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Blüthner Pianofortefabrik

Adressen:  Zentrum-West, Friedrich-Ebert-Straße 67
Leutzsch, Franz-Flemming-Straße 39
Ursprüngliche Firmenbezeichnung:
ab 1970:
seit 1990:
Julius Blüthner Pianofortefabrik
VEB Blüthner Pianos Leipzig
Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH
Datierung: ab 1853
Industriezweig/Branche: Herstellung von Musikinstrumenten,
Herstellung von Saiteninstrumenten mit Klaviatur
Objektgröße: in der Friedrich-Ebert-Straße: 55.000 m² Produktionsgesamtfläche (1928)
(nach anderen Quellen: 100.000 m²)
Heutige Nutzung (und Denkmalstatus):

Friedrich-Ebert-Straße 65-69

Käthe-Kollwitz-Straße 46
(ehem. Fabrikanten-Villa)

Franz-Flemming-Straße 39

Heutiger Standort der
Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH

Stadthafen Leipzig, Wohnhäuser
(Obj.-Id.-Nr.: 09291662 & 09291664)

Leerstand (Obj.-Id.-Nr.:  09290272)

Gewerbegebiet (Obj.-Id.-Nr.: 09291929)

Großpösna, Dechwitzer Straße 12

Bau- und Firmengeschichte:

Julius Ferdinand Blüthner beginnt am 7. November 1853 mit zunächst drei Mitarbeitern die Fertigung von Flügeln in einer gemieteten Werkstatt in der Westvorstadt, Ecke Plagwitzer Straße / Weststraße (heute Ecke Friedrich-Ebert-Straße / Käthe-Kollwitz-Straße). Zuvor lernte er als Tischler in einer Pianofabrik, stimmte und reparierte Klaviere und Pianos. Den ersten Flügel verkauft Julius Blüthner im Februar 1854. In den folgenden Monaten produziert die Firma einen Flügel pro Monat. Im selben Jahr erhält ein Blüthner-Flügel eine Auszeichnung und die Nachfrage steigt, so dass Blüthner 1855 bereits zehn Mitarbeiter hat.

Julius Blüthner geb. 11. März 1824 – gest. 13. April 1910 | Abb.: aus Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur 75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928.

Blüthner entwickelt die „Blüthner-Patentmechanik“, eine neue Repetitionsmechanik, welche durch Einfachheit zu größtmöglicher Klangschönheit aber auch zu längerer Haltbarkeit führen soll. Diese Variation der Stoßzungenmechanik ohne Repetierschenkel, auch „englische Mechanik“ genannt, wird 1856 patentiert. Sie wird in den folgenden Jahrzehnten in vielen Flügeln, auch von anderen Instrumentenbauern, neben der herkömmlichen Doppelrepetitionsmechanik (mit Repetierschenkel) verwendet.

Frühe Erfolge

Ab 1860 steht ein Blüthner-Flügel im Gewandhaus und wird bespielt. Das 500. Instrument wird im Jahr 1862 fertiggestellt. Die gemieteten Räumlichkeiten sind bald zu klein, obwohl inzwischen auch die oberen Stockwerke mitbenutzt werden. Zwischen 1859 und 1864 kauft Julius Blüthner das Grundstück auf dem die Werkstatt liegt und baut eine Fabrik für bis zu 100 Arbeiter, deren Grundriss er selbst entwirft. Auf dem rechtsstehenden Grundriss sieht man die verschiedenen Grundstücke. Die Kennzeichnung der Gebäude finden sich teils in Klammern (z. B. [M]) im Text wieder.

1864 beginnt die industrielle Fertigung mit zunächst 37 Arbeitern, die sich jedoch schnell auf die eingeplanten 100 Mitarbeiter erhöhen.

Grundriss der Fabrik | Quelle: Oscar Laffert: K. S. Hof-Pianoforte-Fabrik von Julius Blüthner in Leipzig. Leipzig 1876.

