Innovationen wie der Welt-Bahnkoffer machten die Firma weltbekannt.
Firmenetikett aus dem Inneren eines Koffers, um 1900 | Quelle: https://republikpolizei.de/archive/2361
Ansichtspostkarte, Pavillon auf der STIGA 1897 | Quelle: https://stiga-leipzig.de/industrie/maedler/
Auszug aus einer Werbe-Broschüre | Quelle: https://stiga-leipzig.de/industrie/maedler/
Werbe-Anzeigen der Koffer- und Lederwarenfabrik Mädler
Der eigentliche Durchbruch zum Weltruhm erfolgte 1894 nach der Patentierung eines Verfahrens zur Herstellung des Rohrplattengewebes (Patentschrift Nr. 85676). Die Rohrgewebsplatte bestand aus Rohrstäben, welche in Flachssegeltuch eingewebt waren. Durch dieses Verfahren war es möglich, leichte wasserdichte Koffer, Schrankkoffer und Hutkoffer herzustellen. Der Verkauf erfolgte zunächst ausschließlich über die firmeneigenen Filialen, ab etwa 1900 auch per Versand. Um die Jahrhundertwende wurde das Sortiment um Damentaschen erweitert, später kamen staub- und wasserdichte Autokoffer hinzu.
Mädlerpassage, ca. 2016 | Fotos: Ulf Leuteritz
Der Bau eines Messehauses mit mondäner Passage über Auerbachs Keller (1912–1914) machte Anton Mädler über die Stadtgrenzen Leipzigs hinaus bekannt. In Leutzsch steht die Fabrikantenvilla, bekannt als Mädler-Villa, und bildet einen imposanten Gebäudekomplex.
Mädler-Villa in Leutzsch | Quelle: https://www.leipzig-days.de/madler-villa-in-leutzsc/
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma nach Offenbach in Westdeutschland und in die Schweiz verlagert. Im Jahr 1984 meldete sie Konkurs an.
Objektbeschreibung:
Die historische Lederwaren- und Kofferfabrik Moritz Mädler wurde 1886 in Lindenau in Betrieb genommen. Das denkmalgeschützte Bauwerk ist in der damals fortschrittlichen Stahlbetonskelett-Bauweise errichtet worden. Es hatte einschließlich der Nebengebäude etwa 4.000 m² Nutzfläche, bei einer Grundstücksfläche von 4.790 m².
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in Lindenau stark beschädigt. In den nutzbaren Räumen residierte in der DDR der VEB Werkzeuge Leipzig und produzierte unter anderem Druckluftnagler. Ab 1990 erfolgte eine Zwischennutzung durch das neu gegründete Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO). 2012 begann die Sanierung des Gebäudekomplexes und der Umbau zu einer Wohnanlage.
Flügel- und Pianomechaniken-Fabrik Hermann Franz Flemming bzw. Pianoforte-Mechaniken-Fabrik H. F. Flemming H. F. Flemming KG VEB Flügel- und Pianomechaniken, später VEB Pianounion Ruine bzw. Industriebrache
Franz-Flemming-Straße 41, 04179 Leipzig Leutzsch
1895
Musikinstrumentenbau, Fabrikation von Klavier- und Flügelmechaniken
Gesamtfläche des Werkes: 22.000 m²
Obj.-Dok.-Nr.: 09291930
Bau- und Firmengeschichte:
Die Flügel- und Pianomechanikenfabrik gründete Franz Flemming im Jahr 1881. Nach kleineren Fabrikationsplätzen in Leutzsch wurde 1896 eine neue Fabrikanlage in der heutigen Franz-Flemming-Straße in Betrieb genommen.
Die Fabrik von Franz Flemming in Leutzsch im Jahr 1896
Briefkopf der Firma H. F. Flemming aus der Zeit als privatwirtschaftliches Unternehmen in der DDR
Die Fabrikationsanlage bestand aus diversen Holzschuppen, einem Holzlagerplatz, Räumen für die Holztrocknung und diversen Räumen für die Herstellung von metallischen Halbzeugen sowie dem Bau von Spezialmaschinen. Hinzu kam ein Sägewerk. Die eigentliche Produktion der Mechaniken erfolgte in den Abteilungen Leistenherstellung, Zuschnitt, Bohren und Fräsen. Der nächste Schritt erfolgte in der Garnierabteilung, in der die Holzteile mit allerhand Tuchen, Stoffen, Filzen und Ledern versehen wurden. Danach dann das Zusammenfügen der Einzelteile und schließlich die Komplettierung zu einer Klaviatur.
