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Proviantamt mit Heeresbäckerei

Adresse: Olbrichtstraße 3, 04157 Leipzig
Ortsteil: Möckern
Adresse historisch: Heerstraße (bis 1947)
Gemarkung und Flurstück: Möckern 242/2
Firmen-Bezeichnung:
Ab 1895:
DDR:
Nach 1990:
Heute:
Königliches Proviantamt – Heeresbäckerei
VEB Backwarenkombinat Leipzig
Leerstand und etappenweise Sanierung
Betreutes Wohnen und Wohnanlage
Datierung: Bau ab 1895
Industriezweig/Branche: Herstellung von Nahrungsmitteln
Objektgröße: Grundstück ca. 30.000 m²
Denkmalstatus: Kulturdenkmal im Freistaat Sachsen
Proviantamt und Heeresbäckerei . Obj.-Dok.-Nr.: 09261912
Sachgesamtheit Kaserne Proviantamt und Garnisonverwaltung –
Obj.-Dok.-Nr.: 09306501

Bau- und Unternehmensgeschichte:

Die Gebäude zum ehemaligen Königlichen Proviantamt mit eigener Bäckerei entstanden im Zusammenhang mit dem Bau der ersten Kasernen ab 1895 an der damaligen Heerstraße, heute Olbrichtstraße. Zuerst wurden die Kasernen nördlich vom damaligen Tauchaer Weg (heute Max-Liebermann-Straße) für ein Infanterieregiment und für ein Kavallerieregiment der sächsischen Armee errichtet. Südlich davon folgte der Bau des Divisionsgerichts mit Militärgefängnis, der Garnisonsverwaltung und des Proviantamtes.

Die Bäckerei des Proviantamtes versorgte die damalige Königlich Sächsische Armee in Leipzig. Wahrscheinlich kommt daher die manchmal verwendete Bezeichnung als Königliche Hofbäckerei. Ein ausgewiesener Hoflieferant war die Bäckerei aber nicht.

Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Kasernenkomplex weiter ausgebaut: Westlich der damaligen Heerstraße (Stadtteil Möckern) mit der Kaserne für ein Train-Bataillon[1] und östlich der Straße (Stadtteil Gohlis) mit der Kaserne für ein Artillerieregiment mit Artilleriedepot sowie einem Bekleidungsamt. Damit erweiterte sich auch die Aufgabe des Proviantamtes und der Bäckerei, die zur Versorgung aller Kasernen am Standort diente.

Zur Bäckerei gehörten große Gebäude für Backsäle, Speicher und Magazine, die später noch erweitert wurden. Nach dem Erster Weltkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wechselte die Belegung der Kasernen durch verschiedene Einheiten und Kommandos des Militärs. Seit dieser Zeit ist der Gebäudekomplex der Bäckerei unter den Namen Heeresbäckerei bekannt.

Der Antransport des Getreides erfolgte hauptsächlich per Bahn über einen Gleisanschluss. Je nach Verwendungszweck konnte das Getreide in einer eigenen elektrischen Mühlenanlage zu Schrot, Dunst, Grieß oder Mehl zermahlen werden. Hauptsächlich wurde Kommissbrot[2] und Zwieback gebacken. Daher auch der Name Kommissbrotbäckerei.

Nach 1945 bezog die Sowjetarmee die Kasernengebäude auf dem Nachbargelände und nutzte diese für ihre Zwecke (bekannt als Werk Motor). Die Gebäude der Heeresbäckerei übernahm der VEB Getreidehandel, der spätere VEB Backwarenkombinat Leipzig. Damit blieb die Nutzung als Großbäckerei erhalten, zum Teil auch als Spezialbäckerei für die Sowjetarmee. Der VEB Backwarenkombinat war noch bis 1990 der größte Brot- und Brötchenproduzent der Stadt Leipzig.

Nach Abzug der Sowjetarmee und Auflösung des Backwarenkombinates stand das Gebäude leer. Zum Schutz und Erhalt erfolgte die Aufnahme in die Kulturdenkmalliste.