Die Blüthner Fabrikate werden 1867 nicht nur auf der Weltausstellung in Paris, sondern auch auf der Industrieausstellung Chemnitz ausgezeichnet: „wegen vorzüglicher Ausführung seiner Flügel und Pianos besonders aber für selbstständige Construction der Flügel und vorzüglicher Spielart und Tonschönheit derselben“, so die Begründung. Die Ausstellungen bringen den Blüthner-Produkten große Aufmerksamkeit, die Nachfrage steigt.

Damit wird die Steigerung der Produktionszahlen notwendig, was wiederum zur mehrfachen Vergrößerung der Fabrikanlagen zwischen 1868 und 1870 führt sowie die Inbetriebnahme einer Dampfmaschine als Hauptantriebsquelle. Zur Fabrik gehört jetzt auch ein Holztrocken-Speicher [GI] mit mehreren Stockwerken, in dem die Hölzer nach mehrjähriger Lagerung im Freien als Vorbereitung auf die Verarbeitung sechs Monate gelagert werden. Die Fabrik beschäftigt inzwischen 300 Mitarbeiter. Das Fabrikgebäude wird um einen dritten Flügel erweitert sowie um ein Gebäude für eine große Säge zum Schneiden der Stämme und weiterer kleinerer Sägen. Zudem wird ein eigener „Concertsaal“ eingerichtet. Einige Werkstätten müssen im Laufe der Zeit ausgelagert und außerhalb des Fabrikgeländes untergebracht werden.

Die Neu-Entwicklung: Der Aliquot-Flügel

Mitte der 1870er Jahre entwickelt Julius Blüthner einen neuen Flügel-Typ, den Aliquot-Flügel. Das besondere ist die zusätzliche, gedämpfte Saite pro Ton, die eine Oktave höher gestimmt ist und ab der oberen Mittellage mitschwingt und damit die Hörbarkeit der Obertöne, Aliquoten genannt, verstärkt. So entsteht eine besondere Tonfülle und ein schöner Gesamtklang. 1876 meldet Blüthner das Patent an und entwickelt im Laufe der Jahre verschiedene Varianten dieses Typus.

Über eine Niederlassung in London und einem weltumspannenden Vertriebsnetz werden die Instrumente in immer größerer Anzahl vertrieben. Die Arbeiterzahl beträgt Mitte der 1870er Jahre über 800 Personen. Blüthner, ist ein Großbetrieb:

Abb.: Julius Blüthner, Heinrich Gretschel: Lehrbuch des Pianofortebaues.
Weimar 1872.

„Nicht aber im Sinne einer geisttötenden Mechanisierung, einer schablonenmäßigen Fließarbeit, einer entseelten Massenfabrikation O nein! Wo die Schaffensfreude der Mitarbeiter gefehlt hätte, da wäre gerade bei dem feindifferenzierten Klavierbau der Rückgang besiegelt gewesen. Die hier zusammenwirkenden Intelligenzen fordern einen gewissen Spielraum, den der kluge Fabrikherr nicht einschränkte.“

Festschrift zum 75jährigen Bestehen, 1928, S. 8

1888 baut Blüthner ein Sägewerk in Leutzsch in der heutigen Franz-Flemming-Straße mit angeschlossenem Holzlager für die benötigten Hölzer. So kann der wachsende Bedarf an zugeschnittenen Hölzern gedeckt werden. Das Stammwerk in der Plagwitzer Straße verfügt um 1890 nach mehreren Erweiterungen und Neubauten über eine Produktionsfläche von rund 55.000 m² – manche Quellen sprechen gar von 100.000 m². Die Arbeitsfläche wird innerhalb von 15 Jahren mehr als verdoppelt und Blüthners Pianofortefabrik zu einer der größten in Europa. Um die Jahrhundertwende hat die Firma rund 750 Mitarbeiter und die Jahresproduktion 1903 beträgt 3000 Stück.

