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J.G. Schöne & Sohn Maschinenfabrik

ab 1850:
– ab 1857:
– ab 1859:
ab 1862:
– ab 1921:
– ab 1928
nach 1945 / DDR:
heute:
Mühlen- und Maschinenbau-Werkstatt F. M. Fritzsch
Fritzsch & Großer
Schöne & Großer
J.G. Schöne & Sohn
Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Hansa Karl Jurisch 
Auto-Werkstatt & -Handel Karl Wirth
Auto-Reparatur-Werkstatt, Wäscherei und andere kleine Firmen
Nutzung eines Restteils als Kultureinrichtung Garage-Ost
Adresse:  Hermann-Liebmann-Str. 67 (früher: Konradstraße 36-38), 04317 Leipzig
Ortsteil: Neustadt-Neuschönefeld
Datierung: ab 1857; ältestes bestehendes Gebäude von 1870
Industriezweig/Branche: Werkzeug-Maschinenbau, Gießerei
Objektgröße: unbekannt (geschätzt ca. 2.000 m²)
Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr.: 09293582

Bau- und Firmengeschichte:

Um das Jahr 1850 gründet F. M. Fritzsch in Volkmarsdorf, Nr. 88a, eine Mühlen- und Maschinenbau-Werkstatt. Die Werkstatt ist bald zu klein, deshalb zieht die Firma im Jahr 1857 unter dem Namen Fritzsch & Großer in die damalige Sophienstraße 129/130 der Nachbargemeinde Neuschönefeld um. Johann Gottfried Schöne, Hosenträger-Fabrikant in Großröhrsdorf bei Radeberg, kauft im September 1859 die Maschinenfabrik und führt sie unter dem neuen Firmennamen Schöne & Großer fort. Neuer Besitzer wird sein 21jähriger Sohn Gustav Otto Schöne, der aber bereits im Oktober desselben Jahres verstirbt. Carl August Großer scheidet im Jahr 1862 als Teilhaber aus. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei (ab 1860) firmiert zukünftig unter der neuen Bezeichnung J.G. Schöne & Sohn und Johann Gottfried Schöne, Fabrikant in Großröhrsdorf, und sein Sohn Samuel Ernst Schöne, in Neuschönefeld, werden als Inhaber ins Leipziger Handelsregister eingetragen.

Historische Abbildung der Maschinenfabrik J.G. Schöne & Sohn aus dem Jahr 1890 |
Quelle: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Leipzig 1892, S. 282/283

Im Juni 1863 wird eine kleine Eisen- und Messing-Gießerei und 1869/70 ein großes, etwa 36 Meter langes, dreigeschossiges Fabrikgebäude direkt an der Sophienstraße errichtet. Ab 1870 spezialisiert sich die Firma auf den Werkzeugmaschinenbau und die Herstellung von Maschinen zur Metallbearbeitung (u. a. Hobelmaschinen, Bohrmaschinen, Drehbänke, Fräsmaschinen).

Im Jahr 1873 verfügt die Werkzeugmaschinenfabrik über 110 Arbeiter und eine Dampfmaschine (30 PS). Nach dem Tod von Ernst Schöne übernimmt im Jahr 1875 seine Frau Agnes Pauline, geb. Schöne, die Firma. 1890 sind 200 Arbeiter im Unternehmen beschäftigt und es wird ein neuer Anbau an der Ecke zum Kirchweg errichtet. Die Leitung der Firma übernimmt Ingenieur Otto Müller, der zweite Ehemann von Agnes Schöne.

In den Jahren 1917 und 1920 laufen Konkursverfahren der Werkzeug-Maschinenfabrik und Gießerei J. G. Schöne & Sohn. Das Fabrikgebäude wird anschließend aufgegeben und die Firma aufgelöst.

Objektbeschreibung:

Die frühere Fabrikanlage befand sich im Gelände zwischen der früheren Kirch-, Sophien-, Rosen- und Clarastraße, das entspricht der heutigen Hermann-Liebmann-, Konradstraße und einem Teil des Freizeitparks Rabet.

In den 1950er/60er-Jahren wurde ein Großteil der Gebäude auf dem Areal abgerissen. Nur an der Ecke Hermann-Liebmann-/Konradstraße blieben ein Teil der alten Fabrikhalle aus dem Jahr 1870 sowie ein Anbau aus dem Jahr 1890 stehen. Die beiden Obergeschosse wurden 1967 abgetragen. Bis zum Jahr 2022 wurden diese beiden Restgebäude teilsaniert und sollen einer neuen soziokulturellen Nutzung zugeführt werden.  