Um durch Tastendruck einen Ton auf der Saite zu erzeugen, benötigt man eine äußerst komplizierte Mechanik, die sensibel und sicher reagieren muss | Technische Zeichnung von 1896
Die Fabrikanlage bedeckte eine Fläche von circa 22.000 m². Davon waren 650 m² bebaut mit Schuppen zur Unterbringung u. a. der Holzvorräte und circa 3.000 m² mit Fabrikanlagen. 18.350 m² wurden als Lagerplatz genutzt. Diese waren mit Gleisanschluss an die Sächsisch-Thüringische Staatseisenbahn versehen. Zum Entladen der Eisenbahnwaggons war eine Rampe von 130 m Länge vorhanden. Ferner durchzogen Feldbahngleise das Areal nach allen Richtungen. Die Fabrik enthielt auf drei Stockwerken 5.000 m² Arbeitsräume und war mit allen technischen Hilfsmitteln versehen. Besonders war auf größtmögliche Feuersicherheit geachtet worden. Angestellte der Firma unterhielten auch eine eigene Fabrikfeuerwehr.
Blick in das Sägewerk der Firma Flemming
Bohren
Fräserei
Nadlerei
Montage
Quelle: Geschichte der Firma H. F. Flemming, Leipzig-Leutzsch. Berlin 1914.
Die nötige Betriebskraft wurde durch eine 175 PS Hochdruckdampfmaschine erzeugt, für welche zwei Heizkessel den notwendigen Dampf lieferten. Ferner lieferte das Gemeindeverbands-Elektrizitätswerk Leipzig Strom für 50 PS elektromotorische Kraft. Der Abdampf wurde hauptsächlich zur Heizung der Trockenanlagen verwendet, in der kalten Jahreszeit auch zur Erwärmung der Fabrikräume. Eine eigene Lichtzentrale lieferte den elektrischen Strom zur Beleuchtung des Etablissements. Die Fabrik verwendete circa 400 Spezialmaschinen und Apparate, die zumeist der eigenen Maschinenbau-Anstalt entstammen. Das Personal bestand aus 14 kaufmännischen und technischen Angestellten, circa 40 Meistern und Vorarbeitern sowie rund 300 Arbeitern.
Etwa in der Zeit um 1914 wurde Hermann Franz Flemming der Titel eines Kommerzienrates durch den sächsischen König Friedrich August verliehen. Die Fabrikate wurden in alle Erdteile verkauft. Piano- und Flügelmechaniken gingen an die Instrumentenbauer Steinway & Sons, Grotian-Steinweg, Schimmel, August Förster, Julius Blüthner, Niendorf, Bechstein, Rönisch, Julius Feurich, Ibach und an zahllose Abnehmer in Norwegen, Schweden, Finnland, Schweiz, Sowjetunion (Russland), Polen, Österreich, England, Australien und bis zur japanischen Firma Yamaha. Die Produktion des Betriebes betrug um diese Zeit etwa 14.000 Pianomechaniken und 4.500 Flügelmechaniken.
Nach dem Ersten Weltkrieg und nach der Weltwirtschaftskrise war das Produktionsvolumen etwas geringer als zuvor, aber die Firma behielt ihre herausragende Stellung auf dem Gebiet der Herstellung von Mechaniken für Klaviere und Flügel.
Nach 1945 wurde die Produktion wieder angefahren und gegen den Widerstand der staatlichen Organe als privatwirtschaftlicher Betrieb bis 1959 mit unterschiedlichem Erfolg weitergeführt. Im Jahr 1959 wurde eine staatliche Beteiligung an der Firma aufgenommen, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Die vollständige Verstaatlichung der Firma erfolgte im Jahr 1972. Danach existierte sie als VEB Flügel- und Pianomechaniken. Später erfolgten diverse Auslagerungen der Produktion und die Eingliederung in den VEB Pianounion. Die Ausstattung an Maschinen und Werkzeugen war am Ende wegen mangelnder Instandhaltung und fehlender Neuinvestition völlig verbraucht bzw. veraltet. Die Firma Flemming existierte da nicht mehr. Nach 1990 versuchten die Alteigentümer einen Neuanfang, der aber aufgrund der Rahmenbedingungen keine Aussicht auf Erfolg hatte.
Von der Fabrik steht nur noch die Ruine des Kopfbaus. Die Produktionsgebäude und die Nebengebäude wurden nach einem Feuer 1999 abgerissen | Foto: C. Klußmann, 2018
Die Außenwerbung von Persil ist eines der beliebtesten Fotomotive entlang des Karl-Heine-Kanals: die sogenannte Persilfrau. Seit 1936 ziert ihr Antlitz die Giebelwand neben der König-Johann-Brücke an der Zschocherschen Straße.
Der Künstler und Plakatgestalter Kurt Heiligenstaedt entwarf die Dame in weißem Gewand für die Firma Persil im Jahr 1922. Seitdem wurden die Motive variiert, das Erscheinungsbild der Persilfrau selbst mit dem weißen Hut und dem knielangen, wehenden weißen Kleid jedoch blieb gleich.
Das Leipziger Wandbildnis ist Eigentum der Henkel AG & Co. KGaA. Sie ist die größte Außenwerbung, die die DDR-Zeit überdauert hat und wurde 1993 rekonstruiert. Dem ging eine private Initiative voraus: Der Fotograf Frank-Heinrich Müller setzte sich für den Erhalt der stark sanierungsbedürftigen Außenwerbung ein und wandte sich an die Firma Henkel, die umgehend reagierte und sich der Persilfrau am Karl-Heine-Kanal annahm. Leider wurde sie in der Zwischenzeit beschmiert, so dass sie nicht mehr in originalem Zustand zu sehen ist.
Hoh & Hahne, Markenname: HOHLUX VEB Polygraph Reprotechnik
heutige Nutzung:
Hauptgebäude als Ruine, Nebengebäude z.T. abgerissen
Adresse:
Georg-Schwarz-Straße 185, 04179 Leipzig
Ortsteil:
Leutzsch
Datierung:
1899 gegründet, nach 1990 Stilllegung des Werke
Industriezweig/Branche:
Maschinenbau, Herstellung von optischen Erzeugnissen (Fotoindustrie)
Objektgröße:
Grundstücksgröße: 10.260 m² (Flurstück: Leutzsch * 436/5)
Denkmalstatus:
denkmalgeschützt, Obj.-Dok.-Nr.: 09298615
Bau- und Firmengeschichte:
August Hermann Hoh und Friedrich Hahne gründeten 1899 eine Firma zur Herstellung von Repro- und Plattenkameras sowie “Lux”-Trockenplatten. Ab 1926 produzierten sie Reproduktions-Apparate unter der Marke Hohlux. Im Jahr 1929 erfolgte der Umzug in das Gebäude der OMEGA Werke in Leutzsch. Die Produktion umfasste fotomechanische Apparate und Hilfsmittel, u.a. Reproduktionskameras und Chemikalien. Die Repro-Einrichtungen erlangten wegen ihrer ausgezeichneten Funktion Weltgeltung. Die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft (KG) erfolgte 1941.
Es ist nicht dokumentiert, was während des Zweiten Weltkriegs hergestellt wurde, aber produziert wurde wohl auch für die Junkers Flugzeugwerke und die Wehrmacht. Auch ist davon auszugehen, dass Hoh & Hahne Zwangsarbeiter beschäftigte, da die Firma im Verzeichnis der NS-Zwangsarbeiterlager und -Gemeinschaftsunterkünfte aufgeführt ist.
Teile des Werkes wurden in der direkten Nachkriegszeit als Reparationsleistung von der Sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Seit 1950 stand die Firma unter treuhändischer Verwaltung und wurde 1953 ein Betrieb mit staatlicher Beteiligung, seit 1956 in der Rechtsträgerschaft der Deutschen Investitionsbank. Die Firma Hoh & Hahne wird 1962 aus dem Handelsregister gelöscht. Die Produktion und das Gebäude wurden als Omega Werke in den VEB Polygraph Reprotechnik überführt, die Druckmaschinen produzierte. Der VEB Polygraph wurde 1990 in eine GmbH umgewandelt und das Werk in Leipzig-Leutzsch stillgelegt.
Objektbeschreibung:
Das Fabrikgebäude in der Georg-Schwarz-Straße 185 in Leutzsch wurde 1910 für die OMEGA Leipziger Metallfadenlampenfabrik (auch: OMEGA – Metallfaden und Glühlampen) gebaut. Die Architekten Schmidt & Johlige entwarfen ein außerordentlich modernes Gebäude im Reformstil mit halbkreisförmigem Treppenhaus, in dem auch die Umkleideräume angeordnet waren. Die Arbeits- und Kontorräume waren lichtdurchflutet und das Gesamtensemble stellte einen Meilenstein für moderne Industriearchitektur dar. 1929 bezog die Photographischen Fabrik Hoh & Hahne das Gebäude. Nach Enteignung der Firma nach 1945 wurden die Gebäude durch die nun mehr und mehr staatlichen Nachfolgeunternehmen genutzt. Ein Teil der Fabrikgebäude sind mittlerweile abgerissen. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude verfällt durch Leerstand zunehmend. Es soll unter Zwangsversteigerung stehen und wird in die Neugestaltung der „Leutzsch Brücken“ einbezogen, die bis 2026 abgeschlossen sein soll.
Laut Einleitung in den Bestand der Firma Hoh & Hahne im Sächsischen Staatsarchiv sind mehrere Fotoalben aus den 1930er Jahren, auch mit Aufnahmen des Fabrikgebäudes, erhalten. (Bestand: Sächsisches Staatsarchiv, 20787 Hoh & Hahne, Reproduktionstechnik, Leipzig, Nr. 015)