Dampfsägewerk der Firma in Leutzsch
Dampfsägewerk der Firma in Leutzsch |
Quelle: Abb.: Festschrift: Julius Blüthner, Leipzig zur
75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928

Hofpianofortefabrikant

Blüthner beliefert die Aristokratie und namhafte Künstler dieser Zeit mit Instrumenten, sodass er 1865 den Titel „Hofpianofortefabrikanten – königlich-sächsischer Hofpianofabrikant des König Johann von Sachsen“ verliehen bekommt. 1870/71 erhält er die Anerkennung zum königlich-sächsischen Commerzienrath durch König Johann von Sachsen. Ab 1902 bringt die Firma Hupfeld aus Leipzig ein automatisches Klavier, auch Reproduktionsklavier genannt, ähnlich dem amerikanischen Pianola auf den Markt. Es heißt Phonola und Hupfeld wird damit in Deutschland und Europa Marktführer. Auch Blüthner-Flügel werden mit den Phonola Systemen von Hupfeld und anderen Fabrikanten ausgestattet

Firmengründer Julius Blüthner stirbt am 13. April 1910. Seine drei Söhne führen den Betrieb in Folge fort. Max Blüthner übernimmt die technische Leitung, Dr. Robert Blüthner die kaufmännische Leitung und Bruno Blüthner ist zuständig für die Produktion der Konzertflügel. Er übernimmt nach dem Tod seines Bruders Max 1919 die technische Leitung.

Auch an der Pianofabrikation bei Blüthner geht der Erste Weltkrieg (1914-1918) nicht spurenlos vorbei: Mitarbeiter werden zum Militärdienst einberufen, Kontakte ins Ausland gehe verloren und Musikinstrumente sind kaum gefragt. Die Fertigung wird auf Produkte für das Militär umgestellt. Nach 1919 beginnt ein schwieriger aber erfolgreicher Aufbau der alten Vertriebswege, sodass nahezu die alten Produktionszahlen wieder erreicht werden. Die Firmenleitung übernimmt 1932 Rudolph Blüthner-Haessler, der Schwieger- und Adoptivsohn von Robert Blüthner, nach dessen Tod.

1928 zum 75-jährigen Jubiläum erscheint eine Festschrift, sie endet mit den Worten:
Der Name Blüthner bleibt nach wie vor und immerdar ein Symbol, ein Begriff des zweckvoll Schönen und der beseelten Qualitätsarbeit. Er wird auch ferner in Ehren bestehen, nicht zuletzt zum Besten des deutschen Vaterlandes!“

Festschrift zum 75jährigen Bestehen, 1928, S.28

Der zweite Weltkrieg und seine Folgen

Im Zweiten Weltkrieg wird die Fabrik am Westplatz beim Luftangriff 1943 schwer getroffen und brennt bis auf die Grundmauern nieder. Auch das gesamte Inventar wird vernichtet. Nur die Fabrikantenvilla und zwei Wohnhäuser am Rand des Geländes bleiben erhalten.  Als der Zweite Weltkrieg endet, versammeln die Blüthners die noch lebenden, verstreuten Klavierbauer in Leipzig um sich und bauen die zerstörte Produktion wieder auf. Bereits 1948 beginnt auf dem Gelände des Sägewerkes in Leutzsch, Franz-Flemming-Straße 39, die Produktion von Instrumenten. Dazu werden die Gebäude in Leutzsch umgebaut, um sie zu Fertigungsräumen umzufunktionieren. Bereits 1953 ist die Nachfrage nach Blüthner Pianos wieder hoch.

Bis 1966 bleibt die Pianofortefabrik im Besitz der Familie, dann wird sie halbstaatlich und sechs Jahre später komplett zum staatlichen Betrieb der DDR. Der Betrieb trägt bis 1990 den Namen VEB Blüthner Pianos. Aus dem Unternehmer Ingbert Blüthner-Haessler wird der VEB-Direktor. In den 1970er Jahren wird auf dem Gelände in Leutzsch ein Neubau für 100 Arbeiter erbaut.

Zwei Journalisten des Westberlinder Radiosenders RIAS und Direktor Ingbert Blüthner-Haessler
Zum 125-jährigen Firmenjubiläum des Familienunternehmens 1978 besuchen Journalisten des Westberliner Radiosenders RIAS den VEB Blüthner Pianos. In der Mitte: Ingbert Blüthner-Haessler. |
Firmenchronik Fa. Blüthner (Autorisierung Dr. Blüthner-Haessler)

Nach dem Ende der DDR wird der Betrieb reprivatisiert und wieder Eigentum der Familie Blüthner. Es gelingt an alte Kontakte anzuknüpfen und die Nachfrage wächst. 1994-1996 werden neue Produktionsanlagen in Störmthal/Großpösna bei Leipzig gebaut.  Im Jahre 1995 treten Ingbert Blüthner-Haesslers Söhne, der Mediziner und Betriebswirtschaftler Dr. med. Christian Blüthner und der im väterlichen Betrieb ausgebildete Klavierbaumeister Knut Blüthner-Haessler in die Unternehmensführung ein. Dank des großen Interesses und der ständig steigenden Nachfrage nach Blüthner Instrumenten verfügt die Firma heute über ein weltweites Vertriebsnetz, mehreren Tochtergesellschaften u. a. in den USA, Großbritannien, Russland, Frankreich, den Niederlanden sowie Servicezentren im asiatischen Raum. 2003 feiert die Firma Blüthner 150jähriges Jubiläum. Seit 1853 sind mehr als 150.000 Instrumente produziert worden.

Objektbeschreibung

Fabrikgebäude Ecke Weststraße / Plagwitzer Straße
Datierung: ab 1860

Die Fabrik in der West Vorstadt, 1892 |
Abb.: Eckert & Pflug [Verlag] Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Teil. Leipzig 1892.

Beschreibung des Zustandes 1876 (Buchstaben in Klammern [] beziehen sich auf den Grundriss der Fabrik weiter oben):
Hufeisenförmiges, vierstöckiges Fabrikgebäude [A + B] mit 125m langer Fassade zur Weststraße sowie 175m Fassade zur Plagwitzer Straße. Der Bau war massiv und verfügte über einen Keller. Das freistehende Gebäude bot den Vorteil guter natürlicher Beleuchtung für alle Räume. Auch waren alle Stockwerke und Räume an die Heizung sowie Gas- und Wasserleitungen angeschlossen. Neben dem Hauptgebäude befanden sich verschiedene Nebengebäude auf dem Gelände, u.a. eine Sägerei [C], ein Trockenspeicher [G] und ein Kesselhaus [E]. An der Weststraße (Friedrich-Ebert-Straße 67) standen, mit etwas Abstand zum Fabrikgebäude, Wohnhäuser [L]. Und auf der anderen Seite der Fabrik befand sich die Villa des Fabrikbesitzers [M] mit Garten (Käthe-Kollwitz-Straße 46).

Wohngebäude Friedrich-Ebert-Straße 65/67
Datierung: um 1850, renoviert 2010-2012

Um 1850 im Zuge der Bebauung der Weststraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) wahrscheinlich als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Nutzung des Gebäudes über fünf Generationen durch die Familie Blüthner bis zur Verlagerung des Firmensitzes nach Großpösna. Das Gebäude wurde 2010 bis 2012 aufwändig restauriert und wird heute ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Renovierungen standen unter der Leitung der Bauart GmbH, Amberg-Leipzig.

Bau-Beschreibung:
Vierstöckiger Bau aus der Gründerzeit mit Ziegelverblendungen und Putzelementen. Abgerundete Sprossenfenster gliedern den quadratischen Bau vertikal und horizontal symmetrisch. Aufwändige Fenstergesimse als Schmuckelemente und Kontrast zum Ziegelwerk. Stuckgesimse unterteilen die Front zwischen dem 1. und 2. sowie 3. und 4. Stockwerk, so dass die 4. Etage wie eine Mansarde wirkt. Abschluss zum Dach mit breitem Dachgesims. Zudem Unterteilung des Erdgeschosses durch einen zusätzlichen schmalen Fries. Heutige Balkone an den Seitenmauern sind nachgerüstet und dürften auch in anderer Form im Originalzustand nicht vorhanden gewesen sein. Erhalten ist zudem die wohl ehemalige Hofeinfahrt. Offensichtlich bestand hier zum Nachbarhaus noch eine Grundstücksmauer, die heute aber nicht mehr vorhanden ist. Zusammen mit Haus Nr. 65 (im ähnlichen Baustil gehalten) zeigen diese beiden Häuser die vormalige Pracht dieser Straßenbebauung.

Villa Blüthner, Käthe-Kollwitz-Straße 46
Datierung: 1858

Foto: Mathis Nitzsche; Quelle: https://www.architektur-blicklicht.de/artikel/touren/villa-bluethner-leipzig-zentrum-west-bachviertel/

Fabrikanten Villa mit historisierender Putzfassade. Eine der frühesten erhaltenen Villenbauten an der ehemaligen Plagwitzer Verbindungsstraße.

Standort Franz-Flemming-Straße 39
Datierung: 1888 (Andere Quellen: 1897)

Um 1888 entstand für die Firma Blüthner ein Dampfsägewerk mit angeschlossenem Holzlager. Durch den Bahnanschluss an die Sächsisch–Thüringische Eisenbahn war eine effiziente Holzversorgung für die prosperierende Pianofortefabrik möglich. Nach der Zerstörung des Hauptstandortes in der Friedrich-Ebert-Straße wurden auf dem Gelände des Sägewerkes neue Gebäude errichtet, um die gesamte Produktion an diesem Platz zu konzentrieren. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände in Leutzsch ein Gewerbepark. Das Grundstück ist Eigentum der Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH.

Quellenverzeichnis:

Autor/in: Hartmut Bräuninger (2013), Frank Heyme , Corinna Klußmann (2023)

Fotografien:

  • Frank Heyme: Franz-Flemming-Str. 39
  • Hartmut Bräuninger, Bauart GmbH: Friedrich-Ebert-Straße 67)
  • Mathis Nitzsche: Fabrikantenvilla

Objekt Nr.: 0402 / 7309




E-Werk Naundörfchen; Umschaltwerk; Schalthaus

E-Werk Naundörfchen; Umschaltwerk; Schalthaus
Zentrum West

Naundörfchen 30 und 30a
04109 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Ehemaliges Elektro-Umschaltwerk mit Schalt- und Akkumulatorenhaus sowie Maschinenhalle; technisches Denkmal

Datierung:
um 1910

Nutzung (ursprünglich)/Industriezweig/Branche:
Umspannwerk für die Elektroversorgung der Stadt Leipzig, Bereich Zentrum und möglicherweise für die Versorgung der Straßenbahnen

Bau- und Firmengeschichte:
Umspannwerk wurde genutzt bis in die späte DDR-Zeit. In Nr. 30 war die Umspanntechnik vorhanden, in der ehemaligen Maschinenhalle die Wartung von Stromzählern.

Charakterisierung:
Baustil Art Déco. Im Jahre 2006 umgebaut zu Loft-Wohnungen unter weitgehender Erhaltung der alten Bausubstanz, insbesondere der unteren Außenfassade der Vorderfront mit den stiltypischen Fenstergestaltungen.
Architekten: Helm und Künzel GmbH, Leipzig in Zusammenarbeit mit BAUART GmbH, beide an der Adresse geschäftsansässsig.

Quellen und Literatur:
http://www.bauart.ag/index.php?option=com_content&view=article&id=8&Itemid=9

Autor/in:
Hartmut Bräuninger




Aroma-Werk Leipzig Carl Heine & Co.