Ecke Liebmann-/ Konradstraße | Foto: Harald Stein, Februar 2022

Quellen/Literatur/Links:

Autor/in:         Harald Stein
Datum:            30.11.2022




Meier & Weichelt

Objekt:

vormals: Meier & Weichelt
DDR: VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke, später VEB Kombinat GISAG
heute: am Standort Lindenau ist alles abgebrochen, auf dem Grundstück steht die Firma Taschenkaufhaus

Adresse: 04177, Gießerstraße 8-10 bzw. 04229, Karl-Heine-Straße 92-98

Stadtteil: Lindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Eisen-, Stahl- und Tempergießerei nebst Eisenwarenfabrik

Datierung: 1874

Objektgröße: 13.600 m², Taschenkaufhaus ca. 8500 m², Rest ist Brachland

Bau- und Firmengeschichte:

  • Grundstücke von Karl Heine gekauft
  • 1874 gründen Ernst Meier und Karl Weichelt eine Eisen-, Stahl- und Tempergießerei nebst Eisenwarenfabrik, Erweiterungen und technologische Entwicklung, in der DDR Stammbetrieb des Kombinates GISAG, Erweiterungen in Großzschocher, nach 1990 Liquidierung des Betriebsteiles in Lindenau und Abbruch
  • seit 2011 auf dem Gelände Neubau der Firma Taschenkaufhaus (Verwaltungsgebäude und Versand)

Objektbeschreibung:

  • von Meier & Weichelt existiert nichts mehr
  • Taschenkaufhaus, zeitgemäßer, moderner Neubau
  • am Ende des Grundstückes des Taschenkaufhauses überqueren noch 2 Gleise die Gießerstraße, die früher zur Versorgung der Firmen Meier & Weichelt und Rudolph Sack vorgesehen waren

Quellen/Literatur/Links:

  • Dissertation Julia Susann Buhl
  • Stadtlexikon
  • eigene Kenntnisse

Autor: Helmut Sander

Datum:26.04.2018

Abbildungen: aus: Dissertation Julia Susann Buhl




Westwerk

Objekt: Westwerk Leipzig

  • früher: Schumann & Koppe ab 1882
  • DDR: VEB Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig“ (IAL)
  • heute: Westwerk Leipzig GmbH seit 04/2007

Adresse: Karl-Heine-Str. 85- 93, 04229 Leipzig

Stadtteil: Plagwitz

Industriezweig/Branche/Kategorie: Gießerei und Armaturenherstellung, Metallverarbeitung

Datierung: 1872

Objektgröße: ca. 16.000m²

Ursprüngliche Nutzung: Gießerei spezialisiert auf Großarmaturen

Heutige Nutzung: Kunstquartier und Ateliers, Offspace, Gastronomie.

Bau- und Firmengeschichte: Die Anfänge der Nutzung reichen bis ins Jahr 1872 zurück. Herr Kaspar Dambacher errichtet an der damaligen Bahnhofstraße, heutigen Weißenfelser Straße einen Betrieb zur Metallverarbeitung. In den ersten 10 Jahren stellt die Gießerei mit vermutlich 4 Beschäftigten Kleinarmaturen her. 1874 erfolgt der Einsatz einer zur damaligen Zeit modernen Dampfmaschine für die Gießerei.

Übernahme durch Schumann und Koppe
Im Jahr 1882 übernimmt ein neuer Eigentümer die Anlagen und leitet den Ausbau des Werkes ein. So entstehen neben einen Wohnhaus in den Folgejahren neue Produktionsflächen und dazugehörige Nebengebäude.

Spezialisierung fördert den Absatz
In den 1890er Jahren verlegt man sich auf die Herstellung von wuchtigen Armaturen wie sie zum Beispiel in Dampfanlagen der Kraftwerkstechnik benötigt werden. Auch Spezialanfertigungen für höchste Drücke oder Absperrventile in schwerer Ausführung werden hier gefertigt. Sicherheitsventile und Entöler sowie Vorwärmer runden das Produktionsprofil ab und finden in ganz Europa guten Absatz. Eine zweite Gießerei wird in Leutzsch um 1900 errichtet. Im Stammwerk Plagwitz ist die Belegschaft auf 140 Mitarbeiter angestiegen.

Erstmalig in Deutschland
1906 gelingt hier der erste Kokillenguss in Deutschland. Ein Verfahren das bei schneller Abkühlung des Gusses ein dichtes Materialgefüge aufweist. Also verbesserte Eigenschaften als beim bisherigen Sandguss. Ein Vorsprung in der Fertigung.

Hochkonjunktur im ersten Weltkrieg
Als Zulieferer für die ersten Marine U-Boote war der Betrieb voll in die Rüstung eingebunden. Auch andere Branchen wie die beginnende Autoindustrie, das Funkwesen oder der Maschinenbau bieten gute Absatzmärkte. Erweiterungen der baulichen Anlagen sind die Folge.

Auf und Ab in den nächsten Jahren…
Nach guten Gewinnen Mitte der 20er Jahre hat auch hier die Weltwirtschaftskrise ihre Spuren hinterlassen. Das Stammhaus mit Firmengiebel ist bis 1926 vollendet. Doch die Zahl der Beschäftigten halbiert sich fast um 1931/32. Auch Wertverluste müssen hingenommen werden. Ab 1933 steigt die Arbeiterzahl wieder deutlich an. Nun ist Platzmangel ein Problem. Die Übernahme der benachbarten Hallen der ehemaligen Pferde-Straßenbahn bringt für kurze Zeit Abhilfe.