Das Gebäude des ehemaligen Königlichen Proviantamtes wurde in den Jahren 2014/2015 umfassend und denkmalgerecht saniert und ist heute eine Einrichtung des Betreuten Wohnens. Im Jahr 2017 begann die Sanierung und der Umbau des anschließenden Gebäudekomplexes der ehemaligen Heeresbäckerei zur heutigen Wohnanlage.

Objektbeschreibung:

Nach den erfolgten Sanierungen und der Umnutzung der Gebäude ist die ursprüngliche Architektur und unverwechselbare Charakteristika der Bauten noch sehr gut zu erkennen.

An der gelben Ziegelsteinfassade des ehemaligen Proviantamtes kann man den Zusammenhang mit dem Bau der nördlichen Kasernengebäude (Garnisonsverwaltung) sehen. Hier fallen vor allem die in gleicher Weise mit eingesetzten grün glasierten Ziegeln gestalten Fensterbögen und die Felder unterhalb der Fenster im Erdgeschoss auf.

Die ehemaligen Produktionsgebäude und Lagerhäuser der Heeresbäckerei beeindrucken nach wie vor mit den markanten roten Verblendsteinen der Außenfassade. Hier zeigen insbesondere die Fensterformen der einzelnen Etagen den Bezug zur ehemaligen Nutzung.

Königliches Proviantamt, Bäckerei in der Heerstraße (heutige Olbrichtstraße) |
Foto: Atelier Hermann Walter, ca. 1915

Quellen:

Autor/in: Ralf Meisel
Datum: November 2023

Abbildungen: Fotos von Ralf Meisel, 2023

Bearbeitungsvermerk:
Diese Objektbeschreibung stellt den derzeitigen Bearbeitungsstand dar.
Berichtigungen, Ergänzungen und Hinweise sind immer willkommen.


[1]Train ([…] von franz. train „Wagenzug, Tross, Fuhrwesen“) war in der deutschen und französischen Militärsprache zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert die Bezeichnung für das militärische Transportwesen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Train_(Milit%C3%A4r) (17.12.2023)
Train-Batallione waren zuständig für folgende Aufgaben: Bäckerei- und Feldbäckereiwesen, Proviant-Fuhrwesen, sog. „fliegende Pferde-Depots“, Kriegs-Kommissariat (Verwaltung), Feld-Kriegskasse sowie Feldpost. Diese Bataillone bestanden, abgesehen von Offizieren und Unteroffizieren, überwiegend aus „abkommandierten Handwerkern“. https://de.wikipedia.org/wiki/Neupreu%C3%9Fische_Trainbataillone (17.12.2023)

[2] “Kommissbrot (ab dem 16. Jahrhundert von Kommiss, im Volksmund allgemein und im umfassenden Sinne Militärdienst oder Wehrdienst) ist ein einfaches, haltbares Brot zur Versorgung von Soldaten.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommissbrot (17.12.2023)




Mühle Stahmeln

  • früher: Franz Lucke, Mühlenwerke
  • DDR: VEB Mühlenwerke Stahmeln
  • heute: Mühlenwerke Stahmeln GmbH

Adresse: Mühlenstraße 17, 04159 Leipzig

Ortsteil: Lützschena-Stahmeln

Industriezweig/Branche/Kategorie: Nahrungsgüterindustrie; Mühlenwerk

Datierung: 1893 – 2012

Objektgröße: zwei Hektar Werksgrundstück in Leipzig-Stahmeln

Bau- und Firmengeschichte:

Die Mühle in Stahmeln arbeitete als eine der letzten an der Weißen Elster, denn sie produzierte noch bis 2012. Erstmals wurde sie 1486 in einem Zinsregister erwähnt. 1647 brannte sie vollständig nieder, wurde wieder aufgebaut und mehrfach umgebaut. Beginnend 1661 sind die Namen ihrer Eigentümer bzw. Pächter bekannt. Hermann Bötiger, der am 27.03.1863 ihr alleiniger Eigentümer wurde, ließ sie nach dem erneuten Brand am 18.08.1875 wieder aufbauen. Dabei wurden anstelle des Wasserrades Turbinen eingebaut, geliefert von der Sächsischen Maschinenfabrik Chemnitz, und die meisten Mühlstein-Mahlgänge durch Walzenstühle ersetzt.