Aroma-Werk Leipzig Carl Heine & Co.
Zentrum-West

Schreberstraße 6 und 4a; Schrebergässchen 3
04109 Leipzig

Kurzcharakteristik:
Ehemaliges Fabrik-, Verwaltungs- und Laborgebäude der Aroma-Werke Carl Heine & Co. AG

Datierung:
um 1850

Bau- und Firmengeschichte:
Dr. Carl Heine war neben seiner Pionierleistung als Begründer der Industrieansiedlungen in Plagwitz und Lindenau auch einer der Initiatoren der Vorstadtbebauung der Westvorstadt, insbesondere des heutigen Bachviertels. Seine Mietshäuser dort waren nicht mit den üblichen Waschhäusern ausgestattet. Seinen Mietern bot er ein gemeinsames Waschhaus auf dem hier beschriebenen Grundstück an. Für die Beheizung wurde ein Dampfkessel aus England angeschafft, dessen überschüssiger Dampf für erste Destillationen von Pflanzenaromen genutzt wurden. 1859 wurde Otto Steche Teilhaber der Carl Heine & Co., die 1911 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die Firma bestand in Privatbesitz (letzter Komplementär Hans Steche) bis 1956 zuletzt als Kommanditgesellschaft. 1972 wurde die Heine & Co. KG verstaatlicht. Der neue Name war VEB Aromatic Leipzig. Zu den Produkten gehörten ätherische Öle, Fruchtaromen, Getränkefarbstoffe, Gewürzessenzen und Lebensmittelfarbstoffe. 1977 wurde das Unternehmen um die VEB Geschmackstoffe Leipzig und VEB Leipziger Essenzen erweitert. Ab 1977 wurde Aromatic Leipzig dem VEB Rosenol Leipzig unterstellt. 1981 wurde es Betrieb des VEB Kombinat Chemisch-Technische Erzeugnisse Leipzig. 1985 untergliederte man die Firma dem VEB Kombinat Öl und Margarine Magdeburg. 1992 meldete das Nachfolgeunternehmen Aromatic GmbH Leipzig Insolvenz an. Seitdem verfielen die Gebäude zusehends und gehörten im Bachviertel zu den am stärksten sanierungsbedürftigen Grundstücken.

Charakterisierung:
Gebäude-Ensemble mit Hauptgebäude Schreberstraße 6, in dem sich vormals die Verwaltung und die Labore befanden.
Schrebergässchen 3 offensichtlich einst Produktionsgebäude sowie Schreberstraße 4a, wohl auch als Kesselhaus genutzt mit saniertem Industrieschornstein (allerdings in der Länge gekürzt). Alle Gebäude sind in gelben Ziegeln gebaut mit verstärkenden Eisenträgern im Inneren und Betondecken. Im Keller finden sich Gewölbedecken. Zum Teil wurden schmiedeeiserne Treppen erhalten Die Fenster weisen überwiegend Rundbögen aus Ziegeln auf, mit Ornamentik. Die Fronten sind durch Friese in Ziegelsteinoptik gegliedert. Der Schornstein weist schlichte Ornamentik in dunkleren Ziegeln aus. Für ein Industriegebäude ungewöhnlich sticht am Hauptgebäude ein Ziergiebel mit barock anmutenden Voluten hervor. Sehenswert sind auch runde Zierziegel in Rosettenform, die ins Ziegelmauerwerk der Straßenfront eingelassen sind.
Die Firma Margaux GmbH, Markleeberg arbeitet seit ungefähr 2010 an einer denkmalgerechten Restauration und Umbau des Fabrikgebäudes in Eigentumswohnungen mit Loftcharakter. Der frühere Fabrikhof, der von einigen nicht erhaltbaren Gebäuden beräumt wurde, wurd gärtnerisch gestaltet und notwendige Parkplätze entstanden. Die Sanierungsarbeiten wurden 2012/13 fertig gestellt.

Quellen und Literatur:
http://www.aromawerke.de/index.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Heine_%26_Co
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Heine
http://www.archiv.sachsen.de/archive/leipzig/4243_3230373134.htm
http://www.archiv.sachsen.de/archive/leipzig/4243_3230363938.htm

Autor/in:
Hartmut Bäuninger