Erneut Vollauslastung 1939-45
Durch die Einbindung des Werkes in die Rüstungsproduktion im 2. Weltkrieg erlebt die Produktion eine deutliche Steigerung. U-Boot Armaturen finden schnell Absatz… Ein trauriges Kapitel ist der Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen um die Fertigung aufrecht zu erhalten. Es kommt zur Anmietung von Produktionsflächen ab ca. 1943 in der Umgebung. In die gleiche Zeit fallen auch Zerstörungen durch Fliegerbomben.

Ein neuer Anfang
1946 kam es zur Enteignung laut Volksentscheid. Durch die Sowjetische Militär-Administration in Deutschland (SMAD) erfolgte die Neugründung als SAG „Podjomnik“. Ca. 600 Beschäftigte fanden in der schweren Nachkriegszeit hier eine Anstellung. Weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen konnten erreicht werden.

Am 1. Januar 1950 kommt es zur Umbenennung in SAG „Transmasch“. Das Werk ist wichtig für Reparationsleistungen an die Sowjetunion und auch der Export spielt wieder eine große Rolle.

Neubau in Rekordzeit
Durch die Bedeutung des Werkes wird 1952/53 eine moderne Produktionshalle an der Karl-Heine Straße erbaut. Entworfen von den Architekten Otto Hellriegel und Johannes Koppe wurde der Bau in nur 8 Monaten vollendet. Eine beachtliche Leistung und Architektonisches Wahrzeichen der Modernen Sachlichkeit des heutigen Westwerkes! Bereits in den 1930er Jahren gab es Überlegungen zum Bau einer großen Fertigungshalle, konnte aber erst nach dem 2.Weltkrieg realisiert werden. Zeitgleich erfolgte östlich der Halle die Errichtung eines Verwaltungsgebäudes. Weitere Investitionen erfolgen…

Zum 31.12. 1953 ging der Betrieb in Volkseigentum über und heißt: VEB „Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig“ (IAL)
In den 1960er Jahren konnte sich die Gießerei als die modernste der DDR bezeichnen und durch Taktfertigung konnte die Produktion optimiert werden. Ca. 1000 Beschäftigte stellen u.a. Hochofen- und Hochdruckarmaturen, Walzwerkausrüstungen, Destillieranlagen und weitere Gusserzeugnisse her. Verschiedene Standorte im Leipziger Stadtgebiet kommen hinzu. Durch die Herstellung von Ausrüstungen für die chemische Industrie und Erdölleitungen ist der Export von größter Bedeutung und man hat bis zur Wende mehr als „gut zu tun“.

Ein Leuchtturm für den Wandel im Stadtteil
Ab 1990 übernimmt ein privater Investor die Firma. Für die nächsten 6 Jahre heißt der Betrieb nun: „Industriearmaturen Leipzig GmbH“. In den folgenden Jahren wird die Produktion eingestellt. Das Werk verändert sein Gesicht. Nun folgt ab 2007 eine Umnutzung für kulturelle Zwecke durch die Westwerk Logistics GmbH. Heute kann man auf dem Gelände in einer großen Vielzahl von erhaltenen Gebäuden aus allen Zeitepochen des Werkes eine Menge unterschiedlicher Einrichtungen antreffen. So gibt es neben Ateliers, Werkstätten, Büros auch Gastronomie und Einzelhandel. Das Kunstquartier „Westwerk“ hat sich weit über die Stadtgrenzen von Leipzig einen Namen gemacht und ist durch verschiedenste Veranstaltungen ein wichtiger Bestandteil im kulturellen Leben. Die Mauern der ältesten erhaltenen Gießerei von Leipzig sind hier ebenso zu finden, wie Hallenreste des ehemaligen Straßenbahnhofes der Leipziger Pferde-Straßenbahn aus dem Jahr 1881. Von der Gründerzeit bis zur Moderne kann man den hier befindlichen Fabrikbauten vornehmlich in roter Klinkerbauart auch noch ihre „Gebrauchsspuren“ ansehen. Bei geführten Rundgängen sowie bei Veranstaltungen kann man das Flair der vielfältigen Einrichtungen auf dem Gelände erleben und in die kreative Szene junger Menschen eintauchen. Ebenso können Räume in der ehemaligen Eisengießerei für Veranstaltungen angemietet werden.

Quellen/Literatur/Links:

  • Westwerk GmbH Karl-Heine-Straße 93 04229 Leipzig, www.westwerk-leipzig.de
  • www.wikipedia.de
  • „Vom Zweispänner zur Stadtbahn“, LVB-Chronik, 1996

Autor: Mann, Mathias

Datum: 01.06.2018

Abbildungen: