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Kofferfabrik M. Mädler

früher:
DDR:
heute:

Adresse: 
Ortsteil:

Datierung:

Industriezweig/Branche:

Objektgröße:

Denkmalstatus:

Koffer- und Lederwarenfabrik Moritz Mädler
VEB Werkzeuge Leipzig
Wohnanlage

Luppenstraße 1, 04177 Leipzig
Lindenau

1886

Koffer- und Lederwaren, Leichtindustrie

Grundstück 4.790 m² – Nutzfläche ca. 4000 m²

Obj.-Dok.-Nr.: 09261543

Bau- und Firmengeschichte:

Carl Moritz Mädler gründete 1850 in Wurzen eine Lederwarenfabrik. Seine Söhne Paul und Anton verlagerten den Betrieb 1886 nach Lindenau bei Leipzig in die Luppenstraße 1, wo mit über 300 (später 550) Arbeitskräften Koffer und Taschen hergestellt wurden. Die Fabrik firmierte zu dieser Zeit als “Königlich Sächsische concessionirte Koffer- und Lederwaren-Fabrik Moritz Mädler”. Die hohe Qualität und Innovationen wie der Welt-Bahnkoffer machten die Firma weltbekannt.

Der eigentliche Durchbruch zum Weltruhm erfolgte 1894 nach der Patentierung eines Verfahrens zur Herstellung des Rohrplattengewebes (Patentschrift Nr. 85676). Die Rohrgewebsplatte bestand aus Rohrstäben, welche in Flachssegeltuch eingewebt waren. Durch dieses Verfahren war es möglich, leichte wasserdichte Koffer, Schrankkoffer und Hutkoffer herzustellen. Der Verkauf erfolgte zunächst ausschließlich über die firmeneigenen Filialen, ab etwa 1900 auch per Versand. Um die Jahrhundertwende wurde das Sortiment um Damentaschen erweitert, später kamen staub- und wasserdichte Autokoffer hinzu.

Der Bau eines Messehauses mit mondäner Passage über Auerbachs Keller (1912–1914) machte Anton Mädler über die Stadtgrenzen Leipzigs hinaus bekannt. In Leutzsch steht die Fabrikantenvilla, bekannt als Mädler-Villa, und bildet einen imposanten Gebäudekomplex.

Mädler-Villa in Leutzsch |
Quelle: https://www.leipzig-days.de/madler-villa-in-leutzsc/

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma nach Offenbach in Westdeutschland und in die Schweiz verlagert. Im Jahr 1984 meldete sie Konkurs an.

Objektbeschreibung:

Die historische Lederwaren- und Kofferfabrik Moritz Mädler wurde 1886 in Lindenau in Betrieb genommen. Das denkmalgeschützte Bauwerk ist in der damals fortschrittlichen Stahlbetonskelett-Bauweise errichtet worden. Es hatte einschließlich der Nebengebäude etwa 4.000 m² Nutzfläche, bei einer Grundstücksfläche von 4.790 m².

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in Lindenau stark beschädigt. In den nutzbaren Räumen residierte in der DDR der VEB Werkzeuge Leipzig und produzierte unter anderem Druckluftnagler. Ab 1990 erfolgte eine Zwischennutzung durch das neu gegründete Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO). 2012 begann die Sanierung des Gebäudekomplexes und der Umbau zu einer Wohnanlage.

Quellen/Literatur/Links:

https://www.deutsche-biographie.de/sfz126734.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_M%C3%A4dler
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:M%C3%A4dler_kofferfabrik_Leipzig.jpg
https://digiboard5.htwk-leipzig.de/ausstellung/aussteller/beispiele/koffer-und-taschenfabrik-moritz-maedler/

Autor/in:       Frank Heyme
Datum:          Februar 2021




Elster-Saale-Kanal

Objekt: Kanal zur Verbindung von Elster und Saale; Saale-Elster-Kanal oder Saale-Leipzig-Kanal genannt

Stadtteil: Lindenau, -Böhlitz-Ehrenberg, Dölzig, Güntersdorf, Wüsteneutzsch, Kreypau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Verkehrswesen, Schifffahrt

Kurzcharakteristik: Künstliche Wasserstraße zum Anschluss von Leipzig an die Saale und weiter an die Elbe und Nordsee

Datierung: ab 1933

Objektgröße:

  • der Saale-Leipzig-Kanal vom Lindenauer Hafen bis Schleuse Wüsteneutzsch 19 km, davon 11 km aktuell mit Wasser gefüllt
  • Schleuse Wüsteneutzsch bis zur Saale bei Kreypau ca. 6 km

Ursprüngliche Nutzung:  unvollendetes Bauvorhaben

Heutige Nutzung: Freizeit- und Sportaktivitäten

Objektbeschreibung, Bau- und Firmengeschichte: 

1926 wurde ein Staatsvertrag zum Bau eines Südflügels zum Mittellandkanal beschlossen. Der Baubeginn zur nunmehr als Elster-Saale-Kanal bezeichneten Wasserstraße erfolgte 1933 im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Nationalsozialisten. Kriegsbedingt wurden die Bauarbeiten 1943 beendet. In dieser Zeit wurden gebaut:

  • das Hafenbecken in Lindenau mit Silos,
  • ein ca. 11 km langes mit Wasser gefülltes Kanalstück bis Güntersdorf mit kompletter Ausrüstung, geeignet für Schiffe bis 1000 t
  • ein weiteres 8 km langes trockenes Kanalstück bis Wüsteneutzsch einschließlich des Rohbaues einer Sparschleuse

Im weiteren Verlauf:

  • 11 fertiggestellte Straßenbrücken
  • 1 Eisenbahnbrücke
  • 2 Straßenunterführungen
  • Floßgrabendüker bei Wüsteneutzsch (begonnen)
  • Zschampertdurchlass (geplant)
  • 6 weitere Düker (realisiert)

Im Zuge des Projektes begannen 1938 die Arbeiten an einem Hafen als Endpunkt des Kanals. Es war ein Industrie- und Umschlaghafen mit zwei Hafenbecken mit je 1000 m Kailänge und 70m Breite geplant. 1943 wurden die Arbeiten kriegsbedingt eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt entstand ein Hafenbecken mit Kaimauer und ein Großteil der Hafenanlagen, u.a. zwei Silogebäude, Gleisanlagen, Straßen und Industrieansiedlungen. Von 1945 bis 1996 wurden die bereits fertiggestellten Speicher- und Lagergebäude des Hafens genutzt. Seitdem verfallen die Gebäude auf dem fast 40 ha großen Gelände zusehends. Seit Herbst 1997 stehen der Lindenauer Hafen und die dazugehörigen Anlagen und Gebäude unter Denkmalschutz. Gegenwärtig wird das Hafenareal als Wohngebiet entwickelt.

Es gibt nach wie vor von unterschiedlicher Seite Bemühungen, die Kanalverbindung zur Saale zu vollenden. Diese Idee scheitert an den Ergebnissen der Wirtschaftlichkeitsberechnungen, da nur von einer touristischen Nutzung ausgegangen wird. Der Frachtverkehr ist nicht mehr vorgesehen. 

Quellen/Literatur/Links:
eigene Kenntnisse
http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=444
http://www.wasser-stadt-leipzig.de/de/vision.asp
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heine-Kanal
http://www.saaleelster.de/index2.html
http://www.wsa-magdeburg.wsv.de/Wasserstrassen/Saale_und_Saale-Leipzig-Kanal/index.ht

https://de.wikipedia.org/wiki/Elster-Saale-Kanal

http://www.saaleelsterkanal.de/index2.html

Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen: „Leipziger Brücken IV – Brücken über den Karl-Heine-Kanal und den Elster-Saale-Kanal 12/10“
Gewässerkatalog 2015-2017 des Regionalen Planungsverbandes Westsachsen

Autor: Helmut Sander / Michael Hartwich / Frank Heyme

Datum: 15.04.2018 / April 2021




Hanns und Römer Maschinenfabrik

Titel des Objekts: Hanns und Römer Maschinenfabrik

Später: VEB Forschung und Rationalisierung Leipzig [FoRa] im VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch

Adresse: Leipzig, Dreilindenstraße 4-6

Ortsteil: Lindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Maschinenbau, Fabrikation von Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie

Kurzcharakteristik: Mittelständisches Unternehmen zur Herstellung von Walzmaschinen und kompletter Produktionslinien für Süßwaren

Datierung: gegründet 1907

Ursprüngliche Nutzung: Gießkannenfabrik, Waschanstalt, Buchdruckerei H. Schmidt (nicht abschließend geklärt)

Heutige Nutzung: Industriebrache/ Ruine

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr. 09261135; “Fabrikhalle in rückwärtiger Lage; ehemals auch straßenbegleitendes Mietshaus in geschlossener Bebauung (Nr. 4, Flurstück 301, mit Läden und Tordurchfahrt, elegante Jugendstil-Putzfassade), Werkhalle bekannt als sogenannte Boxerhalle, baugeschichtliche Bedeutung”

Bau- und Firmengeschichte:

Die Firma Hanns und Römer Maschinenfabrik wird 1907 gegründet. Eigentümer sind Arthur Hanns und Eugen Römer. Die Firma stellt Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie her, zur Herstellung von Bonbons bzw. Schokolade. Eine weltbekannte Spezialität entsteht durch die Entwicklung der patentierten Produktionsmaschine für “Pfeifen-Lutscher”. Dieses Patent soll weltweit immer noch genutzt werden.

Im Rahmen der Verstaatlichung privatwirtschaftlicher Betriebe nach 1972 wird der Betrieb dem VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch: VEB Forschung und Rationalisierung Leipzig, ein Betrieb des Rationalisierungsmittelbaues als Werksteil III zugeordnet. Die Werksräume befinden sich im Hinterhaus und die Verwaltung im Vorderhaus, Dreilindenstr. 6. Der VEB Forschung und Rationalisierung plant und setzt Rationalisierungsvorhaben der Süßwaren- und Dauerbackwarenindustrie der DDR um.

Mit Wirkung vom 1. Juli 1988 wird der Betrieb in den VEB Halloren Schokoladenfabrik Halle eingegliedert und verliert seine juristische Selbstständigkeit. Nach 1990 wird die Halloren Schokoladenfabrik privatisiert, wann der Firmenteil Rationalisierungsbau geschlossen wurde, ist derzeit nicht bekannt. Seitdem verfallen das Gelände und die Gebäude.

Objektbeschreibung:

Das Gelände ist ca. 180 m lang und knapp 40 m breit. An der Nordseite liegt es an der Dreilindenstraße, an der Südseite schließt es an die Bebauung der Lützner Straße an. An den beiden anderen Seiten gab es dichte Bebauung. Derzeit ist auch das östliche Baufeld brach liegend. Es wird teilweise als Parkplatz und als Kinderspielplatz genutzt. Das Vorderhaus ist abgerissen worden und das Hofgebäude ist dem Verfall preisgegeben. Dieses, auch als “Boxerhalle” bekannte Gebäude, 1902 erbaut, steht unter Denkmalschutz (Obj.-Dok.-Nr. 09261135). Es sollte zu einer Gaststätte, Café oder Kneipe ausgebaut werden. Dafür wurde das Dach saniert. Das Projekt ist inzwischen abgebrochen worden.

Quellen/Literatur/Links:

Autor: Frank Heyme

Datum: 19.02.2020

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Vereinsabzeichenfabrik W. Helbing

Firmenname: Vereinsabzeichenfabrik Wilhelm Helbing

Adresse: Birkenstraße 8

Orsteil: Lindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Metallindustrie/ Metalldrückerei; Galvanik

Datierung: gegründet 1907

Ursprüngliche Nutzung:

  • 1915 Haarnadelfabrik C. Gellermann
  • 1918 Nährmittel-Fabrik Rudolf Ady
  • 1920 Rohproduktenhandlung von Kaufmann Samuel Markowitsch

Heutige Nutzung: Industriebrache/ begrünter Hinterhof

Bau- und Firmengeschichte:

Die Firma Vereinsabzeichenfabrik Wilhelm Helbing wurde 1892 vom Kaufmann Siegfried Hellinger gegründet.

Die Firma zog 1930 in die Birkenstraße 8. Sie stellte Abzeichen und Medaillen für Vereine und andere Interessenten, außerdem Orden und Ehrenzeichen für das Militär her. Hauptproduktionsmittel waren Ausrüstungen für die Bearbeitung von Metallen, wie Stanzen; unterschiedlich große Balanciers waren vorhanden. Es gab eine zentrale Transmission zum Antrieb der Maschinen. Für die Weiterbearbeitung gab es eine Galvanisier- und eine Emaillier-Einrichtung. Ab einem unbekannten Zeitpunkt wurde auch Metallbesteck aus Aluminium und Neusilber in Lohnfertigung als Halbzeug hergestellt. D. h. im Auftrag eines anderen Unternehmens wurden Besteck-Rohlinge produziert. Auftraggeber war am Ende der Firmenexistenz der VEB Auer Besteck- und Silberwarenwerke (ABS).

Wahrscheinlich 1970 oder 1971 verstarb der Besitzer der Firma. Sein Erbe lebte in der Bundesrepublik und veranlasste die Auflösung der Firma. In dieser Zeit wurden die Maschinen verkauft und aus dem Produktionsgebäude entfernt. Eine besondere Maßnahme war der Abtransport des großen Balanciers. Es musste eine sehr große Öffnung in die Wand des Gebäudes gebrochen werden, um die Maschine zum Abtransport auf den Hof zu stellen. Bedauerlich war es, dass in der Zeit zwischen Betriebsende und Beginn der Demontage die einzigartige Sammlung aller jemals produzierten Abzeichen gestohlen wurde und seitdem verschollen ist. Der Erlös der Firmenauflösung wurde, wie zu der Zeit üblich, auf ein Sperrkonto eingezahlt. Auf dieses Konto hatte der westdeutsche Erbe eingeschränkten Zugriff.
Die weitere Nutzung des Gebäudes ist derzeit noch nicht erforscht.

Objektbeschreibung: Das Werkstattgebäude (Hofgebäude) ist abgerissen. Das Vorderhaus ist ein Wohnhaus, erbaut um 1895.

Quellen/Literatur/Links:

  • Der Leipziger Abzeichenhersteller Wilhelm Helbing (1. Teil): Die Abzeichen aus der Zeit 1892 bis 1913. In: Nickel, Heinz (Hrsg.): Internationales Militaria-Magazin.(IMM). Nr. 94. Das aktuelle Magazin für Orden, Militaria und Zeitgeschichte. Zweibrücken, VDM Heinz Nickel Verlag, 1999
  • Der Leipziger Abzeichenhersteller Wilhelm Helbing (Teil 2): Die Abzeichen aus der Zeit 1914 bis 1935. In: Nickel, Heinz (Hrsg.): Internationales Militaria-Magazin. (IMM). Nr. 97. Das aktuelle Magazin für Orden, Militaria und Zeitgeschichte. Zweibrücken, VDM Heinz Nickel Verlag, 2000
  • Der Leipziger Abzeichenhersteller Wilhelm Helbing (Teil 3): Abzeichen aus der Zeit um 1900 bis 1964. In: Nickel, Heinz (Hrsg.): Internationales Militaria-Magazin. (IMM). Nr. 105. Das aktuelle Magazin für Orden, Militaria und Zeitgeschichte. Zweibrücken, VDM Heinz Nickel Verlag, 2002
  • Die Vereinsabzeichenfabrik Wilhelm Helbing (Teil IV). In: Nickel, Heinz (Hrsg.): Internationales Militaria-Magazin. (IMM). Nr. 108. Das aktuelle Magazin für Orden, Militaria und Zeitgeschichte. Zweibrücken, VDM Heinz Nickel Verlag, 2003
  • Leipziger Vereinsabzeichenfabrik Wilhelm Helbing (Teil V). In: Nickel, Heinz (Hrsg.): Internationales Militaria-Magazin. (IMM). Nr. 110. Das aktuelle Magazin für Orden, Militaria und Zeitgeschichte. Zweibrücken, VDM Heinz Nickel Verlag, 2003
  • www.lindenauerstadtteilverein.de/jüdisches-leben-in-lindenau

Autor: Frank Heyme

Datum: 19.02.2020




Bushof Lindenau

Titel des Objekts: Bushof Lindenau

Adresse: Lützner Straße 125, 04177 Leipzig

Stadtteil: Lindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Betriebshof der Omnibusse

Kurzcharakteristik: Die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtete 1889/1899 an der Lützner Straße eine Hauptwerkstatt mit zwei viergleisigen Wagenhallen. In den folgenden Jahren erfolgten Erweiterungen und Anpassungen. Mit der Übernahme der Leipziger Elektrischen Straßenbahn (LESt) 1919 und des Straßenbahnhofs Wittenberger Straße war dieser Standort die „Werkstätten I“. 1927 wurde der Werkstattbetrieb wegen der Hauptwerkstatt Heiterblick aufgelöst und ab 1928 zog hier der Omnibusverkehr ein. Es ist geplant, diesen Bushof zu einem modernen Betriebshof auszubauen.

Datierung: 1899

Objektgröße: 32.100 m²

Denkmalstatus: Obj.-Dok.-Nr.: 09261616

Ursprüngliche Nutzung: Hauptwerkstatt und Straßenbahnhof

Heutige Nutzung: Abstellanlage und Hauptwerkstatt von Omnibussen

Bau- und Firmengeschichte: 

Der Betriebshof Lindenau liegt im gleichnamigen Ortsteil im Westen der Stadt an der Lützner Straße und wurde im Jahre 1899 eröffnet. Begonnen hat die Große Leipziger Straßenbahn (GLSt) 1889/1899 mit dem Bau der “Wagenhalle I” und “Werkstatthalle Ia” mit jeweils vier Gleisen, dazu erfolgte der Anbau der “Werkstatthalle Ib”. Zwischen beiden Hallen befanden sich drei Gleise, die durch die “Wagenhalle I” Anschluss auf die Lützner Straße erhielten. Drei Gleise der “Werkstatthalle Ia” nutzten eine Schiebebühne, das vierte Gleis hatte eine eigene Ausfahrt. Hier entstanden die “Centralwerkstätten der GLSt”. Der Betriebshof besaß auch einen Gleisanschluss über den neue Straßenbahnwagen angeliefert wurden. Der Straßenbahnhof war in der Nähe des Industriebahnhofs Plagwitz-Lindenau. Ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnungen folgte.

Im Jahr 1900 kam ein Kraftwerk am Karl-Heine-Kanal hinzu – das heutige KunstKraftWerk. Im selben Jahr wurde die “Wagenhalle II” mit vier Gleisen errichtet und die “Wagenhalle I” erweitert, deren Teilstück die Bezeichnung “Wagenhalle IIc” trägt. 1907 folgte neben dieser Halle der Bau der “Wagenhalle III” mit vier Gleisen, wovon ein Gleis an die Schiebebühne anknüpfte. Ein Jahr später wurde die Halle zur Werkstatt, auf zwei Gleise reduziert und eine Schiebebühne eingebaut. 1908 errichtete man an der Saalfelder Straße ein Wohnhaus.

Nach einer Zusammenlegung mit der Leipziger Elektrischen Straßenbahn (LESt) im Jahr 1919, benannte man die Centralwerkstätten in “Werkstätten I” um. Das Hauptdepot der LESt in der Wittenberger Straße wurde die “Werkstätten II“. Im Jahr 1913 wurde die “Wagenhalle IV” mit acht Gleisen und die “Wagenhalle V” mit zehn Gleisen erbaut, angebunden an eine Schiebebühne. Nachdem die Hauptwerkstatt Heiterblick 1927 in Betrieb genommen wurde, löste man die “Werkstätten I” im August 1927 auf.

Ab 1. April 1928 nutzte man den Betriebshof nun auch für Omnibusse. Sie waren im hinteren Teil der “Wagenhalle II” und in der kompletten “Wagenhalle III” beheimatet. Die “Wagenhalle IV” wurde als Buswerkstatt und die “Wagenhalle V” als  Werkstatt für alle anderen GLSt-Kraftfahrzeuge genutzt. In den Wagenhallen I, Ia und IIc standen ausgemusterte Straßenbahnen.

Die Gleise in der “Wagenhalle IV” und 1972 in der “Wagenhalle V” wurden wie auch die Schiebebühnen demontiert. Beheimatet war hier der Schienenkrantriebwagen. In der “Wagenhalle Ia” entfernte man alle Gleise und 1938 zog hier der Obus – Oberleitungsbus – ein. Im Oktober 1952 wurde ein Gebäude an der Lützner Straße/Ecke Saalfelder Straße der Sitz der Bushofverwaltung. In den folgenden Jahren gab es weitere Anpassungen für den Obusverkehr in und um die Wagenhallen. So entstand 1940 die “Wagenhalle II” mit Durchfahrtswaschhalle. Am 01. Oktober 1957 wurde in Lindenau die erste warmluftbeheizte Omnibus-Freiabstellanlage der DDR in Betrieb genommen. 1967 legt man den Gleisanschluss still. In den “Wagenhallen II und III” wurde die Durchfahrtsgröße angehoben, damit auch Doppelstockbusse stationiert werden konnten.

Als im Jahr 1975 der Obusverkehr in Leipzig eingestellt wurde, begann auch der Rückbau der Infrastruktur im Betriebshof Lindenau. Im September 1993 gab man die Bushofverwaltung im maroden Gebäude auf und sie zog ins Verwaltungsgebäude. Der Betriebshof diente fortan nur noch dem Kraftverkehr. Für die Abstellung der Busse werden heute zwei Freiabstellflächen und zwei Wagenhallen genutzt. 2011/2012 wurde die “Wagenhalle I” teilweise saniert. Beim Umbau der Lützner Straße zwischen 2012 und 2014 wurden die Ein- und Ausfahrten des Bushofs erneuert.

Objektbeschreibung:

Zwischen der S-Bahn-Strecke, dem Karl-Heine-Kanal, der Saalfelder Straße und Lützner Straße befindet sich der Bushof Lindenau. Ein markantes Industriebauwerk ist das ehemalige Heizkraftwerk der Leipziger Verkehrsbetriebe, das nun das KunstKraftWerk ist. Vorhanden sind eine große Freiabstellanlage und fünf Wagenhallen zur Abstellung bzw. Instandhaltung der Omnibusse. Hauptuntersuchungen erfolgen bei Bussen nicht. An der Straßenecke befindet sich zudem die Haltestelle der Buslinien 60 und 80.

Quellen/Literatur/Links:
– Buch „Vom Zweispänner zur Stadtbahn“, 1996
– Buch „Von Stadtbahn und Bus“, 2007
– Leipziger Stadtverkehr www.bimmelbus-leipzig.de

Autor/in: Dave Tarassow

Datum: 12.02.2018

Überarbeitet am 18.01.2022 von Corinna Klußmann

Abbildungen: Dave Tarassow, Mai 2010




Karl-Heine-Kanal

Stadtteil: Leipzig – Plagwitz, -Lindenau,

Industriezweig/Branche/Kategorie: Verkehrswesen, Schifffahrt

Kurzcharakteristik: künstliche Wasserstraße zum Anschluss von Leipzig an die Saale und weiter an die Elbe und Nordsee

Datierung: ab 1856

Objektgröße: Karl-Heine-Kanal inkl. Anschluss an den Lindenauer Hafen; 3,3 km

Ursprüngliche Nutzung:  von der Elster bis zur Lützner Str. zum Transport der Aushubmassen; zur Wasserregulierung und zur Personenschifffahrt

Heutige Nutzung: von der Elster bis in den Lindenauer Hafen

Objektbeschreibung, Bau- und Firmengeschichte: Carl Erdmann Heine (1819 – 1888), umgangssprachlich Karl Heine genannt, war ein Leipziger Jurist und Unternehmer. Dank des Vermögens seiner Mutter kaufte er in viele Grundstücke im Leipziger Westen, besonders in Plagwitz. Sein Ziel war es diese Grundstücke vor allem verkehrstechnisch zu erschließen und an Unternehmer zu verkaufen. Damit war er sehr erfolgreich. Die Einwohnerzahl in Plagwitz stieg von 387 im Jahr 1855 auf 13.000 im Jahr 1888. 180 Fabrikschornsteine waren Ausdruck der Industrialisierung. Neben 37 Gleisanschlüssen plante und baute er auch einen Kanal. Damit verfolgte er insbesondere drei Ziele:

  • mit den Aushubmassen legte er Sumpfgebiete in der Leipziger Westvorstadt trocken,
  • diese wurden mit Schiffen auf dem Kanal transportiert,
  • mit dem Kanal sollte Leipzig perspektivisch über die Saale an die Elbe und damit an die Nordsee angeschlossen werden. Nebenbei wurde noch während der Bauzeit auch Ausflugsverkehr durchgeführt.

Der Bau begann 1856 von der Weißen Elster ausgehend. Karl Heine erlebte nur einen Teil der Fertigstellung. Er hatte vorsorglich eine Baugesellschaft gegründet. Der Kanalbau endete zunächst an der Lützner Straße, er hatte damit eine Länge von 2,6 km erreicht. Dieses Stück wird als „Karl-Heine-Kanal“ bezeichnet. Auf diesem Abschnitt entstanden 15 Straßen- und Eisenbahnbrücken.

  1. Nonnenbrücke (Nonnenstraße)
  2. Eisenbahnbrücke / Riverboat 
  3. Elisabethbrücke (Erich-Zeigner-Allee)
  4. König-Johann-Brücke (Zschochersche Straße)
  5. Karl-Heine-Bogen (Stadtteilpark Plagwitz) – erst mit dem Stadtteilpark Plagwitz entstanden
  6. Weißenfelser Brücke (Weißenfelser Straße)
  7. König-Albert-Brücke (Karl-Heine-Straße)
  8. Aurelienbrücke (Aurelienstraße)
  9. Gießerbrücke (Gießerstraße)
  10. Gleisbrücke (Radweg Endersstr. – Karl-Heine-Str.)
  11. König-August-Brücke (Engertstraße)
  12. Eisenbahnbrücke (Strecke Leipzig – Probszella, Lindenau)
  13. Saalfelder Brücke (Saalfelder Straße)
  14. Radwegbrücke
  15. Luisenbrücke (Lützner Straße)

Der Karl-Heine-Kanal wurde bis 1990 nicht genutzt. Er war zur Müllhalde verkommen. Nach 1990 wurde er beräumt und auf der ganzen Länge ein kombinierter Rad- und Fußweg angelegt. Zur Expo 2000 erfolgte die Einbindung in die Gestaltung des Stadtteilparks Plagwitz. Seit dieser Zeit findet reger Bootsverkehr statt, der seit 2015 auch bis ins Hafenbecken des Lindenauer Hafens möglich ist. Im Rahmen der Olympiabewerbung für 2012 sollte das Gelände des Lindenauer Hafens das Olympische Dorf werden, mit Wassertaxis zu den Sportstätten. Nach der Absage trat wieder Ruhe ein. Aktuell (2018) ist ein Wohngebiet geplant, das sich bereits im Bau befindet. Am Kanal gibt es Bootsverleihe und zahlreiche Anlegestellen. Mit dem Anschluss an den Lindenauer Hafen, der Endpunkt der derzeit unvollendeten Elster-Saale-Kanals ist, wurde ein durchgängiger Bootsverkehr vom Karl-Heine-Kanal dorthin möglich.

Quellen/Literatur/Links:
eigene Kenntnisse
http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=444
http://www.wasser-stadt-leipzig.de/de/vision.asp
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heine-Kanal
http://www.saaleelster.de/index2.html
http://www.wsa-magdeburg.wsv.de/Wasserstrassen/Saale_und_Saale-Leipzig-Kanal/index.ht

Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen: „Leipziger Brücken IV – Brücken über den Karl-Heine-Kanal und den Elster-Saale-Kanal 12/10“
Gewässerkatalog 2015-2017 des Regionalen Planungsverbandes Westsachsen

Autor: Helmut Sander / Michael Hartwich, überarbeitet von Frank Heyme

Datum: 15.04.2018 / Überarbeitung: April 2021

Abbildungen: Michael Hartwich (Juni 2017 / Februar 2018)

 




Museumsfeldbahn Lindenau

Objekt: Museumsfeldbahn Lindenau

Adresse: Plautstraße 80, 04179 Leipzig

Stadtteil: Neulindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie: Transportwesen, Feldbahn

Kurzcharakteristik: 800 mm Feldbahn, zeitweise zusätzlich 600 mm

Datierung: seit 1856

Objektgröße: max. 12 km, jetzt 1,5 km

Ursprüngliche Nutzung: Transport von Erdaushub und Kies

Heutige Nutzung: Museumsbahn

Bau- und Firmengeschichte, Objektbeschreibung: Der Betrieb der Feldbahn begann 1856 mit dem Abtransport der Aushubmassen, die beim Bau des von Karl Heine geplanten Kanals von der Weißen Elster zur Saale anfielen. Damals wurden die Holzloren von Pferden gezogen. 1888 stieß man auf ergiebige Kieslagerstätten, 1896 wurden die Pferde durch E-Loks ersetzt und 1902 der Kanalbau zunächst beendet. Die Feldbahn war nun für den Kiestransport zu einem Mörtelwerk vorgesehen. Der Einsatz von Eimerkettenbaggern und der Mörtelbedarf für die wachsende Stadt Leipzig führte zu einer Erweiterung des Bahnbetriebes. Auch für die Fortsetzung des Kanal- und Hafenbaues von 1933 bis 1943 wurde der verstärkte Kies- und Erdmassentransport durch die Feldbahn benötigt.
Einen erneuten Aufschwung erlebte die Feldbahn nach dem Krieg zur Beschaffung der Rohstoffe für den Wiederaufbau der Stadt. Die Kapazität wurde auf 12 km, 35 Lokomotiven und 700 Kipploren erweitert. Der Höhepunkt wurde 1960 erreicht. Durch Änderung der Bautechnologie auf Platten- und Blockbauweise mit Betonwerken im Norden Leipzigs ging der Kiesbedarf der im Westen gelegenen Lagerstätten zurück. 1991 wurde der Betrieb eingestellt. Die Gleisanlagen wurden bis auf 1,0 km zurückgebaut.
Ein Verein übernahm die Reste, erweiterte das Gleis auf 1,5 km und entwickelte einen erfolgreichen Museumsbetrieb. Im Jahr werden mehrere publikumswirksame Fahrtage durchgeführt. Im Zusammenhang mit einem im Bau befindlichen Wohngebiet im Hafengelände ist eine Verlängerung der Museumsbahn bis an die Lützner Straße und damit eine bessere Erreichbarkeit vorgesehen.

Quellen/Literatur/Links:
http://www.museumsfeldbahn.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Museumsfeldbahn_Leipzig-Lindenau

Autor: Helmut Sander

Datum: 07.02.2018

Abbildungen:




HeiterBlick

Titel des Objekts:
HeiterBlick GmbH

Adresse:
Niemeyerstraße 2-5, 04179 Leipzig

Stadtteil:
Lindenau

Industriezweig/Branche/Kategorie:
Verkehr / Straßenbahn / Fahrzeugbau

Kurzcharakteristik:
Hersteller zum Bau von Straßenbahnen nach Kundenwünschen

Datierung:
2004

Bau- und Firmengeschichte:

Als im Jahr 1896 der elektrische Straßenbahnbetrieb in Leipzig eingeführt wurde, bauten die heutigen Leipziger Verkehrsbetriebe ihre Pferdebahnwagen mit einem elektrischen Antrieb aus. Damit wurde der Straßenbahnbau in Leipzig eingeläutet. Ihre Hauptwerkstatt befand sich im Stadtteil Lindenau in der viele Straßenbahnwagen gebaut wurden. Über 500 Fahrzeuge verließen die Werkstatt, nicht nur für Leipzig. Später wurde das Depot auch für die Unterstellung von Omnibussen genutzt.

Die LVB suchten ein neues Gelände und wurden im Stadtteil Heiterblick fündig. Ein ehemaliges Gelände für den Bau und die Wartung von Flugzeugen wurde 1926 die neue Hauptwerkstatt. Seitdem werden dort alle Leipziger Straßenbahnen gewartet und modernisiert, aber auch Unfallschäden behandelt und Spezialfahrzeuge gebaut.

Anfang der 2000er Jahre gründeten die LVB gemeinsam mit SIEMENS Transportation Deutschland GmbH die Leipziger Fahrzeug-Service Betriebe (LFB) GmbH, die nun mehr für die Fahrzeuginstandhaltung zuständig war. Die Verkehrsbetriebe suchten ein neues Schienenfahrzeug, das auf das Leipziger Gleisnetz zugeschnitten war. Fündig wurden sie auf dem europäischen Markt nicht und entschieden sich, die LFB im Jahr 2003 mit dem Bau des „LEOLINER“ zu beauftragen. In einer Rekordzeit von neun Monaten wurde eine komplett neue Straßenbahn entwickelt. Gegründet wurde 2004 die LEOLINER Fahrzeug-Bau Leipzig (LFB/FBL). SIEMENS wollte den Fahrzeugtyp jedoch in Prag bauen, wie ihre Combino, die LVB jedoch in Leipzig, und die Zusammenarbeit zerbrach.

Europaweit wurde ein neuer Partner ausgeschrieben – fünf Unternehmen meldeten sich. Den Zuschlag bekam die KIROW Leipzig KE Kranbau Eberswalde AG mit Sitz in Leipzig-Lindenau. Seitdem ist sie eine Tochter von KIROW und heißt seit 1. Oktober 2007 HeiterBlick, wie der Stadtteil, in dem ab 1926 Straßenbahnen gebaut und der Leoliner entwickelt wurde.

Vom Typ LEOLINER wurden 55 Fahrzeuge verkauft, davon fünf für Halberstadt. Wesentlich größere Bestellmengen gibt es für die Hochflurfahrzeuge VAMOS für Bielefeld und TW 3000 für Hannover. In den letzten Jahren konnte sich HeiterBlick auf dem deutschen Markt beweisen und ist ein attraktiver Partner für den Bau von Hochflurfahrzeugen und Stadtbahnen geworden.

Objektbeschreibung:

Die HeiterBlick GmbH befindet sich auf dem Gelände der Kirow Ardelt GmbH (bis 2008: KIROW Leipzig KE Kranbau Eberswalde AG), die sich 1880 als Maschinenbauunternehmen in Leipzig gründete. Heute sind sie Weltmarktführer im Eisenbahndrehkranbau. Zuhause sind sie im Stadtteil Lindenau an der Spinnereistraße mit Anschlussgleis an die S-Bahn-Strecke zwischen Leipzig-Grünau und Leipzig-Hauptbahnhof. Ehemalige Anschlussgleise führten zum Lindenauer Hafen und zum Industriebahnhof Plagwitz-Lindenau. HeiterBlick nutzt im südlichen Teil des Geländes zwei Montagehallen für den Bau der Straßenbahnen. Transportiert werden sie mit dem Tieflader.

Quellen/Literatur/Links:
Firmengeschichte: www.heiterblick.de, www.ngtw6-leoliner.de
Informationen und Bilder zum Leoliner: www.ngtw6-leoliner.de
Literatur: Vom Zweispänner zur Stadtbahn, 1996, Leipziger Verkehrsbetriebe; Ergänzung, 2007, Leipziger Verkehrsbetriebe (vergriffen)

Autor:
Dave Tarassow

Datum:
22.11.2017

Überarbeitet am 18.01.2022 von Corinna Klußmann

Abbildungen:
Dave Tarassow