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Proviantamt mit Heeresbäckerei

Adresse: Olbrichtstraße 3, 04157 Leipzig
Ortsteil: Möckern
Adresse historisch: Heerstraße (bis 1947)
Gemarkung und Flurstück: Möckern 242/2
Firmen-Bezeichnung:
Ab 1895:
DDR:
Nach 1990:
Heute:
Königliches Proviantamt – Heeresbäckerei
VEB Backwarenkombinat Leipzig
Leerstand und etappenweise Sanierung
Betreutes Wohnen und Wohnanlage
Datierung: Bau ab 1895
Industriezweig/Branche: Herstellung von Nahrungsmitteln
Objektgröße: Grundstück ca. 30.000 m²
Denkmalstatus: Kulturdenkmal im Freistaat Sachsen
Proviantamt und Heeresbäckerei . Obj.-Dok.-Nr.: 09261912
Sachgesamtheit Kaserne Proviantamt und Garnisonverwaltung –
Obj.-Dok.-Nr.: 09306501

Bau- und Unternehmensgeschichte:

Die Gebäude zum ehemaligen Königlichen Proviantamt mit eigener Bäckerei entstanden im Zusammenhang mit dem Bau der ersten Kasernen ab 1895 an der damaligen Heerstraße, heute Olbrichtstraße. Zuerst wurden die Kasernen nördlich vom damaligen Tauchaer Weg (heute Max-Liebermann-Straße) für ein Infanterieregiment und für ein Kavallerieregiment der sächsischen Armee errichtet. Südlich davon folgte der Bau des Divisionsgerichts mit Militärgefängnis, der Garnisonsverwaltung und des Proviantamtes.

Die Bäckerei des Proviantamtes versorgte die damalige Königlich Sächsische Armee in Leipzig. Wahrscheinlich kommt daher die manchmal verwendete Bezeichnung als Königliche Hofbäckerei. Ein ausgewiesener Hoflieferant war die Bäckerei aber nicht.

Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Kasernenkomplex weiter ausgebaut: Westlich der damaligen Heerstraße (Stadtteil Möckern) mit der Kaserne für ein Train-Bataillon[1] und östlich der Straße (Stadtteil Gohlis) mit der Kaserne für ein Artillerieregiment mit Artilleriedepot sowie einem Bekleidungsamt. Damit erweiterte sich auch die Aufgabe des Proviantamtes und der Bäckerei, die zur Versorgung aller Kasernen am Standort diente.

Zur Bäckerei gehörten große Gebäude für Backsäle, Speicher und Magazine, die später noch erweitert wurden. Nach dem Erster Weltkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wechselte die Belegung der Kasernen durch verschiedene Einheiten und Kommandos des Militärs. Seit dieser Zeit ist der Gebäudekomplex der Bäckerei unter den Namen Heeresbäckerei bekannt.

Der Antransport des Getreides erfolgte hauptsächlich per Bahn über einen Gleisanschluss. Je nach Verwendungszweck konnte das Getreide in einer eigenen elektrischen Mühlenanlage zu Schrot, Dunst, Grieß oder Mehl zermahlen werden. Hauptsächlich wurde Kommissbrot[2] und Zwieback gebacken. Daher auch der Name Kommissbrotbäckerei.

Nach 1945 bezog die Sowjetarmee die Kasernengebäude auf dem Nachbargelände und nutzte diese für ihre Zwecke (bekannt als Werk Motor). Die Gebäude der Heeresbäckerei übernahm der VEB Getreidehandel, der spätere VEB Backwarenkombinat Leipzig. Damit blieb die Nutzung als Großbäckerei erhalten, zum Teil auch als Spezialbäckerei für die Sowjetarmee. Der VEB Backwarenkombinat war noch bis 1990 der größte Brot- und Brötchenproduzent der Stadt Leipzig.

Nach Abzug der Sowjetarmee und Auflösung des Backwarenkombinates stand das Gebäude leer. Zum Schutz und Erhalt erfolgte die Aufnahme in die Kulturdenkmalliste.

Das Gebäude des ehemaligen Königlichen Proviantamtes wurde in den Jahren 2014/2015 umfassend und denkmalgerecht saniert und ist heute eine Einrichtung des Betreuten Wohnens. Im Jahr 2017 begann die Sanierung und der Umbau des anschließenden Gebäudekomplexes der ehemaligen Heeresbäckerei zur heutigen Wohnanlage.

Objektbeschreibung:

Nach den erfolgten Sanierungen und der Umnutzung der Gebäude ist die ursprüngliche Architektur und unverwechselbare Charakteristika der Bauten noch sehr gut zu erkennen.

An der gelben Ziegelsteinfassade des ehemaligen Proviantamtes kann man den Zusammenhang mit dem Bau der nördlichen Kasernengebäude (Garnisonsverwaltung) sehen. Hier fallen vor allem die in gleicher Weise mit eingesetzten grün glasierten Ziegeln gestalten Fensterbögen und die Felder unterhalb der Fenster im Erdgeschoss auf.

Die ehemaligen Produktionsgebäude und Lagerhäuser der Heeresbäckerei beeindrucken nach wie vor mit den markanten roten Verblendsteinen der Außenfassade. Hier zeigen insbesondere die Fensterformen der einzelnen Etagen den Bezug zur ehemaligen Nutzung.

Königliches Proviantamt, Bäckerei in der Heerstraße (heutige Olbrichtstraße) |
Foto: Atelier Hermann Walter, ca. 1915

Quellen:

Autor/in: Ralf Meisel
Datum: November 2023

Abbildungen: Fotos von Ralf Meisel, 2023

Bearbeitungsvermerk:
Diese Objektbeschreibung stellt den derzeitigen Bearbeitungsstand dar.
Berichtigungen, Ergänzungen und Hinweise sind immer willkommen.


[1]Train ([…] von franz. train „Wagenzug, Tross, Fuhrwesen“) war in der deutschen und französischen Militärsprache zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert die Bezeichnung für das militärische Transportwesen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Train_(Milit%C3%A4r) (17.12.2023)
Train-Batallione waren zuständig für folgende Aufgaben: Bäckerei- und Feldbäckereiwesen, Proviant-Fuhrwesen, sog. „fliegende Pferde-Depots“, Kriegs-Kommissariat (Verwaltung), Feld-Kriegskasse sowie Feldpost. Diese Bataillone bestanden, abgesehen von Offizieren und Unteroffizieren, überwiegend aus „abkommandierten Handwerkern“. https://de.wikipedia.org/wiki/Neupreu%C3%9Fische_Trainbataillone (17.12.2023)

[2] “Kommissbrot (ab dem 16. Jahrhundert von Kommiss, im Volksmund allgemein und im umfassenden Sinne Militärdienst oder Wehrdienst) ist ein einfaches, haltbares Brot zur Versorgung von Soldaten.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommissbrot (17.12.2023)




Wassertürme Möckern

Adresse: Olbrichtstraße 4-6, 04157 Leipzig

Ortsteil: Möckern

Industriezweig/Branche/Kategorie: Wasserversorgung

Datierung: 1896 & 1903

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr. 09263983 & 09297763

Bau- und Firmengeschichte:

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand durch die wachsende Bevölkerung und Industrie ein Mehrbedarf an Wasser, welcher durch die alten Wasserversorgungsanlagen nicht gedeckt werden konnte. Im Zuge dessen entstanden zahlreiche Wassertürme.

Der südliche Turm, auch als Wasserturm Möckern I bezeichnet, war der erste Wasserturm Leipzigs. Er wurde 1896 von dem renommierten Wasserbauingenieur Adolf Thiem erbaut.

Der zweite Turm wurde nötig, um den weiterhin steigenden Wasserbedarf der Stadt zu decken und die Kaserne und das Proviantamt in der Nachbarschaft im Brandfall löschen zu können. Er wurde nach dem Vorbild des ersten Turmes jedoch etwas größer gebaut.

Mittig zwischen beiden Türmen wurde das zugehörige Kesselhaus erbaut.

Objektbeschreibung:

Wasserturm I (südlicher Turm):

  • erbaut 1896
  • Höhe: 44 Meter
  • Wasserbehälter: Stahlblech, genietet
  • Volumen: 350 m³
  • Stilllegung: 1980

Gelbes Klinkermauerwerk, Sockelgesims und Fensterrahmung aus Sandstein. Bei der Sanierung 1997 wurde das Behältergeschoss und das Dach, das ursprünglich mit grün glasierten Biberschwänzen bedeckt war, mit Kunstschiefer verkleidet.

Wasserturm II (nördlicher Turm):

  • Erbaut 1903
  • Volumen: 375 m³
  • Stilllegung: 1980

Gelbes Klinkermauerwerk, am Turmschaft unten ein Band mit grünglasierten Ziegeln verziert. Tambourgeschoss und Kegeldach waren ursprünglich mit grünen Biberschwänzen verkleidet. Dach und Wasserbehälter wurden aus Sicherheitsgründen 1995 zurückgebaut.

Mehr Leipziger Wassertürme gibt’s hier

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Kathrin Töpfer, Corinna Klußmann

Datum: November 2021




Straßenbahnhof Möckern

Titel des Objekts: Straßenbahnhof Möckern

Adresse: Georg-Schumann-Straße 244, 04158 Leipzig

Stadtteil: Möckern

Industriezweig/Branche/Kategorie: Betriebshof der Straßenbahn

Kurzcharakteristik: Die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtete 1907 an der Georg-Schumann-Straße ein neues Depot, das 1972 bei einem Großbrand zerstört wurde. Danach begann bis 1976 der Wiederaufbau. Im Mai 1996 wurde der Straßenbahnhof dann geschlossen und neues Domizil für die historischen Straßenbahnen. Bis zum Umzug in die Apelstraße 2019 befand sich hier ein Straßenbahnmuseum.

Datierung: 1907, 1976

Objektgröße: 2750 m²

Ursprüngliche Nutzung: Straßenbahnhof für Linienfahrzeuge

Heutige Nutzung: Leerstand

Bau- und Firmengeschichte: Der Straßenbahnhof Möckern liegt im Ortsteil Möckern, nordwestlich der Stadt, an der Georg-Schumann-Straße und wurde im Jahr 1907 eröffnet. Die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtete mit Eröffnung am 01. Juli 1907 die “Wagenhalle I” mit 56 Metern Länge und vier Gleisen. Zwei Gleise erhielten eine Ausfahrt zur Hallischen Straße (heute Georg-Schumann-Straße) und zwei waren Stumpfleise, die über eine Schiebebühne erreichbar waren. An der Georg-Schumann-Straße wurde 1907 ein Wohnhaus für sieben Straßenbahnfahrerfamilien von der GLSt gebaut. Im Jahr 1909 erfolgte der Bau der “Wagenhalle II” mit 60 Metern Länge und vier Gleisen. Erneut gab es zwei Stumpfgleise, erreichbar über eine Schiebebühne, und zwei Ausfahrten. Ein Jahr später wurde ein Stumpfgleis zum Ausfahrtsgleis umgebaut. Im selben Jahr kam ein Dienstgebäude dazu. 1924 wurden dann die Schiebebühne entfernt und die Gleise mit Weichen verbunden.
Ein Großbrand zerstörte am 19. März 1972 den kompletten Betriebshof. Noch im selben Jahr, am 15. Oktober, konnte eine Freiabstellanlage mit sieben Gleisen genutzt werden. Die Betriebswerkstatt für Möckern war im Straßenbahnhof Schkeuditz stationiert. Um Ende 1976 wurde eine freitragende Wagenhalle über die Gleise errichtet. Das Gleis 4 erhielt eine Arbeitsgrube mit 45-Metern-Länge, damit konnten dann auch die Tatragroßzüge (Drei-Wagen-Zug) instandgesetzt werden. Die neue Werkstatt folgte erst im Mai 1986.
Am 31. Mai 1996 wurde der Straßenbahnhof Möckern für Linienwagen geschlossen. Neun Tage später wurde der Betriebshof dem Verein “AG Historische Nahverkehrsmittel Leipzig e.V.” übergeben, der sich der Erhaltung und Pflege der historischen Straßenbahnen widmet. Bisher waren diese Fahrzeuge in verschiedenen LVB-Betriebshöfen beheimatet. Nun konnte erstmals am 17. Mai 1998 mit Eröffnung des “Historischen Straßenbahnhof Leipzig-Möckern” eine Vielzahl der Historischen der Öffentlichkeit gezeigt werden. Jedoch war Möckern nur eine Zwischenstation, bis zum Umzug 2019 in die Apelstraße 1.

Objektbeschreibung: Der Straßenbahnhof befindet sich an der Georg-Schumann-Straße, Slevogtstraße, Blücherstraße und Elli-Voigt-Straße im Rahmen einer halben Blockrandbebauung. Um diesen Block führt eine Straßenbahnwendeschleife. Direkt an der Georg-Schumann-Straße befinden sich die Ein- und Ausfahrten auf die Abstellanlage; die Rückwand an der Blücherstraße. Die Abstellanlage hat sieben Gleise und eine freitragende Halle mit blauen Stahlmasten- und -trägern sowie einem Satteldach. Auf den Gleisen 6 und 7 befand sich die Restaurierungswerkstatt. Der Zugang ist mit einem Tor versperrt.

Quellen/Literatur/Links:
– Buch „Vom Zweispänner zur Stadtbahn“, 1996
– Buch „Von Stadtbahn und Bus“, 2007
– Leipziger Stadtverkehr www.bimmelbus-leipzig.de

Autor/in: Dave Tarassow

Datum: 12.02.2018

Abbildungen: Dave Tarassow, Januar 2018