1893 kaufte Franz Lucke sen. (1857–1927) die Mühle und erweiterte sie schrittweise. Zum Betrieb der Mühle in Stahmeln sowohl bei Trockenheit als auch bei Hochwasser, wurde eine Dampfmaschine eingebaut und die Turbinen erneuert. 1896 wurde das zur Mühle gehörende Wohnhaus abgerissen und durch ein Kontorgebäude ersetzt, die neue Fabrikantenvilla in der Mühlenstraße 17 gebaut. Zur Mühle gehört auch das Obermüllerhaus Stahmelner Anger 19. Bis 1905 belieferte sie als Proviantmüllerei des Heeres in Leipzig die Garnison auf der Pleißenburg. Als der Militärfiskus eine eigene Mühle auf dem Kasernengelände in Gohlis bauen ließ war die Mühle in Stahmeln von ihren Lieferverpflichtungen befreit. Unter der Leitung von Franz Lucke wurde 1905 die Ausstattung der Mühle verbessert, indem man neue Walzenstühle, Siebmaschinen und Reinigungsanlagen einbaute.

1912 entschloss er sich, die Mühle abzureißen und einen Neubau zu beginnen. Die Planungs- und Bauarbeiten wurden von der Firma Max Woldemar Vogel aus Leipzig ausgeführt, die technische Ausrüstung der neuen Mühle mit Walzenstühlen, Plansichtern, Elevatoren und Putzmaschinen übertrug er der Amme, Giesecke & Konegen AG aus Braunschweig. Das Getreidesilo wurde vergrößert, der Mehlspeicher erweitert und die Maschinen mit elektrischen Einzelantrieben versehen. So entstand 1912 der größte Teil der Anlage.

Da im Ersten Weltkrieg die Reichsgetreidestelle die Lagerung großer Getreidemengen verlangte, wurde 1916/17 ein achtstöckiges, 35 Meter hohes Getreidesilo angebaut. Über die Nachkriegszeit mit der Inflation 1920/21 konnte der Betrieb erhalten werden. Unter der Leitung von Franz Lucke jun. wurden die technischen Anlagen ständig modernisiert. Auf einer Betongründung wurde 1934/35 ein 1500 Tonnen fassendes, sechsteiliges Stahlsilo errichtet, ergänzt durch Trocknungs- und Areginal-Vergasungsanlage nach damals neuestem Stand. So wurden die Verluste von Getreide durch Schimmel oder Schädlingsbefall vermieden. Die markante Form der Silos dominiert das gesamte Mühlenareal, ist eine Landmarke und Wahrzeichen von Stahmeln. Zur besseren Ausnutzung der Wasserkraft ließ Franz Lucke jun. die Ufer der Elster befestigen und den Flusslauf zwischen Stahmeln und Lützschena begradigen. Damit die Turbinen immer die geplante Leistung brachten, wurde der Niveauunterschied des Wassers konstant gehalten. Ständig war ein Baggerkahn auf dem Fluss unterwegs, förderte Schlamm und Sand zutage. Damit wurden die Lachen in Stahmeln verfüllt. Wiesen entstanden und die Mückenplage wurde vermindert.

In der NS-Zeit waren die Kunstmühlen-Werke Franz Lucke ein Nationalsozialistischer Musterbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie Lucke von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet. Die nun treuhänderisch verwalteten Mühlenwerke galten als zweitgrößter Mühlenbetrieb Sachsens und wurden als VEB Mühlenwerke Stahmeln weitergeführt. Mit der Grundinstandsetzung 1986 wurde sie auf einen guten technischen Stand gebracht, vergleichbar z.B. mit westdeutschen Mühlen. Jede der Turbinen des Wasserkraftwerks brachte 75 kW Leistung, so dass 25 % des Energiebedarfs der Mühle gedeckt werden konnten, aber auch Strom ins öffentliche Netz abgegeben wurde. Durch den Einbau lärmreduzierter Abluftanlagen wurde die Lärmbelastung der Umgebung deutlich gesenkt.

Bis 1990 gehörte sie zum VEB Kombinat Getreidewirtschaft Leipzig. Danach folgten die Umwandlung in eine GmbH und mehrfache Eigentümerwechsel. Im Jahre 1999 kam es zu einem Management Buy Out, die Mühle wurde mit 30 Mitarbeitern weiterbetrieben und erzielte im selben Jahr einen Umsatz von 16,8 Millionen D-Mark. Für das Jahr 2000 wurden etwa 20 Millionen D-Mark an Erlösen erwartet. Zu der Zeit vermahlten an jedem Tag erfahrene Müller 120 Tonnen Weizen und 60 Tonnen Roggen zu Standardmehlen aller Typen oder “Mehlen nach Maß”. Jährlich sind das 45.000 Tonnen Elite- und A-Weizen und 6.000 Tonnen Roggen bester Qualität, die von Betrieben im Umkreis von hundert Kilometern bezogen werden. Von 1992 bis 2012 haben die Eigentümer zehn Millionen Mark für Investitionen eingesetzt, davon zwei Drittel für die Modernisierung der Produktionsabläufe.

Am 16. September 2009 hatte die Gesellschafterversammlung zugestimmt, dass am 13. Juli 2009 die Heyl GmbH & Co. KG mit Sitz in Bad Langensalza die Mühlenwerke Stahmeln GmbH übernehmen kann. 2012 wurde die Produktion eingestellt, denn die Saxonia Mühlenwerke Leipzig-Stahmeln GmbH übernahm die Immobilie und wollte sie vermarkten.
Im Jahr 2016 erwarb die Firma GRK Holding das Objekt und begann mit dem Umbau zu einem Wohnhaus mit Miet- und Eigentumswohnungen. Der Wohnkomplex verfügt über vier Hauptgebäude sowie der Remise und dem Inselgebäude mit insgesamt 68 Wohnungen und 71 Stellplätzen. Die 2- bis 4-Raum-Wohnungen haben eine Wohnfläche zwischen 50m² und 168m², Balkon, Loggia, Terrasse oder Wintergarten.

Objektbeschreibung:

Das derzeit als Wohnanlage genutzte Ensemble steht auf einem zweieinhalb Hektar großen Grundstück und liegt nahe beim Naturschutzgebiet Leipziger Stadtforst, teilweise auf einer Insel zwischen der Weißen Elster und dem Elstermühlgraben.

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Horst Pawlitzky, Frank Heyme

Datum: März 2020

Abbildungen: Horst Pawlitzky, Frank Heyme




Cafe Schirmer

Kaffeerösterei Hermann Schirmer Nachfahren

Adresse:
Schönbachstraße 71, 04299 Leipzig

Ortsteil:
Stötteritz

Industriezweig/Branche/Kategorie:
Lebensmittelverarbeitung

Objektbeschreibung:
Das Wohnhaus sowie die Rösterei sind gelbe Klinkerbauten, die mit grünen Ziegeln strukturiert sind. Nach einer behutsamen Sanierung im Jahre 2006 wurde auch die Rösterei für Wohnzwecke nutzbar gemacht. Über dem ehemaligen Ladengeschäft erinnert noch die alte Überschrift „Kaffeerösterei Hermann Schirmer Nachf.- Seit 1854“ an die hier tätige Firma.

Datierung:
ab 1854 nachweisbar als Geschäft in der Grimmaischen Straße 32, Leipzig

Denkmalstatus:
Obj.-Dok.-Nr.: 09303116

Ursprüngliche Nutzung:
Wohn- und Kontorhaus mit Rösterei; Gebäude zur Lagerung, Röstung und Verkauf von Bohnenkaffee

Heutige Nutzung:
Nach Sanierung im Jahr 2006 werden die beiden Gebäude zu Wohnzwecken genutzt.

Bau- und Firmengeschichte:

Der Ursprung der Firma geht auf ein Geschäft in der Grimmaischen Straße 32 zurück. Dort gründete der Kaufmann Hermann Schirmer im Jahr 1854 ein Geschäft zum Verkauf von Colonialwaren. 1885 übernahm Richard Springer den Laden und spezialisierte sich auf den Verkauf sowie die Röstung von Kaffee. Da die Firma Schirmer über einen sehr guten Ruf verfügte, wurde die Bezeichnung lediglich um den Zusatz „Nachfahren“ ergänzt. Auf diese Weise wollte man den Absatz durch einen neuen Firmennamen nicht gefährden.

Der Kaufmann Springer ließ um 1890 in der Schönbachstraße 71 in Stötteritz ein Kontorgebäude mit Laden und Wohnungen sowie einer Rösterei im hinteren Teil (Hofseite) errichten. Genaue Angaben zum Architekten sowie Baujahr sind durch den Verlust der Bauakte im Zweiten Weltkrieg leider nicht mehr zu erfahren. Im Jahr 1919 übernahm nach dem Tode von Richard Springer dessen Sohn Rudolf die Firma. Die Kaffeerösterei Hermann Schirmer überstand die schweren Zeiten von Inflation und Weltwirtschaftskrise und behauptete sich am Markt.

Nach Kriegsende führte die Witwe von Rudolf Springer die Firma trotz ihres hohen Alters fort. Über Kriegsschäden an den Gebäuden in Stötteritz ist nichts bekannt. Nachfahren der Firmeninhaber gingen 1947 nach Westdeutschland. 1950 wurde dort Horst Springer neuer Eigentümer. In Dortmund produziert man 1965 weiter unter dem Namen „Schirmer Kaffee“.

Durch fehlenden Rohkaffee wurden während und nach dem Zweiten Weltkrieg Getreide, Zuckerrüben und Zichorie als Kaffeeersatz verwendet. Echter Bohnenkaffee wurde in der DDR über viele Jahrzehnte zum Luxusartikel. Im Jahre 1962 kam die Firma unter staatlicher Beteiligung zum neuen Namen VEB Röstperle.  Zehn Jahre später soll der Betrieb dann verstaatlicht worden sein. Durch Kombinatsbildung bzw. Zentralisierung  – Bildung der Marke „RONDO“ – in Halle-Magdeburg verlor der Betrieb an Bedeutung und die Produktion wurde irgendwann eingestellt. Sicher war die relativ kleine Firmengröße auch ein Argument für die Schließung. Ein genaues Datum der Produktionseinstellung ist derzeit nicht bekannt. So verflog der von Zeitzeugen beschriebene Kaffeeduft aus Stötteritz.

Nach der Wiedervereinigung stellte Horst Springer einen Rückübertragungsanspruch und 1990 erfolgte die Reprivatisierung. Die Produktion wurde nicht wieder aufgenommen. 2006 wurde das Gebäude saniert und die Bausubstanz äußerlich nicht verändert. So ist am Stammsitz der Kaffeerösterei Hermann Schirmer in Stötteritz ein Gründerzeitbauensemble zur Industriegeschichte Leipzigs erhalten geblieben. Die Ladenüberschrift in der Schönbachstraße 71 erinnert noch heute an die hier ansässige Firma.

Des weiterem befindet sich an der Straßenseite zur Schönbachstraße noch eine Rosette: Sie diente der Befestigung der Fahrleitung und ist ein Rest der einst durch die Straße verlaufenden elektrischen Straßenbahn.

Quellen/Literatur/Links:
eigenes Wissen
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schirmer_Kaffee

Autor:
Mathias Mann

Datum:
19.11.2017

Überarbeitung: C. Klußmann, 12.01.2022

Abbildungen:
M. Mann, 18.01.2016




Thalysia

Objekt:
früher: Thalysia Paul Garms GmbH
DDR: VEB (K) Thalysia
heute: Leerstand seit 1990, seit 2017 Umbau zu Wohnungen

Adresse:
Kochstraße 122, 04277 Leipzig

Ortsteil:
Connewitz

Industriezweig/Branche/Kategorie:
Gesundheitsartikel

Datierung:
1888

Objektgröße:
3500 m²

Ursprüngliche Nutzung:
Fabrik für Gesundheitsartikel

Heutige Nutzung:
Leerstand, Umbau zu Wohnungen

Bau- und Firmengeschichte:
1888 gründeten Paul und Amalie Garms die Firma „Thalysia Paul Garms GmbH“ und eröffneten eine vegetarische Gaststätte und die Herstellung vegetarischer Lebensmittel. Um die Jahrhundertwende wurde auf dem Gelände an der Kochstraße die Produktion von Leib- und Brusthaltern sowie Reformkleidern aufgenommen. Für den Verkauf entstanden Reformhäuser in ganz Deutschland.

1938 gab es allein in der Fabrik 1800 Beschäftigte. Das Verwaltungsgebäude und mehrere Fabrikgebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Dr. Hans Garms, der Nachfolger von Paul Garms verließ 1949 die DDR und gründete in Dortmund die Firma neu. In der DDR wurden auf dem Gelände als „VEB (K) Thalysia“ („K“ steht für kommunalen Betrieb) wieder Reformartikel hergestellt mit dem Schwerpunkt Schuhe.

Nach 1989 wurde die Firma abgewickelt und steht seither leer und verfällt. Seit 2015 wird die Nutzung mit Wohnungen vorbereitet und z.Zt. mit Erweiterung durch Neubauten realisiert.

Objektbeschreibung:
Hauptgebäude als stark beschädigter Klinkerbau

Quellen/Literatur/Links:
Präsentationen der Investoren, Connewitzer Ortsblatt
https://fuchshuberarchitekten.de/projekte/thalysia-werke/

Autor:
Helmut Sander

Datum:
17.04.2017

Abbildungen:
Helmut Sander, März 2017
Präsentationen der Investoren




Schlachthof – MDR

Titel des Objekts:
Schlachthof

Adresse:
04275 Leipzig, Kantstraße 71-73

Ortsteil:
Südvorstadt

Industriezweig/Branche/Kategorie:
Lebensmittelindustrie / Fleischverarbeitung , heute Medienstandort

Kurzcharakteristik:
einzeln stehende Gebäude mit gelber Klinkerfassade und Neubauten in zeitgemäßer Architektur

Datierung:
1888

Objektgröße:
ca. 16 ha

Ursprüngliche Nutzung:
Städtischer Vieh- und Schlachthof

Heutige Nutzung:
Zentrale des Mitteldeutschen Rundfunks

Denkmalstatus:
Obj.-Dok.-Nr.: 09295659

Bau- und Firmengeschichte:

Während der Amtszeit des ersten Leipziger Oberbürgermeisters Otto Georgi wurde nach Entwürfen des Baudezernenten Hugo Licht 1888 der neue städtische Vieh- und Schlachthof im Süden der aufstrebenden Stadt eingeweiht. Der Schlachthof verfügte über einen Gleisanschluss und einen guten Anschluss zur Kanalisation. Die überbaute Fläche betrug zunächst 20000 m². Die rasante Zunahme der Bevölkerungszahl erforderte jedoch eine baldige Vergrößerung auf 50000 m². Er umfasste Schlachthallen, Markthallen und Ställe, ein Kühl- und ein Düngerhaus, eine Sanitäranlage, eine Börse und ein Verwaltungsgebäude. Die einheitliche Gestaltung war gekennzeichnet durch gelbe Klinkerfassaden. Nach 1945 wurde er zum größten Schlachthof der DDR ausgebaut. Im Zuge der Neuordnung der Wirtschaft nach der Wende 1989 ging der Schlachthof in Konkurs und wurde im Juni 1991 geschlossen.

Unter Leitung von Prof. Dr. Udo Reiter † wurde auf dem Gelände die Zentrale des Mitteldeutschen Rundfunks eingerichtet. Die alten Gebäude wurden z.T. abgerissen, zum Teil aber auch erhalten und umfunktioniert. Besonders erwähnenswert ist die ehemalige Börse, in der sich heute die Intendanz befindet. Dort finden auch öffentliche Veranstaltungen statt, z.B. Lesungen zur Buchmesse. In einem neugebauten Hochhaus befinden sich Redaktionen und Studios. Die gewölbte Fassade soll den Bildschirm eines Fernsehgerätes symbolisieren. Nördlich schließt sich die neugebaute Media-City an. Die Fassaden dieser Gebäude sind ebenfalls in gelb gehalten. Dort befinden sich Kooperationspartner des MDR, der Fundus und Studios, z.B. für die Sendereihen „In aller Freundschaft“ und „Riverboat“.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des MDR finden auch Führungen statt.

Quellen/Literatur/Links:
eigene Kenntnisse
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlachthof_%28Leipzig%29
http://www.mdr-die-studiotour.de/studiotour-home.html

Autor/in:
Helmut Sander

Datum:
April 2016

Abbildungen:
Michael Hartwich